In den letzten Jahrzehnten haben Überlebende des rechten Terrors in Deutschland und Angehörige von Opfern für ihr Recht auf Erinnerung im öffentlichen Raum gekämpft.

Sie haben um Straßennamen, Schulen, Parks und Denkmäler gekämpft, aber auch um Raum in Politik und Bildung. Sie haben für das Recht gekämpft, gehört und gesehen zu werden und darum, Veränderungen in der Regierung, im Justiz- und Strafverfolgungssystem und in der Zivilgesellschaft zu erwirken. Diese Kämpfe galten einer besseren Zukunft.

Wir Sind Hier ist ein digitales Kartografieprojekt der Medienkünstlerin Talya Feldman (*1990), das in enger Zusammenarbeit mit Initiativen und Einzelpersonen entstanden ist, die sich gegen Rassismus und Antisemitismus in ganz Deutschland engagieren. Es lädt die Nutzerinnen und Nutzer dazu ein, sich vorzustellen, wie Gedenken – von den Straßen der Städte bis zu den Denkmälern – heute als aktive Form des Widerstands und der Veränderung aussehen könnte und sollte. In Städten wie Berlin, Hanau, Halle, Hamburg, Mölln, Essen, Erlangen und München erhebt das Projekt über die Stimmen und Forderungen von Familien, Initiativen und Betroffenen von rechtem Terror und Polizeigewalt, die allzu oft in den Hintergrund gedrängt werden, Anspruch auf Erinnerungsräume.

Beim Scrollen über die Namen der Opfer können die Nutzerinnen und Nutzer der Plattform Pläne ihrer Städte und der dort von Familien und Initiativen bereits reklamierten Räume oder solchen, die es heute gerade werden, einsehen. Sie erhalten so einen Überblick über rechtsextreme Übergriffe und Polizeigewalt in Deutschland in den letzten vierzig Jahren, darunter auch Fälle von Gewalt, die von staatlichen und kommunalen Behörden noch nicht angemessen untersucht oder als Hassverbrechen anerkannt wurden. Das Projekt ist fortlaufend und wird sich im Laufe der Zeit ausweiten.

Mit den Namen sind die Nutzer:innen auch eingeladen, den Städten und den Stimmen derjenigen zuzuhören, die sich für Gerechtigkeit, Rechenschaftspflicht und Aufklärung einsetzen, indem sie derer gedenken, die sie durch Rassismus und Antisemitismus verloren haben. Die Plattform fordert die Nutzer:innen auf, sich eine alternative Realität vorzustellen, indem sie den Stimmen der Betroffenen zuhören und ihr Recht auf Raum in ihren Städten und in der Gedenkpolitik anerkennen. Diese Stimmen fordern uns auf, uns eine alternative Zukunft vorzustellen, indem wir aktiv ihren Forderungen nach Erinnerung und Veränderung zuhören. Wie kann das, was in der digitalen Welt existiert, die reale Welt beeinflussen?

Wir Sind Hier bietet einen digitalen Raum für individuelles und kollektives Trauern und Widerstand. Das Projekt behauptet Wir Sind Hier – die Namen derer, die in unseren Städten bleiben müssen, die hier sind und niemals vergessen werden dürfen, und es behauptet Wir Sind Hier – die Stimmen derer, die sich aktiv an sie erinnern, die hier sind, kämpfen und nicht länger zum Schweigen gebracht werden wollen.

Die Plattform wird von Talya Feldman und Tuan Quoc Pham in enger Zusammenarbeit mit Familien von Opfern und Überlebenden von rechtem Terror und Polizeigewalt sowie Initiativen aus ganz Deutschland gestaltet, deren Beiträge gemäß ihrer Zeit und ihres Bedarfs kontinuierlich ergänzt oder aktualisiert werden.

Hier finden Sie die Arbeit Wir Sind Hier.

Dauerausstellung

kunstverein.digital: Talya Feldmann - Wir Sind Hier

Kunstverein in Hamburg

Klosterwall 23
20095 Hamburg