Der Titel der Ausstellung Maikäfer flieg! bezieht sich auf das bekannte deutsche Volks- und Kinderlied. Im Laufe der Zeit eigneten sich Schriftsteller, Künstler und Musiker das Stück immer wieder von neuem an. Aufgrund der Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs erlangte es traurige Berühmtheit. 1963 las Paul Celan aus den verhängnisvollen Zeilen »winzige Garben Hoffnung«. 1974 bezog Anselm Kiefer das Lied auf Adolf Hitlers »Nerobefehl«.

Das Fundament der Malerei von André Butzer bilden nicht nur die künstlerischen Umwälzungen seit dem 19. Jahrhundert, sondern auch all die Schrecken und Versprechungen, die die industrielle Revolution und die Moderne hervorgebracht haben. Dazu gehören die nationalsozialistische Massenvernichtung ebenso wie die Prämissen des kapitalistischen Massenkonsums, Friedrich Hölderlin ebenso wie Henry Ford, Walt Disney oder Coca-Cola.  

Neben vier Aquarellen hat der Künstler drei monumentale Gemälde eigens für den Kunstverein geschaffen. Die Bilder speisen sich aus persönlichen Erfahrungen wie einer Reise ins polnische Ko?obrzeg 2003 sowie der Auseinandersetzung mit Edvard Munchs Zeit in Warnemünde 1907 bis 1908. Es sind seriell angelegte Bilder eines von Butzers ikonischen Charakteren, des »Schandemann«. Dieser verkörpert sowohl die ureigene Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz als auch die Zerrissenheit, die die Moderne hinterlassen hat. Auf der Suche nach Frieden und einem Platz in der Welt wird er zum Wanderer. 

Das ist der Punkt, an dem sich die bildliche Gestalt und André Butzers Biografie überschneiden. Auch er ist ein Wanderer, der sich durch die Geschichte in eine unbestimmte Zukunft malt.

André Butzer
1973 geboren in Stuttgart, lebt in Berlin-Wannsee. 

Institutionelle Einzelausstellungen: Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid; Kunstverein Friedrichshafen (2023); Friedrichs Foundation, Weidingen/Bonn (2022); YUZ Museum, Shanghai; Museum of the Light, Hokuto (2020); IKOB Musée d’Art Contemporain, Eupen (2018); Växjö Konsthall, Växjö (2017); Bayerisches Armeemuseum, Ingolstadt;  Neue Galerie Gladbeck (2016); Kunstverein Reutlingen (2015); Künstlerhaus – Halle für Kunst und Medien, Graz (2014); Kestnergesellschaft, Hannover; Kunsthistorisches Museum / Theseustempel, Wien (2011); Kunsthalle Nürnberg (2009); Kunstverein Ulm (2005); Kunstverein Heilbronn (2004)

Ausgewählte öffentliche Sammlungen: Art Institute of Chicago; Carré d’Art-Musée d’Art Contemporain, Nîmes; Children’s Museum of the Arts, New York; Deichtorhallen Hamburg; Friedrichs Foundation, Weidingen/Bonn; Hall Art Foundation, Reading/Derneburg; IKOB Musée d’Art Contemporain, Eupen; Kupferstichkabinett, Staatlichen Museen zu Berlin; LACMA, Los Angeles; Marciano Collection, Los Angeles; MOCA, Los Angeles; Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid; Nationalgalerie/Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin; Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen; Pinakothek der Moderne, München; Rubell Museum, Miami; Sammlung zeitgenössische Kunst der Bundesrepublik Deutschland, Bonn; YUZ Museum, Shanghai


Öffnungszeiten:
Mittwoch - Freitag: 15:00 - 19:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 11:00 - 17:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstverein-friedrichshafen.de

© André Butzer / Kunstverein Friedrichshafen, 2023 Fotograf: Kilian Blees
28.01. - 19.03.2023

André Butzer: Maikäfer flieg!

Kunstverein Friedrichshafen

Buchhornplatz 6
88045 Friedrichshafen