Das Caricatura Museum Frankfurt würdigt den renommierten Maler und Illustrator Michael Sowa anlässlich seines 80. Geburtstags mit einer umfassenden Einzelausstellung. Diese bietet einen ebenso repräsentativen wie exklusiven Einblick in das große Werk eines Künstlers, der sich damit in das kollektive Bildgedächtnis der Bundesrepublik Deutschland eingeschrieben hat.
Michael Sowa wurde am 1. Juli 1945 in Berlin geboren, wo er bis heute lebt. Nach einem Kunstpädagogikstudium an der Hochschule der Künste Berlin arbeitete er einige Monate in Teilzeit als Lehrer und beschäftigte sich weiter mit Malerei. Seit den frühen 1980er Jahren machte Michael Sowa mit Plakaten für die Partei Die Grünen auf sich aufmerksam, was ihm rasch Anerkennung als Illustrator einbrachte. 1988 lieferte er gleich zwei Titel für die TITANIC, 1992 einen dritten. Viele Veröffentlichungen in der Satirezeitschrift folgten, ebenso erschienen Beiträge in der Süddeutschen Zeitung und der taz. 1993 gestaltete er das Cover des Zeit Magazins. Weitere Illustrationen im Magazin begeisterten die Lesenden. Mit dem Gemälde „Last Minute Errand“ schaffte es Sowa 2002 auch auf den Titel von The New Yorker. Besonders geschätzt wird Sowa für seine illustrative Begleitung literarischer Werke namhafter Autoren und Autorinnen, darunter Axel Hacke, Elke Heidenreich, Gerhard Polt, Donna Leon, Roger Willemsen, Max Goldt und Eva Demski. Für die Oper Frankfurt entwarf Sowa das Bühnenbild für die 1998 uraufgeführte Inszenierung der „Zauberflöte“ von Alfred Kirchner, die bis 2022 über 150 Aufführungen erlebte.
Bereits ab den 1980er Jahren fanden die Werke des Malers in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland Beachtung, besonders in Japan feierte Sowa große Erfolge mit zahlreichen Werkschauen. Internationale Aufmerksamkeit erlangte er durch seine Mitarbeit am Filmklassiker Die fabelhafte Welt der Amélie (2001). Die für den Film geschaffenen Tierportraits sowie die Schweinelampe haben längst Kultstatus erreicht. Die in kurzen Sequenzen auftauchenden Bilder „Mädchen mit Bär“ und „Herbert“ sowie die Figur des Krokodils stammen ebenfalls von Michael Sowa. Auch für den Animationsfilm Wallace & Gromit – Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen (2005) gestaltete Sowa Szenenbildentwürfe und Kulissenbilder.
Das Werk des Künstlers ist vielfach ausgezeichnet. 1995 erhielt er den Olaf-GulbranssonPreis, 2004 den Berliner Buchpreis in der Kategorie Kinderbuch (für „Prinz Tamino“), 2013 den Göttinger Elch für sein satirisches Lebenswerk, 2015 den Sondermann-Preis und zuletzt 2020 den e.o.plauen Preis.
Der internationale Erfolg seines Werks ist nicht zuletzt der thematischen Vielfalt und Zeitlosigkeit seiner Bildwelten zu verdanken. Trotz aller Absurdität und Skurrilität wohnt seinem Werk ein feinsinniger, universeller und humanistisch geprägter Humor inne. Seine Themen sind das Außergewöhnliche im Alltäglichen und das Alltägliche im Außergewöhnlichen, Menschliches und Tierisches, Stille und Einsamkeit, aber auch Lebendigkeit und Ausgelassenheit.
Charakteristisch für seine Arbeiten ist eine altmeisterlich anmutende Malweise in Acryl häufig in gedeckten Farben und erdigen Tönen. Diese verleihen seinen melancholischtraumhaften Bildern eine besondere Tiefe, die oft mit einer tragikomischen Note verbunden ist.
Den aufmerksamen Betrachtenden des Gesamtwerks erschließt sich ein wiederkehrendes Repertoire an Symbolen und Motiven: tosende Wellen, mächtige Wolkenformationen, nächtliche Landschaften sowie überdimensionale (Tier-)Gestalten und Schatten, welche die fragilen Idyllen brechen und in gleichermaßen bedrohliche wie humorvolle Szenerien überführen. Und nicht zuletzt sind da die ikonischen anthropomorphen Tiergestalten: Schweine, Katzen, Hasen, Gänse und Hunde bevölkern die tollsten Landschaften und allzu Menschliches spiegelt sich in den vielen portraitierten Tieren wider.
Die Sowa’sche Komik lebt von den Kontrasten: mal durch das Spannungsverhältnis zwischen feinmalerischer Technik und naivem Inhalt, mal durch den Bruch des Alltäglichen durch obskure Requisiten.
Hinzu kommt die scheinbar unbändige Lust des Malers, Komposita und Sprichwörtliches in brillant-komische Gemälde zu übersetzen, mit Blickwinkeln zu spielen, skurrile Räume und unerklärliche Landschaften zu entwerfen. Das alles schafft Irritierendes, Rätselhaftes und Doppeldeutiges, das einlädt, immer wieder entdeckt zu werden.
Die Ausstellung vereint Werke aus allen Schaffensperioden von Michael Sowa. Gezeigt werden ikonische Arbeiten aus seiner Zeit für die TITANIC, welche sich in das kollektive BildGedächtnis der BRD eingeschrieben haben, klein- und großformatige Klassiker der Malerei, seine gemalten Illustrationen und Buchtitel, unveröffentlichte Arbeiten sowie Malereien, Entwürfe und Fotografien zu den Bereichen Film, Oper, Theater und Werbung. Als regionales Highlight werden hier die einzigen in Deutschland verbliebenen Entwürfe zur „Zauberflöte“ an der Oper Frankfurt zu sehen sein. Außerdem – ebenso exklusiv wie Sowatypisch – werden eine ganze Reihe an unveröffentlichten Varianten und Übermalungen, frisch vollendete, aber auch unvollendete Werke in der Ausstellung präsentiert.
Dank knapp 50 privater Leihgeber und Leihgeberinnen ist eine Zusammenstellung gelungen, die es so noch nie zu sehen gab.
Das Caricatura Museum Frankfurt dankt dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain und der FAZIT-Stiftung für die finanzielle Unterstützung der Ausstellung.
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 11:00 - 19:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: caricatura-museum.de