Wem gehörte ein Gemälde, bevor es in den Bestand eines Museums gelangte? Welche Wege nahm eine Skulptur, ehe sie als Teil einer öffentlichen Sammlung ausgestellt wurde? Fragen wie diese bilden den Kern der Provenienzforschung an einem Kunstmuseum. Mit dieser Forschung wird angestrebt, die Eigentumsgeschichte jedes Objekts lückenlos zu ermitteln. Zentral ist dabei die Frage, ob ein Kunstwerk in der NS-Zeit verfolgungsbedingt entzogen wurde, aus einem kolonialen Unrechtskontext oder aus Entziehungskontexten in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR stammt. Damit sensibilisiert die Provenienzforschung für das Anliegen, sich heute der historischen Verantwortung zu stellen, eröffnet aber auch allgemein Einblicke in historische Zusammenhänge.
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe widmet diesem wichtigen Forschungsbereich nun die Studioausstellung Spurensuche. Aus der Forschung zur Herkunft der Kunstwerke, die bis zum 8. März 2026 in der Sammlungspräsentation der Kunsthalle im ZKM zu sehen ist. Im Zentrum stehen ausgewählte Werke, an denen sich nachvollziehen lässt, welche Instrumentarien die Provenienzforschung nutzt. Dabei liegt der Forschungsschwerpunkt an der Kunsthalle Karlsruhe auf der NS-Zeit und sämtlichen Sammlungszugängen seit 1933, die vor 1945 entstanden sind. Exemplarisch zeigt die Schau, welche Spuren in Archiven, Katalogen oder auf den Rückseiten von Gemälden Hinweise auf frühere Eigentümer*innen liefern. Die Studioausstellung Spurensuche macht methodische Ansätze und Werkzeuge dieser Forschung sichtbar.
Die wissenschaftliche Disziplin der Provenienzforschung formierte sich seit den späten 1990er-Jahren. Sie trug dem zunehmend dringenden Bewusstsein Rechnung, dass sich in öffentlichem Besitz weiterhin während der NS-Zeit verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter befanden. Die Washingtoner Konferenz von 1998 formulierte hierzu allgemeine Richtlinien, die ein Jahr später in Deutschland in eine staatliche Selbstverpflichtung mündeten. Kunstwerke mit einem NS-Unrechtskontext sollten verstärkt gesucht, identifiziert und den rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben oder mit ihnen eine Einigung gefunden werden.
An der Kunsthalle Karlsruhe wird seit 2010 systematisch Provenienzforschung betrieben. Neben der Bearbeitung von Restitutionsanträgen untersucht das Haus kontinuierlich seine Bestände. Längst gehört die Provenienzforschung zu den festen Aufgabenfeldern der Museumsarbeit – von Neuerwerbungen über Leihverkehr und Ausstellungen bis hin zur Vermittlung.
Interim seit 2023: Zentrum für Kunst und Medien, Lorenzstraße 19
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