Ein französisches Fischerdorf wird zum Mythos. Étretat, in der Normandie an der Atlantikküste gelegen, zog im 19. Jahrhundert zahlreiche Künstler in den Bann. Ihr Interesse galt vor allem der charakteristischen Klippenlandschaft, die als aufregend schön und bedrohlich zugleich wahrgenommen wurde. Maler und Schriftsteller reisten nach Étretat und machten den abgelegenen Ort durch ihre Werke über die Grenzen Frankreichs hinaus berühmt. Mit der zunehmenden touristischen Erschließung um 1850 entwickelte sich Étretat zu einem beliebten Seebad und zu einem Treffpunkt für Künstler, Intellektuelle und das Pariser Bürgertum: Gustave Courbet malte hier seine berühmten Wellenbilder, Guy de Maupassant erhob Étretat literarisch zu einem Sehnsuchtsort und der Komponist Jacques Offenbach ließ sich in dem kleinen Küstenort eine großzügige Villa bauen. Vor allem aber Claude Monet war von der einzigartigen Steilküste mit ihren drei Felsentoren – der Porte d’Amont, der Porte d’Aval und der Manneporte – derart fasziniert, dass er ihr etliche Gemälde widmete. Unter den sich stets verändernden Licht- und Wetterverhältnissen begann Monet in Étretat erstmals, Motivreihen zu malen, eine Arbeitsweise, die sich später zu seinem Markenzeichen entwickeln sollte. So spielte Étretat eine bedeutende Rolle bei der Entstehung einer neuen Malerei, die später als Impressionismus in die Geschichte der Kunst einging.

Das Städel Museum präsentiert gemeinsam mit dem Musée des Beaux-Arts de Lyon eine große Ausstellung über die künstlerische Entdeckung von Étretat und den Einfluss des Ortes auf die Malerei der Moderne. Im Frühjahr 2026 werden in Frankfurt herausragende Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und historische Dokumente aus französischen, deutschen und weiteren internationalen Museen sowie Privatsammlungen zu sehen sein. Die Werke moderner und zeitgenössischer Künstler – von Félix Vallotton und Henri Matisse über Georges Braques bis hin zu Elger Esser – verdeutlichen zudem die anhaltende Faszination, die von diesem Ort bis heute ausgeht. Seit mehr als 150 Jahren ist Étretat Urlaubsort und Ziel des internationalen Tourismus. Die Menschenströme bedrohen die Steilküste jedoch ebenso wie die Erosion und der Klimawandel. Die Untersuchung des Mythos Étretat ermöglicht es somit auch, wie unter einem Brennglas die ambivalenten Auswirkungen der Popularisierung eines Ortes und die Rolle, die die Kunst dabei spielte, nachzuvollziehen. 

(Titel- und Laufzeitänderung vorbehalten)

19.03. - 05.07.2026

Monets Küste. Die Entdeckung von Étretat

Städel Museum

Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main