Mit Lass deinen Regen regnen (Kendi Yağmurunu Yağdırmak) präsentiert die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden die bislang größte Einzelausstellung der Künstlerin Mehtap Baydu in Deutschland.
Baydus künstlerisches Schaffen ist von Performance und vom Körper als Träger kultureller Bedeutungen, gesellschaftlicher Zuschreibungen und einer in ihm verborgenen Widerstandskraft geprägt. In ihren Werken überschreitet sie immer wieder festgelegte Rollenbilder, eignet sich vermeintlich „männliche“ Haltungen an, öffnet tradierte „weibliche“ Zuschreibungen und dekonstruiert gesellschaftliche Erwartungen durch Inszenierung, Rollentausch, unverhüllte Körperlichkeit und Selbstverhüllung.
Der für die Ausstellung gewählte türkische Titel Kendi Yağmurunu Yağdırmak, der sich mit „Lass deinen Regen regnen“ übersetzen lässt, verweist auf den schöpferischen Akt aus sich selbst heraus etwas hervorzubringen – jenseits äußerer Erwartungen. Der Titel zelebriert die Selbstermächtigung aber auch die stille Freude des Mit-sich-Seins. Zugleich spricht er von der Durchlässigkeit zwischen dem Ich und dem Gegenüber, von Nähe und bewusster Distanz.
Mit der Ausstellung Lass deinen Regen regnen (Kendi Yağmurunu Yağdırmak) versammelt die Künstlerin neue und ältere Werke zu einer grenzübergreifenden Erfahrung, die sich bewusst jenseits vorgefertigter Narrative bewegt. Ihre Arbeiten liefern keine eindeutigen Antworten, sondern nähern sich poetisch und spielerisch den sensiblen Politiken rund um den weiblichen Körper, Fragen von Migration und autobiografischer Verortung, sowie tradierten Rollenbildern innerhalb sozialer und politischer Systeme.
Mehtap Baydu ist der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden seit vielen Jahren verbunden. Ihre künstlerische Praxis setzte sich dabei wiederholt mit dem spezifischen Kontext Baden-Badens auseinander – mit seiner Geschichte, den verschiedenen Communities vor Ort sowie mit Fragen des öffentlichen Raums. Aus dieser mehrjährigen Verbindung sind zahlreiche künstlerische Impulse hervorgegangen, die nun auch in der Ausstellung nachhallen.
Die Ausstellung von Mehtap Baydu in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden wird kuratiert von Christina Lehnert und Sandeep Sodhi.
Mehtap Baydu wurde in Bingöl, Türkei, geboren und studierte Bildhauerei an der Hacettepe-Universität Ankara sowie an der Kunsthochschule Kassel bei Prof. Dorothee von Windheim. Ihre künstlerische Praxis bewegt sich an der Schnittstelle von Performance, Skulptur und gesellschaftspolitischer Reflexion. Wiederkehrende Themen in ihren Arbeiten sind Körper, Identität, Geschlechterrollen, Migration und das Sichtbarmachen marginalisierter Erzählungen. Dabei arbeitet sie oft ortsspezifisch und mit performativen Mitteln im öffentlichen Raum.
Sie war Stipendiatin zahlreicher Förderprogramme, darunter die Kulturakademie Tarabya(2020 und 2022), das Baroness Nina von Maltzahn Fellowship der Robert Wilson Foundation (2025), das Recherchestipendium des Berliner Senats (2021) sowie Preisträgerin des Kunstpreises der Städtischen Galerie Nordhorn (2021) und des Dr. Wolfgang Zippel-Kunstpreises (2011).
Baydus Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem in der Bundeskunsthalle Bonn, Istanbul Modern, im Kunstmuseum Wolfsburg, dem Bröhan-Museum Berlin, der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, im HKW Berlin, in der Kunsthalle Emden, beim STUK Leuven und auf der Mardin Biennale. Solopräsentationen zeigte sie u. a. in der Städtischen Galerie Nordhorn, Galeri Nev Ankara, Edition Block Berlin und im Badischen Kunstverein Karlsruhe.
Baydu lebt und arbeitet in Berlin
Lichtentaler Allee 8a
76530 Baden-Baden