Myriam El Haïk, die zuletzt während der 12. Berlin Biennale in den KW Institute for Contemporary Art Aufsehen erregt hat, zeigt in der Galerie im Tempelhof Museum ihre neuesten Arbeiten, die sich mit dem Thema Landschaft auseinandersetzen. Der Titel „Landshift“ ist ein Wortspiel der Künstlerin und deutet auf die von ihr vollzogene Verschiebung in der Auffassung des Begriffs.

El Haïks Landschaften sind reduziert: Lang gezogene farbige Linien, die an sonnenbeschienene Horizonte denken lassen, abstrahieren sich immer weiter zu kleinteiligen Geflechten und geometrischen Mustern. Letztere sind an marokkanische Teppiche angelehnt, die für die Künstlerin erlebte und wieder erlebbare Landschaften darstellen. So erinnert das Netz aus statischen Strukturen und fluiden Formen und Farben an das natürliche Spiel zwischen Stabilität und Instabilität, beispielsweise einem Gebirge und dem Lauf eines Gewässers. Während die Landschaft im westlich geprägten Verständnis vor allem an die visuelle Wahrnehmung eines Subjekts gebunden ist, versucht El Haïk den Erfahrungshorizont ihrer Gebilde zu erweitern. Die Zeichnungen und großformatigen Malereien in der Ausstellung werden mit musikalischen Kompositionen der Künstlerin in Verbindung gebracht. Klang, Malerei und Landschaft nähern sich dieserart einander an. Bei allen dreien geht es um Rhythmus, das Spiel aus Materie und Leere in Raum und Zeit. Auch Subjekt und Objekt sind in diesem Prozess nicht mehr eindeutig voneinander zu trennen. Denn wenn die Landschaften El Haïks zu einem inneren Vibrieren werden, sind die Betrachtenden selbst in diese eingegangen.

Myriam El Haïk (*1973 in Rabat, Marokko) hat in Paris Komposition studiert. Ihre Arbeiten umfassen Malerei und Zeichnung, ebenso wie musikalische Stücke und Performances. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Paris.