quixotic essence of a breath movement / 1x3 ist eine Performance über das Gehen, die Bewegung, die Begegnung von Personen im Raum. Gehen ist Tanzen in seiner einfachsten, seiner grundlegendsten Form. Schritte folgen einer Linie, bilden eine Diagonale, einen Parcours. Bewegungen synchronisieren sich, nähern sich einander an, driften auseinander. Sie definieren ein Terrain, erobern dieses über die physische Präsenz eines Körpers, oder bleiben ziellos und verweigern sich der Vermessung der Distanz. Das Innehalten und Ausrichten des Blicks gleicht der Aufforderung, etwas im Raum zu tun: zu gehen oder zu tanzen. Selbst die Atmung beeinflusst die Bewegung, verändert den Körper und seine Haltung.

Inspiriert vom Judson Dance Theatre, entwirft Daniela Georgieva gemeinsam mit fünf Tänzerinnen und Tänzern in Solo-, Duett- und Gruppenform eine offene Anordnung aus Gesten und Bewegungsmustern, die sich situativ ihrer Umgebung anpassen. Wie viele Möglichkeiten stecken in einer scheinbar alltäglichen Aktivität wie dem Gehen? Wie verändert die gehende Person den Raum, in dem sie geht?

Das Judson Dance Theater, eine kurze, aber einflussreiche New Yorker Zusammenarbeit von Tänzer*innen, Choreograf*innen und Künstler*innen, hat das Potenzial alltäglicher Gesten und Bewegungsabläufe zum Material ihrer performativen Werke gemacht. Die Performances des Judson Dance Theater griffen die Strukturen von Spielen, einfachen Aufgaben und sozialen Interaktionen auf und betonten Spontanität sowie unkonventionelle Kompositionsmethoden.

Daniela Georgieva interessieren solche aus dem Alltag abgeleiteten, auf Improvisation basierenden Bewegungen als Streben nach Freiheit und Vielfalt in einem Tanz, der vertraute Bewegungsmuster bewusst macht. Sie entwickelt die minimale Erzählsprache, die mit dem Judson Dance assoziiert wird, in ihrer eigenen tänzerisch-choreografischen Arbeit weiter, legt dabei aber den Fokus verstärkt auf die Relationalität von Körper und Raum. Einfache Formen, die auf grafischen Mustern wie Gerade, Diagonale, Kreis, Kreuz basieren, initiieren ein komplexes Repertoire von Bewegungsmustern, die in ihrer Wiederholung weitere Variationen hervorbringen und von der individuellen Interpretation der Tänzer*innen getragen werden.

Das Ausbrechen aus der geraden Linie im Gehen markiert jenen Moment, in dem die alltägliche Bewegung sich in Tanz verwandelt. Die Bewegung im Raum, die diesen wie eine Diagonale teilt, füllt eine ansonsten undefinierte Zone mit Imagination. Diesem improvisierten wie choreografierten Herantasten des Körpers an seine Umgebung korrespondieren Licht, Klang und Stimme. Auch Collage, Fragmentierung, locker strukturierte Partituren, Zufall und Spontaneität charakterisieren quixotic essence of an breath of movement / 1×3. „1“ steht dabei für den Körper, „3“ für Musik und Sprache und „x“ für den Raum im Sinne jenes Ortes, an dem alle Elemente zusammentreffen.

Das Stück, das in seiner Prozesshaftigkeit immer wieder anders ist, entfaltet ein Spannungsfeld zwischen choreografierter und alltäglicher Bewegung, zwischen Subjekt und Objekt, Zuschauer*innen und Teilnehmer*innen. Es unterläuft auf produktive Weise Erwartungen und Zuschreibungen, um letztlich auch die Sensibilität und Selbstreflexion der Betrachter*innen zu aktivieren. Als performatives Format in institutionellen Raum der Kunst verschiebt es den Fokus auf das „live“ vor Ort zu Erlebende. Die Konzentration liegt auf der Präsenz sich bewegender Körper und das unabdingbar Vergängliche des Ereignisses.

An sich hätte quixotic essence of a breath movement / 1x3, die erste institutionelle Einzelausstellung von Daniela Georgieva, ein Projekt sein sollen, die sich in der Zeit entfaltet und den NAK zum Resonanzraum von Bewegung und Begegnung macht. Es wäre eine Präsentation von Scores, von Videos und Objekten sowie Serie von Performances in unterschiedlichen personellen Konstellationen gewesen, deren Spuren und Rahmungen auch da wären, wenn die Tänzer*innen nicht da sind. Die aktuellen Beschränkungen aufgrund von Covid19 machen ein solches Format, das gleichermaßen auf die physische Präsenz von Akteur*innen und Besucher*innen angewiesen ist, leider unmöglich. Statt einer auf Zeit angelegten Ausstellung und regelmäßigen Performances vor Ort wird es deshalb nur einen einmaligen Livestream sowie ein Video von quixotic essence of a breath movement / 1x3 geben. Das Experiment einer performativen Ausstellung wird zum Online- Projekt. Damit stellt sich auch die Frage nach der medialen Transkription des Tänzerischen: Was passiert jenseits der aktuell sichtbaren, weil filmisch fixierten Vorführung? Welƒche Resonanzen erzeugt die Bewegung im Raum und wie lässt sie sich dokumentieren?

Zugleich lässt sich feststellen: Der Raum setzt den Rahmen, doch die Performance findet dort nicht ihren Abschluss. Sie wird sich weiter wandeln.


Aufgrund der aktuellen Lage hat sich der NAK Neuer Aachener Kunstverein entschlossen das Ausstellungsprojekt Daniela Georgieva - quixotic essence of a breath of movement / 1×3 komplett digital zu realisieren. Die digitalen Angebote sind kostenfrei und für jedermann zugänglich. 

Am 14. Februar 2021 laden wir um 18 Uhr zu einem Livestream der Performance quixotic essence of a breath of movement / 1×3 aus dem Kunstverein ein. quixotic essence of a breath movement / 1x3 ist eine Performance über das Gehen, die Bewegung, die Begegnung von Personen im Raum. Gehen ist Tanzen in seiner einfachsten, seiner grundlegendsten Form. Fünf Tänzer*innen bringen Georgievas Choreografie in Kostüm und zu eigens geschriebener Musik in den Räumen des Kunstvereins auf die virtuelle Bühne. Der Stream wird über die social media Kanäle des NAK zu erreichen sein, nähere Informationen dazu alsbald auf der Homepage des Kunstvereins. 

Am 19. Februar 2021 wird Daniela Georgieva in einem Artist Talk per Zoom mit der Kuratorin Vanessa Joan Müller über ihre Arbeit, die Recherche zum Judson Dance Theater und die nunmehr nicht realisierbare Ausstellung sprechen. NAK Direktor Maurice Funken wird das Gespräch moderieren. Den Link zum Gespräch stellen wir auf unsere Homepage und die social media Kanäle. 

Im März 2021 zeigen wir abschließend ein Video der Performance. Der Mitschnitt ist als künstlerische Auseinandersetzung mit dem Projekt zu verstehen, welche Details der Performance in Zentrum rückt. 

Geplant ist des weiteren ein Katalog zum Projekt, der im Laufe des Jahres nachgereicht werden soll und so dokumentarisch das für die Ausstellung zusammengetragene Archiv um Text-, Bild- und Ideenfragmente erweitert. 

28.02. - 28.03.2021

Daniela Georgieva: quixotic essence of a breath movement / 1x3

Neuer Aachener Kunstverein

Passstraße 29
52070 Aachen