Der menschliche Körper ist seit Jahrhunderten das zentrale Thema in der Bildhauerkunst. Dass dies sogar für die Kunst der Moderne gilt, zeigt die Ausstellung „Die Sammlung Osmers. Von Archipenko bis Zero“: Skulpturen, Plastiken, Gemälde, Handzeichnungen und Druckgraphiken aus dem 20. Jahrhundert zeigen die menschliche Figur mal gegenständlicher, mal abstrakter und fragmentiert. Der Hauptteil der Werke stammt dabei aus der privaten Sammlung von Franz Osmers und Mechthild Wantia-Osmers, die erstmals öffentlich präsentiert wird. Die Leihgaben treten in der Ausstellung in einen Dialog mit Kunstwerken, die das Paar der Kunsthalle Bremen über die vergangenen Jahrzehnte geschenkt hat. Etwa 55 Kunstwerke umfasst die Ausstellung von Alexander Archipenko, Joannis Avramidis, Rebecca Horn, Norbert Kricke, Henry Moore, Shirin Neshat, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Künstlern der Zero-Gruppe wie Otto Piene und Günther Uecker.

In fünf Räumen werden nicht nur die Schwerpunkte der Sammlung Osmers präsentiert, sondern auch 100 Jahre Kunstgeschichte in thematischen Schlaglichtern vorgestellt: Im ersten Raum dreht sich alles um die Figur zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Bildhauer Alexander Archipenko übertrug ebenso wie Rudolf Belling und William Wauer die Ideen des Kubismus in die Plastik – mit ihren zergliederten, facettenreichen Figuren gehören sie zu den Wegbereitern der modernen Bildhauerei.

Wie stark sich Künstler*innen im 20. Jahrhundert mit der fragmenthaften Darstellung des menschlichen Körpers auseinandergesetzt haben, zeigen die Werke im zweiten Raum. Mit ihren Torso- und Kopfdarstellungen konzentrieren sich Helga Föhl, Wilhelm Loth, Joannis Avramidis und andere auf einzelne Partien des Körpers und stellen daran ihre je eigenen künstlerischen Überlegungen dar. Eine Sonderstellung nehmen in diesem Raum die Fotografien aus der Serie „Women of Allah“ der iranisch-USamerikanischen Künstlerin Shirin Neshat ein. Im Fokus der in den 1990er Jahren entstandenen Bilder stehen iranische Frauen, deren Körper mit Texten von zeitgenössischen iranischen Dichterinnen überschrieben werden.

Einen weiteren Schwerpunkt in der Osmers-Sammlung stellt der dritte Raum vor: Hier zeigen wichtige Werke der Zero-Künstler Günther Uecker und Otto Piene wie Licht, Form und Ton zusammenspielen und so radikal neue Eindrücke geschaffen werden können. Piene experimentierte mit Feuer und Ruß auf Leinwand und schuf von Licht und Schatten bewegte Gemälde, indem er Farbe durch Rasterstrukturen drückte. Uecker kreierte mit seinem Terrororchester Objekte, die durch weißes Rauschen und das Geräusch vom Einschlagen eines Nagels irritieren. Mit ihren Materialexperimenten wollten die ZeroKünstler einen künstlerischen Neuanfang nach den Schrecken der Nazi-Diktatur setzen.

Auch die Kunstrichtung des Informel, zu der die Werke im vierten Raum gezählt werden, wollte nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs radikal Neues erschaffen. Die gestische Abstraktion, die Hans Hartung in der Malerei und Norbert Kricke in der Plastik umsetzten, wurde als direkte, authentische Ausdrucksform und damit als universell verständliche Bildsprache verstanden.

Im fünften und letzten Raum zeigen kinetische Arbeiten von Rebecca Horn und Jean Tinguely wie Technik und Bewegung im Laufe des 20. Jahrhunderts Einzug in die Kunst nahmen. Sie experimentierten ebenso wie Daniel Spoerri mit gefundenen Materialien, denen sie in neuen Kombinationen und Zusammenhängen einen poetischen Sinn verliehen. Die Materialassemblagen zeigen einen durchaus humorvollen Umgang mit Fundstücken des Alltags.

Bereits seit den späten 1970er Jahren engagiert sich Franz Osmers in verschiedenen Funktionen für den Kunstverein und bereicherte die Sammlung der Kunsthalle Bremen mit zahlreichen Schenkungen. Mit der Ausstellung „Die Sammlung Osmers. Von Archipenko bis Zero“ (10. Dezember 2022 bis 26. März 2023) würdigt die Kunsthalle Bremen dieses herausragende Engagement. Die ausgestellten Werke sind eine Auswahl aus der umfassenden Sammlung und zeigen auf, welche Fragen besonders im Fokus des Sammlerpaares stehen: die Darstellung der menschlichen Figur zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit sowie das dynamische Zusammenspiel von Licht, Form und Bewegung.

Künstler*innen in der Ausstellung
Die ausgestellten Werke stammen von prominenten Künstler*innen wie Alexander Archipenko, Joannis Avramidis, Rebecca Horn, Norbert Kricke, Henry Moore, Shirin Neshat, Daniel Spoerri, Jean Tinguely, Otto Piene und Günther Uecker. Insgesamt werden etwa 55 Skulpturen, Plastiken, Gemälde Handzeichnungen und Druckgraphiken gezeigt. Diese stammen zum Hauptteil aus der privaten Sammlung von Franz Osmers und Mechthild Wantia-Osmers und werden durch Kunstwerke ergänzt, die das Paar der Kunsthalle Bremen über die vergangenen Jahrzehnte geschenkt hat.