Das Jugendkuratorium New Perceptions widmet sich in seiner neuen Ausstellung „Mis(s)treated. Mehr als Deine Muse!“ gemeinsam mit Kuratorinnen der Kunsthalle dem Thema der Repräsentation von Künstlerinnen in der Kunsthalle. Dabei lenkt es den Blick insbesondere auf feministische Positionen. Im Zentrum stehen Werke von Künstlerinnen aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen, die durch ausgewählte Leihgaben zeitgenössischer Kunst ergänzt werden.
„Warum gab es keine bedeutenden Künstlerinnen?“ Diese provokante Frage stellte die USamerikanische Kunsthistorikerin Linda Nochlin 1971 und legte damit den Grundstein für eine feministische Kunstgeschichtsschreibung. Sie untersuchte als eine der ersten, wie Künstlerinnen strukturell diskriminiert und vom Ausstellungsbetrieb ausgeschlossen wurden. So waren Frauen seit jeher als beliebtes Bildmotiv präsent, jedoch selten als eigenständige Künstlerinnen. 54 Jahre später hat sich die Situation graduell verändert – insbesondere dank beständiger Frauenrechtskämpfe, die auch im Kulturbetrieb ausgefochten werden. Aber noch immer sind Werke von Künstlerinnen in Museen unterrepräsentiert, auch in der Kunsthalle Bremen.
In der Ausstellung „Mis(s)treated“ beschäftigt sich das Jugendkuratorium New Perceptions zusammen mit Kuratorinnen der Kunsthalle daher erstmals mit der Repräsentanz von weiblichen Positionen im Museum. Dabei lenkt es den Blick auf feministische Perspektiven, die in der Dauerausstellung wenig vorkommen. Die Ausstellung zeigt, wie sich Künstlerinnen seit dem 19. Jahrhundert Räume erobert, sich von der männlich dominierten Kunstgeschichte emanzipiert und so Kunst und gesellschaftliche Debatten mit ihren Positionen bereichert haben. Dies wird in vier Räumen u.a. mit den Themenschwerpunkten Körper, Identität, Geschlechterrollen, Sorgearbeit und sexualisierte Gewalt diskutiert.
Das kuratorische Team zeigt auch Werke aus der Sammlung der Kunsthalle, die bisher selten oder noch nie zu sehen waren. Ergänzt werden diese durch Leihgaben zeitgenössischer Künstlerinnen, wodurch Leerstellen und bislang fehlende Perspektiven zumindest teilweise gefüllt werden.
Die Werke aus der Sammlung stammen von Christa Baumgärtel, Charlotte Berend-Corinth, Mary Cassatt, Talia Chetrit, Camille Claudel, VALIE EXPORT, Nan Goldin, Eva Gonzalès, Hannah Höch, Käthe Kollwitz, Marie Laurencin, Margit Manz, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter, Shirin Neshat, Yoko Ono, Natalie Paneng, Clara Rilke-Westhoff, Ulrike Rosenbach, Cindy Sherman, Floria Sigismondi, Taryn Simon, Sibylle Springer, Gabriele Stötzer, Hana Usui, Suzanne Valadon, Elisabeth Vigée-Lebrun und Carrie Mae Weems.
Leihgaben von folgenden Künstlerinnen bzw. Künstlerinnengruppen werden in der Ausstellung präsentiert: Vivien Bendlin, Elif Çelik, MATERNAL FANTASIES, Fatma Özay, Razan Sabbagh, Ngozi Ajah Schommers, Sarah Ancelle Schönfeld.
Das Jugendkuratorium New Perception
Kuratiert wird die Ausstellung vom Jugendkuratorium der Kunsthalle, New Perceptions. Es ist bereits die zweite Ausstellung nach der viel beachteten Präsentation „Generation*. Jugend trotz(t) Krise“ (2023). New Perceptions wurde im September 2021 gegründet. Das Kollektiv besteht aktuell aus jungen Menschen zwischen 17 und 25 Jahren, die sich freiwillig engagieren, einen Blick hinter die Kulissen werfen und gemeinsam mit der Kunsthalle Strategien entwickeln, um ein junges Publikum an der Kunst teilhaben zu lassen.
New Perceptions sind: Ediz Altunöz, Stella Beßlich, Marleen Dalinghaus, Musa Kinteh, Noemi Kpofonde, Mia Kuntze, Emily Kunusch, Seda Kurtoglu, Charlotte Lewe, Eva Natenzan, Lenja Potthast, Jakob Reipschläger und Nathan Rubbe
Begleitinformation: Für die Ausstellung wird ein kostenfreies Begleitheft zur Verfügung gestellt. In dem Heft finden Sie Texte zu den einzelnen Räumen und Werkbeschreibungen zu allen ausgestellten Werken. Auf dem Multimediaguide www.artsurfer.de finden die Besuchenden unter „Aktuelle Führungen“ Kommentierungen des Jugendkuratoriums zu verschiedenen Werken.