In der Moderne seit dem 19. Jahrhundert im Allgemeinen und den klassischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts im Besonderen ist eine ganz bestimmte Dialektik am Werk: Auf der einen Seite gibt es kühne Innovationen, radikale Negation und ästhetische Dogmen, auf der anderen Seite gibt es eine gewisse Art des Lachens, die die Grundlage für die Entstehung dieses Ausstellungsprojekts bildet. Es ist ein Lachen, das Spaß macht und zugleich – ohne nur skandalisieren zu wollen – alle Konservativitäten, Bigotterien, Moralvorstellungen und nicht zuletzt avantgardistische Dogmatismen unterläuft. Indem es sich gegen den Gebrauch von Kultur zur Einschüchterung und für unverdiente Privilegien wendet, zeigt das Lachen, wie die Autorität ihren Halt verliert, wie die pompöse Geste und das Bild des Helden entkräftet werden. Enthusiastische Albernheit oder Ungeschicklichkeit ist die Grundlage vieler Kunstproduktionen bis weit ins 21. Jahrhundert hinein und reicht zugleich bis weit ins 19. Jahrhundert zurück – und wohl noch viel weiter in frühere Kunstepochen.

Bewusst unreif und völlig eigensinnig, erfindet Ernsthaft? Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst den Humor der Katastrophe, des schlechten Geschmacks, des Fiaskos und der Schande. Die Ausstellung legt Wert auf die unmittelbare Erfahrung, sie ist experimentierfreudig und fördert eine aktive Kommunikation zwischen Werk und Betrachtenden. Eine Philosophie, die den intellektuellen Geist kitzelt, sich aber dem formalistischen Intellektualismus widersetzt. In diesem Sinne impliziert die Ausstellung als ästhetische Praxis eine bewusste, risikofreudige Form der Intuition.

Ernsthaft? Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst kokettiert mit dem Humor der Katastrophe, dem schlechten Geschmack, dem Camp-Ansatz, der Trash-Kultur (B- und Z-Filme), Science-Fiction, Horror und Porno, der Do-it-yourself-Haltung des Punk, der so genannten „Outsider Art“, der Unreife, der Idiotie, der Intuition und natürlich der Leidenschaft und dem Enthusiasmus. Die Kunstwerke werden zusammen mit Filmplakaten, Requisiten, Filmausschnitten, Musikvideos, Cartoons, Pulp-Magazine und allen möglichen Gadgets in ein spezifisches Umfeld eingebettet. Anstelle des unberührten White-Cube-Szenarios wird sich die Ästhetik des Raums eher von Vergnügungsparks mit ihren Kristallpalästen, Spukhäusern und übersättigten bunten Welten inspirieren lassen. Der Logik eines Storyboards folgend stellt die Architektur die gruselige, verrückte Welt der B-Movies nach. Mit anderen Worten, die Ausstellung selbst wird zu einem begehbaren Film, mit einer Eröffnungsszene, gefolgt von verschiedenen „Akten“ und dramaturgischen Wendepunkten, allerdings nicht reibungslos, sondern mit urkomischen Brüchen und Überraschungen, bis zur Katharsis des Abspanns.