Pierre Soulages‘ Malerei »jenseits von Schwarz« – die Outrenoirs – zählt zu den bedeutendsten künstlerischen Innovationen der europäischen Nachkriegszeit. Mit der jüngsten Neuerwerbung, dem musealen Gemälde Peinture 252 × 102 cm, 8 février 1990, zieht eines dieser berühmten Outrenoirs in die Sammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe ein und wird nun zum ersten Mal in Karlsruhe der Öffentlichkeit präsentiert.

Das Werk ist im Rahmen der Studioausstellung Schwarze Materie. Pierre Soulages vom 27. September 2025 bis zum 15. März 2026 in der Sammlungspräsentation der Kunsthalle im ZKM zu sehen. Am Samstag, den 27. September, lädt das Museum um 11.30 Uhr zu einer Eröffnungsmatinee. Es begrüßt Andreas Schüle, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, und Frédéric Bußmann, Direktor der Staatlichen Kunsthalle, führt als Kurator in die Ausstellung ein.

Nicht allein die Farbe Schwarz, sondern das Spiel des Lichts auf den pastos aufgetragenen Oberflächen interessierte den Maler. Mit Klingen, Bürsten und Messern strukturierte er die Farbe so, dass sie das einfallende Licht in wechselnden Reflexen zurückwarf. Die Schau zeigt neben dem großformatigen Gemälde auch eine Reihe jüngerer Arbeiten des Künstlers auf Papier aus dem Musée Soulages in Rodez, die das Thema Licht aus einer anderen Perspektive beleuchten. Mal setzen sie auf das Wechselspiel von Schwarzflächen und Bleistiftlinien, mal lassen sie das Weiß des Papiers durch schemenhafte Farbaufträge durchscheinen. So wird deutlich: Soulages war nicht nur ein Maler des Schwarz, sondern vor allem ein Maler des Lichts.

Sein Umgang mit Licht fand einen Höhepunkt in den Glasfenstern der romanischen Abteikirche Sainte-Foy in Conques. Zwischen 1987 und 1994 entwarf Soulages 104 Fenster aus eigens entwickeltem Glas. Zwei vorbereitende Entwürfe für die Apsis sind nun in Karlsruhe zu sehen – sie verdeutlichen, wie sehr Soulages das Verhältnis von Licht, Raum und Wahrnehmung beschäftigte.

Der Ankauf des Werks wurde ermöglicht durch Mittel der Museumsstiftung Baden-Württemberg. Die Studioausstellung entstand in Kooperation mit dem Musée Soulages in Rodez.

Pierre Soulages (1919–2022)
Pierre Soulages gilt als eine der zentralen Künstlerfiguren des 20. Jahrhunderts. Der Sohn eines Handwerkers aus Rodez im Süden Frankreichs entdeckte früh die prähistorischen Höhlenmalereien von Lascaux, die sein Verständnis von Schwarz als „Urfarbe der Malerei“ prägten. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Soulages rasch Anschluss an die Avantgarde und war 1948 in der Ausstellung Französische abstrakte Malerei in Baden-Württemberg vertreten – sein erstes wichtiges öffentliches Auftreten in Deutschland. In den folgenden Jahrzehnten wurde er zu einem international gefeierten Maler, dessen Werke in Europa, den USA und Japan breite Anerkennung fanden. Seit Ende der 1970er Jahre entwickelte er die Werkgruppe der Outrenoirs, die ihn weltberühmt machte. Seine Malerei lebt vom Wechselspiel zwischen Oberfläche und Licht, zwischen Material und Wahrnehmung. Soulages war Mitglied der Académie des Beaux-Arts, erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen und wurde in Museen weltweit ausgestellt. 2014 eröffnete in Rodez das Musée Soulages, das seinem Werk gewidmet ist. Der Künstler starb 2022 im Alter von 102 Jahren.

Ausstellungsansicht Dunkle Materie, Pierre Soulages, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
27.09.2025 - 15.03.2026

Schwarze Materie. Pierre Soulages

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

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76135 Karlsruhe