Das SCHAUWERK Sindelfingen zeigt ab 22. Mai 2022 eine umfangreiche Retrospektive des Malers Ben Willikens (*1939) mit rund 100 Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Künstlers. Er ist bekannt für seine großformatigen Bilder von fiktiven, menschenleeren Räumen in subtilen Grautönen, die wie idealtypische Architekturen der Renaissance wirken. Im Motiv des Raums verarbeitet Willikens biografische Erlebnisse, aber auch die deutsche Vergangenheit und internationale Kunstgeschichte.

Gemälde aus der Sammlung Schaufler werden ergänzt durch Leihgaben aus Museen, Privatbesitz und aus dem Atelier des Künstlers. Hauptwerke wie das Abendmahl aus dem Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt a. M. – ein Zitat der berühmtesten Abendmahlsdarstellung der Kunstgeschichte von Leonardo da Vinci – werden ebenso zu sehen sein wie selten gezeigte, surreal anmutende Zeichnungen der 1960er-Jahre. Die eindrückliche Serie der Anstaltsbilder mit beklemmenden Motiven wie Krankenbahren, Badewannen und Ausgussbecken entstand nach einem Klinikaufenthalt des Künstlers im Alter von 30 Jahren. Sie wird durch Fotografien und Fotostudien erweitert.

In der Orte-Serie ab Mitte der 1990er-Jahre setzt sich Willikens mit dem Nationalsozialismus auseinander. So zeigt Raum 1614, ORTE 2 das Panorama-Fenster in Adolf Hitlers ehemaligen Wohnhaus in Obersalzberg.
Atelier- und Künstlerräume des 20. Jahrhunderts unter anderem von Piet Mondrian und Kurt Schwitters sind Thema der Räume der Moderne. In diesen Werken verlässt Willikens die strenge Grisaille-Malerei seiner Gegenräume und integriert zunehmend farbige Elemente.
Auch Willikens Bühnengestaltungen, die seit Mitte der 1980er-Jahre zu seinem Werk gehören, werden thematisiert. Einen vorläufigen Abschluss von Willikens Lebenswerk und der Retrospektive im SCHAUWERK bildet eine Werkgruppe, die während des Lockdown der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 entstand, sowie jüngst realisierte Gemälde.