Wer sind wir und was machen wir hier? Seit Sigmund Freud (1856–1939) die Psychoanalyse begründet hat, suchen wir Antworten auf die großen Fragen des Lebens auch in der eigenen Seele.
Psychonaut leitet sich von Astronaut ab und meint wörtlich Seelen-Schiffer. Seine Reisen führen nicht ins All, sondern in die unendlichen Weiten in uns selbst. In diesem Sinne erkunden die Künstler John Bock (*1965) und Heiner Franzen (*1961) in ihren Videos die menschliche Psyche und ihre Abgründe. Inspirieren lassen sie sich dabei von den Bilderströmen des Kinos, das als Traum- und Mythenmaschine oft mit der menschlichen Psyche verglichen wurde.
Die Installationen „Cowwidinok“, 2015, von Bock und „Twin“, 2009, von Franzen stammen aus der Sammlung der Berlinischen Galerie und werden erstmals in den Räumen des Museums gezeigt.
John Bock, Cowwidinok, 2015
John Bock experimentiert in seinen Filmen mit unterschiedlichen Genres. Alle filmischen Arbeiten des Künstlers entführen uns in eine traum- oder albtraumartige Parallelwelt. Den Spielfilm „Cowwidinok“ drehte Bock in seiner Ausstellung „Im Modder der Summenmutation“, die 2013/14 in Bonn stattfand. Darin agieren Schauspieler*innen auf verschiedenen Bühnen, die jeweils unterschiedlichen Filmgenres zuzuordnen sind — Absurdes Theater, Soap Opera, Märchen, Thriller, Bauerntheater und andere.
Zur Installation gehört auch ein großer Kasten mit Guckloch und eine Projektion. Letztere zeigt das Innere des Kastens: absurdes Welttheater im Puppenformat. Eine Kamera fährt darin in der Mitte im Kreis und filmt in die nach innen offenen Bühnen.
Heiner Franzen, Twin, 2009
Heiner Franzen spielt in seinen Zeichnungen und Videos mit unserer Vorstellungskraft. In den beiden hier ausgestellten Video-Installationen verarbeitet er Material aus James Camerons „Terminator II“, 1991, und aus Stanley Kubricks „Shining“, 1980. Franzen löst jeweils kurze Sequenzen aus dem größeren filmischen Zusammenhang. Diese zerlegt er in Einzelbilder, bearbeitet und verfremdet sie und setzt sie am Ende neu zusammen. Ein Detail wird so zur Keimzelle des Films – emotional verstörend und rätselhaft. Franzens Arbeiten funktionieren wie ein Echoraum der Erinnerung. Was dort nachhallt, erleben wir ganz neu. Das scheinbar Bekannte haben wir noch nie gesehen.
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