Die Ausstellung der Wilhelm-Lehmbruck-Preisträger 2020 präsentiert mit raumgreifenden Werken das Schaffen des kanadischen Künstlerpaares der letzten 20 Jahre. Weltweit bekannt geworden sind Janet Cardiff (*1957) und George Bures Miller (*1960) mit ihren multimedialen Installationen, die Worte, Geräusche und Musik fühlbar machen. Der meisterhafte Einsatz akustischer Elemente in den Werken von Cardiff und Miller erschafft eine neue Wirklichkeit: Wo endet die Realität und wo beginnt die Fiktion? Subtil und zugleich enorm wirkungsvoll unterwandern sie in ihren fesselnden, bisweilen an True-Crime-Storys erinnernden Erzählungen die Herrschaft der Rationalität, sodass das Ungreifbare und Vage der Gefühlswelt die Wahrnehmung dominierten.

Mit ihrem Werk haben Cardiff und Miller ein ganzes Genre geprägt. Sie knüpfen an wichtige Entwicklungen der Skulptur des 20. Jahrhunderts an und eröffnen zugleich neue Perspektiven für die Skulptur des 21. Jahrhunderts: Sie erweitern unser Verständnis von Skulptur in die Welt der Klänge. So schaffen Cardiff und Miller eine neue Qualität von Klang als plastischem Material – die Immaterialität des Klangs wird körperlich spürbar und gewinnt so eine räumliche Präsenz, in der sich das Plastische neu definiert.

Vom 27. März 2022 bis 7. Mai 2023 (verlängert) lädt das Lehmbruck Museum seine Besucher*innen ein, die Klanginstallationen und bewegten Maschinen-Skulpturen des kanadischen Künstlerpaares zu erleben. Zum ersten Mal in Europa zeigt das Lehmbruck Museum das neueste Werk von Cardiff und Miller: „Escape Room”, ein interaktives Environment, das die Besucher*innen mit ihren Bewegungen „zum Leben” erwecken. Es ist eine Parabel unserer Erfahrung der Isolation in der Zeit der Pandemie.

Die Verleihung des Wilhelm-Lehmbruck-Preises an Janet Cardiff und George Bures Miller fand am 20. September 2020 im Lehmbruck Museum statt. Das Künstlerpaar war live aus Kanada zugeschaltet. Cardiff und Miller fühlten sich durch die Auszeichnung mit dem Wilhelm-Lehmbruck-Preis sehr geehrt: „Wir freuen uns außerordentlich, diesen Preis erhalten zu haben und sind begeistert, mit dieser Würdigung nun in einer Reihe mit so vielen von uns seit Jahren verehrten Künstlern zu stehen.“ Nach Rebecca Horn (2017), Reiner Ruthenbeck (2006), Nam June Paik (2001), Richard Long (1996), Richard Serra (1991), Joseph Beuys (1986), Claes Oldenburg (1981), Jean Tinguely (1976), Norbert Kricke (1971) und Eduardo Chillida (1966) wurde der Wilhelm-Lehmbruck-Preis 2020 zum elften Mal vergeben.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Dr. Söke Dinkla, Dr. Stefan Trinks und Ronja Friedrichs im Wienand Verlag. Hier können Sie den Aufsatz „Weltfluchten – Weltmodelle.