„Dieses Fragment eines stehenden Buddha [...] ist ringsum abgebrochen, dass man glauben möchte, das Stück wäre so konzipiert worden. Es strahlt als Ganzes eine seltene Ausgeglichenheit und stille Kraft aus.“ (Raimer Jochims)

Der Torso eines thailändischen Bronze-Buddha, eine Achskappe aus dem Alten China, ein Steinzeug-Fehlbrand aus Korea, ein japanisches Schwertstichblatt, Bruchstücke chinesischer Bronzespiegel – auf den ersten Blick sind dies ganz und gar unterschiedliche Gegenstände. Was sie verbindet: Alle sind unvollständig und damit ihrer ursprünglichen Funktion und Form beraubt.

Dennoch finden sich all diese Objekte in einer über mehr als hundert Jahre gewachsenen Museumssammlung. In ihr kann ein nicht vollständiger Gegenstand ebenso wertvoll sein wie ein makelloses Objekt. Im Museum zählen vorranging ästhetische Fragen, historische Relevanz und die Qualität künstlerischer, gestalterischer und handwerklicher Fähigkeiten, auch unabhängig vom Erhaltungszustand eines Werkes. Dieser Blickwinkel unterscheidet Museen von der großen Mehrheit privater Kunstsammler:innen, für die die Makellosigkeit eines Gegenstandes zu den obersten Prioritäten gehört.

Die Ausstellung präsentiert selten gezeigte Objekte aus der Asiatischen Sammlung im Museum Angewandte Kunst, die ein Nachdenken über Begriffe wie Vollständigkeit, Perfektion, ästhetischer Mehrwert und Provenienz in Gang setzen können. Und sie alle werfen eine Doppelfrage auf: Was ist schon vollständig? Und was unvollständig?

Mit meet asian art widmet das Museum Angewandte Kunst der Kunst Asiens seit 2016 einen dauerhaften Ort des Austausches, des Entdeckens, Verstehens und Diskutierens. Hier finden wechselnde Exponate aus der Sammlung asiatischer Kunst des Museums in Form von Kabinettausstellungen einen Platz. Zugleich ist meet asian art mehr als ein Ausstellungsraum: Als Forum für Veranstaltungen und Präsentationen bietet es immer wieder neue Einblicke in Asiens Beitrag zur Kunst der Welt.