In Begleitung der Landessaustellung Rheinland-Pfalz 2022 zum Thema „Der Untergang des Römischen Reichs“ zeigt die Kunsthalle Trier eine internationale zeitgenössische Ausstellung.

Fokus liegt hierbei nicht auf der historischen Entwicklung in der Antike, die zum Zusammenbruch eines Staatswesens vom Nahen Osten, von Nordafrika bis zu weiten Teilen Europas führte, sondern auf gegenwärtigen und zukünftigen Visionen von Untergängen. Beleuchtet werden gesellschaftliche und politische, wirtschaftliche und technologische Szenarien, die sowohl dystopisch sein können, aber auch Perspektiven einer disruptiven Transformation aufzeigen, die wiederum eine positive Betrachtung ermöglichen. Die künstlerischen Auseinandersetzungen kreieren ein kaleidoskopartiges visuelles Nachleben der Expansion und des Untergangs Roms.

Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler kommen aus verschiedenen Gegenden des untergegangen römischen Herrschaftsbereichs – aus dem heutigen Libanon, Jordanien und Syrien, aus Algerien, Palästina und Tunesien, Italien, Frankreich und aus Deutschland. Dreizehn zeitgenössische Positionen interpretieren das Thema in vielfältiger Weise – gezeigt werden Videoarbeiten und Fotografie, Skulptur und Keramik, Installationen und Malerei.

Die Arbeiten heben die Aspekte der Globalisierung und moderner Kriegsführung, des Konflikts und der Zerstörung hervor, die meist verdeckt bleiben. So dokumentiert zum Beispiel der palästinensische Künstler Taysir Batniji in seiner Fotoinstallation den Zerfall der digitalen Kommunikation. „What if“ ist ein visuelles Gedankenspiel des in Syrien geborenen Künstlers Manaf Halbouni: Was wäre, wenn nicht Westeuropa, sondern zwei östliche Mächte die Welt mit Waffen und technologischen Errungenschaften beliefert hätten? Der tunesische Künstler Skander Khlif konfrontiert die Besucher:innen mit eindrucksvollen Fotografien seiner Heimat gemildert durch den melancholischen Blick der Nostalgie. Das libanesische Künstlerduo Joana Hadjithomas und Khalil Joreige visualisieren die disruptive Linearität der Geschichte auf fast geologisch-archelogische Weise mit ihren vier Leporellos welche Fotografie, Zeichnung und Text miteinanderverbinden. Die akribischen Papierarbeiten vom syrischen Künstler Ali Kaaf kombinieren Verlust – durch die präzise geführte Schnitte – und Genesis – die Formierung einer neuen Bildrealität. Die großformatigen Ölgemälde des deutschen Künstlers Benjamin Burkard spielen mit dem ästhetischen Widerspruch der Brutalität des Krieges und der bildlichen Kunst, der Härte der Gewalt und des Glanzes der edlen Materialien. Inspiriert vom spanischen Drama „Bodas de sangre“ (Bluthochzeit) nimmt die gebürtige Jordanierin Jehan Abuaffar einen poetischen Standpunkt in ihrer stetig wachsenden abstrahierten Keramikinstallation ein. Die deutsche Künstlerin Dorothee Albrecht thematisiert in ihrer Rauminstallation den Einfluss des Krieges und stellt dabei Bilder zerstörter Städte in Syrien Archivmaterial Triers nach dem Zweiten Weltkrieg gegenüber. Betonwände, Baupaletten und enge Räume der Installationsarbeit evozieren die urbane Isolation und Hoffnungslosigkeit der Flüchtenden. Die surreale Gegenüberstellung von Werbetafeln von Bauprojekten und der trostlosen Landschaften, in der sie sich befinden ist Thema in den Fotoarbeiten der libanesischen Künstlerin Randa Mirza. Die Ausstellung wirft somit die Frage auf, in wie fern die moderne Betonwelt ein Symptom der Globalisierung darstellt. Die performativ-skulpturale Auseinandersetzung „Schwer auf der Schulter – Leicht im Herz“ des in Syrien geborenen Alaa Aldin Nabhan konfrontiert die Besucher mit dem scheinbaren Widerspruch der Nachfolgen der Zerstörung und dem Wandel, symbolisiert durch einen funktionstüchtigen selbstgebauten Ofen. Als Vertreterin der Arte Povera, drehen sich die Exponate der Italienerin Francesca Cataldi um den materiellen Zerfall und Fragilität. Um das Thema des Untergangs Roms nochmals aufzugreifen, spiegelt die geballte Farbkraft und Intensität der Pinselführung in den Gemälden von Margit Eberhard-Wabnitz das Drama Roms abstrakt wider.

Die Performance des syrischen Künstlers Fadi Al-Hamwi ist ein Highlight unserer Ausstellung und verbleibt als Glasinstallation ein greifbarer Nachweis der Zerstörung und der Gewalt.

Begleitet wird die Ausstellung mit einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm. Ein reichbebilderter zweisprachiger Katalog erscheint zu dieser Wechselausstellung.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag: 11:00 – 18:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 11:00 – 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunsthalle-trier.de

02.06. - 17.07.2022

Untergänge – Von Dystopie bis Disruption

Kunsthalle Trier

Aachener Straße 63
54294 Trier