Das Center for Native Arts and Cultures organisiert gemeinsam mit dem Künstlerhaus Stuttgart eine zweitägige, offene Arbeitsgruppe, um den Landrückgewinnungsprozess Revue passieren zu lassen, der zur Gründung des Center for Native Arts and Cultures geführt hat. Zudem sollen Ideen dazu entwickelt werden, wie das Center ausgehend von diesem Prozess sein Engagement dafür vorantreiben kann, Netzwerke aus Indigenen Künstler*innen, Kulturinhaber*innen und Organisationen, die von Indigenen Menschen geleitet werden, zu mobilisieren. Begleitet werden diese vor Ort stattfindenden Gruppendiskussionen von einem Reader, einer neuen Videoarbeit mit dem Titel „Never Settle: The Program“ von New Red Order, Performances von Tiokasin Ghosthorse und Allison Akootchook Warden, einer Dokumentensammlung und einer Archiv-Präsentation sowie durch ein von Vermittler*innen des Künstlerhaus Stuttgart organisiertes Programm.

Das Center for Native Arts and Cultures wurde 2021 als Hauptsitz der nicht-kommerziell ausgerichteten Native Arts and Cultures Foundation gegründet, nachdem dieser das Eigentum an einer historischen Wäscherei übertragen wurde, die einst als Yale Union Laundry Building registriert war. Dieses zweigeschossige Gewerbegebäude und das umliegende Grundstück in der Stadt Portland in Oregon befanden sich davor im Besitz des von Künstler*innen geleiteten Kunstraums Yale Union. Die am Künstlerhaus Stuttgart stattfindende Arbeitsgruppe ergänzt eine umfassendere Reihe interner Fokusgruppen, die das Center for Native Arts and Cultures derzeit organisiert. Ziel der Fokusgruppen ist, Ideen für die Rolle des CNAC, seine Möglichkeiten als Organisation und für die strukturellen Grundlagen zu sammeln, die notwendig sind, um das jüngst erhaltene Gebäude zu betreiben und dort Ausstellungen und Vermittlungsprogramme umzusetzen. Seit jeher ist es der Native Arts and Cultures Foundation nicht nur ein Anliegen, das Land zu würdigen, auf dem dieses besondere Gebäude steht. Im Zentrum ihrer Aktivitäten steht darüber hinaus eine verantwortungsvolle Arbeit auf verschiedenen lokalen Ebenen, um sich auf die Geschichte früherer Indigener Menschen zu besinnen, die das Land eher zu Nutzungs- denn zu Zwecken des Eigentums bewohnt haben. Zudem spiegeln die Bemühungen, die Überschreibung von der Yale Union auf die Native Arts and Cultures Foundation zu realisieren, die Anliegen einer breiteren Bewegung wider, die die anhaltenden historischen Ungerechtigkeiten im Zusammenhang mit Landbesitz und Eigentum in den USA und darüber hinaus thematisiert.

Deutschland ist ein weiterer Ort, an diesem diese Diskussionen unbedingt stattfinden müssen. Es steht außer Frage, dass das heute geltende deutsche Bodenrecht durch das deutsche Kolonialreich und dessen weltweite koloniale Aktivitäten geprägt wurde, an denen patrizische Stadtstaaten maßgeblich beteiligt waren.Deutschland hat eine lange und komplexe Vergangenheit in Bezug auf das Erlassen von Gesetzen, um Eigentum zu beschlagnahmen und Grundbesitz zu beanspruchen. Diese Geschichte rechtlicher und wirtschaftlicher Strukturen der Konfiskation, die von Deutschland und dem weiteren europäischen Kolonialismus ratifiziert wurden, haben die Verwaltung von Land und Boden und den damit zusammenhängenden Ressourcen weltweit fundamental verändert. Es muss bewusst gemacht und anerkannt werden, dass und wie sich diese grundlegenden Veränderungen auf aktuell gelebte soziale Verhältnisse, wirtschaftliche Bedingungen und kulturelle Praktiken ausdehnen und sich mit Indigenen und weiteren bestehenden Formen der Landnutzung überlagern. Dieses Projekt stellt eine spezifische Reihe gelebter Fragen und materieller Herausforderungen ins Zentrum, mit denen sich die Native Arts and Cultures Foundation und ihr Center for Native Arts and Cultures derzeit auseinandersetzen. Diese Fragen sind aber genauso Teil aktueller Bemühungen in Forschung, Weiterbildung und Vermittlung, den Einsatz Indigener Menschen für Wiederaufbau, Restitution und Reparationen hervorzuheben. Mit diesem Engagement versuchen Indigene Menschen weltweit, interne Kapazitäten zur Steuerung und Verwaltung zu stärken und politische, ökonomische sowie Ziele zur Weiterentwicklung der Gemeinschaft durchzusetzen.

Mitwirkende: Maile AndradeNatalie DiazHealoha JohnstonTiokasin GhosthorseJoy HarjoFlint JamisonBrandy N?lani McDougallNew Red Order, und Allison Akootchook Warden. Mit Vertreter*innen des Center for Native Arts and Cultures: Lulani ArquetteReuben Tomás Roqueñi, und Gabriella Tagliacozzo.

Die Arbeitsgruppe und der begleitende Reader werden von Healoha Johnston, Direktorin Cultural Resources und Kuratorin für Hawai’i and Pacific Arts and Culture am Bernice Pauahi Bishop Museum, gemeinsam mit Eric Golo Stone, Künstlerischer Leiter Künstlerhaus Stuttgart, organisiert und herausgegeben.

17.02. - 02.04.2023

The Center for Native Arts and Cultures: Convenings on Land Reclamation

Künstlerhaus Stuttgart

Reuchlinstraße 4b
70178 Stuttgart