Ländliche Regionen werden mit ihrer Architektur zu wenig beachtet. Das möchte diese Ausstellung ändern. Eine Fülle aktueller Bauten zeigt, welche Qualitäten hier zu entdecken sind. Architektur kann viel zu einem guten Leben auf dem Land beitragen.

„Die ganze Welt spricht vom Prozess der Urbanisierung und dass in Zukunft die Hälfte der Menschen in Städten leben wird. Mein Interesse gilt der anderen Hälfte.“

Dieser Satz des finnischen Architekten Sami Rintala beschreibt treffend das Vorhaben, das Deutsche Architekturmuseum mit dem Projekt Schön hier. Architektur auf dem Land verbindet.

Thema
Ländliche Räume als Lebensmittelpunkt gewinnen zunehmend an Aufmerksamkeit. Sie sind Orte zum Wohnen, Leben und Arbeiten. Sie benötigen eine zeitgemäße, ökologische, soziale und bauliche Infrastruktur.

Wenn sich ein Architekturmuseum mit dem ländlichen Raum beschäftigt, so stehen naturgemäß besondere Bauten und regionale Entwicklungen im Zentrum der Betrachtung. Architektur kann ein Ausdruck von Wertschätzung sein, sie kann im besten Fall Selbstbewusstsein generieren. Deshalb lohnt es sich, Engagement für viele kleine Bauaufgaben ebenso wie für ganze Dorfmitten, für funktionierende und von der Bevölkerung angenommene öffentliche Räume, aufzuwenden.

Katalog und Ausstellung
Mit diesem „Anforderungsprofil“ und einem dem ländlichen Raum offenen und zugewandten Blick hat das DAM 70 bemerkenswerte Architekturbeispiele in Europa (Schwerpunkt: Deutschland, Österreich, Frankreich und die Schweiz) ausgesucht.

In die Auswahl fielen Mehrfamilienhäuser, Werkstätten, Bürobauten, Museen, Büchereien, Pflegeeinrichtungen, Scheunenumbauten, Hofreiten, Hotels, Weingüter, Konzerthallen, Kapellen, Sportstätten und öffentliche Bauten wie Gemeindezentren, Schulen und Rathäuser. Nachhaltiger Tourismus wird ebenso thematisiert wie Innenentwicklungen für lebendige Ortskerne. Bei allen Projekten wurden regionale Identitäten herausgearbeitet, Bürgerbeteiligung erprobt und lokales Wissen weiterentwickelt.

Gezeigt werden technologische Entwicklungen und die Verbindung von Traditionellem und Zeitgenössischem. Der Umnutzung und der Sanierung von Gebäuden wird dabei großer Raum gegeben.

Zu Wort kommen die Menschen, die die Orte und Projekte maßgeblich beeinflussen. Vom Gemeinderat zur lokalen Architektin über den Winzer bis hin zum Bürger kommen diejenigen zu Wort, die Initiativen, Bauvorhaben und Beteiligungsprozesse selbstbestimmt umgesetzt haben.

Darüber hinaus haben die Kuratoren die Regionen Schwarzwald und Thüringen sowie die beiden Orte Krumbach in Österreich und Valendas in der Schweiz besucht, die in besonderer Weise ihre Gesamtentwicklung vorangetrieben haben. Deutlich werden dabei die vielfach unterschiedlichen Situationen der Gemeinden – Wachstum und Schrumpfung sind nur ein Paar der teilweise gegensätzlichen Entwicklungen.

Die Ausstellung möchte den Blick lenken auf große und ganz kleine Projekte, vor allem auf beispielhafte, die Anregung für weitere Vorhaben sein mögen und Begeisterung wecken. Es sind einzelne Schlaglichter, ganz dezidiert kein vollumfängliches „Bild vom Land“ oder gar eine Bestandsaufnahme oder Prognose für zukünftige Entwicklungen. Und es ist eine Einladung, von ländlichen Regionen zu lernen.

Ausstellungsort
Das Deutsche Architekturmuseum ist mit dieser Ausstellung zu Gast im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu Anspach.  Thematisch passend wird sie in einer wiedererrichteten Scheune aus der Gemeinde Sand aus dem Jahr 1742 gezeigt. Im Anschluss an die Laufzeit in Neu-Anspach wird die Ausstellung an zahlreiche weitere Orte wandern.

Begleitprogramm
Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm – Fachtagungen, Sommerkino und vieles mehr. Sowohl im Hessenpark in Neu-Anspach als auch im Interimsquartier des Deutschen Architekturmuseums im Frankfurter Ostend. Weitere Informationen in Kürze auf dam-online.de.

Publikation
Zur Ausstellung erscheint ein 336 Seiten starker deutschsprachiger Katalog mit Essays und Beiträgen u.a. von, Marta Doehler-Behzadi, Roland Gruber, Nadja Häupl, Reiner Nagel. Sämtliche in der Ausstellung gezeigten Projekte werden in Bild und Text ausführlich vorgestellt.