Die Sammlung des Lindenau-Museums wächst ständig. Selbst während der Zeit des Umzugs in das Interim und während der Corona-Pandemie konnte die Sammlung des Hauses Zuwächse verzeichnen. Neben Ankäufen und Schenkungen finden sich so auch zahlreiche Dauerleihgaben in den Beständen des Kunstmuseums wieder. Dies kann nur durch die enge Zusammenarbeit und die Unterstützung durch den Freistaat Thüringen, den Förderkreis „Freunde des Lindenau-Museums“ e. V. sowie der langjährigen Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern gelingen, die dem Haus dank jahrelanger enger Verbundenheit immer wieder Werke als Schenkung überlassen.

Durch Ankäufe, Schenkungen und Dauerleihgaben erweitert sich die Sammlung des Lindenau-Museums kontinuierlich. Trotz der allerorts schwierigen Arbeitsbedingungen der vergangenen Jahre infolge der Corona-Pandemie, konnte das Lindenau-Museum auch zwischen den Jahren 2019 und 2022 bedeutende Zuwächse verzeichnen. Einen besonderen Stellenwert nehmen dabei Sammlungserweiterungen im Bereich der zeitgenössischen Kunst ein, auf die sich auch der Fokus der Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben“ richtet. Drei Wochen lang präsentiert das Lindenau-Museum hier eine Vielzahl an Werken unterschiedlichster Gattungen. Neben Gemälden und Zeichnungen finden sich hier auch Collagen und Druckgrafiken wieder. Damit vereint die Sonderausstellung zugleich eine Vielzahl künstlerischer Positionen – vertreten sind: Michael Goller, Dieter Goltzsche, Horst Hussel, Ingo Kirchner, Gerda Lepke, Horst Peter Meyer, Gerhard Kurt Müller und Peter Schnürpel. Sie alle vertreten eine ganz individuelle Bildsprache, sodass die Werkschau des Lindenau-Museums auch einen Überblick über die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst seit den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart im mitteldeutschen Raum gibt. Der Schwerpunkt liegt dabei vor allem auf der unangepassten Kunst aus der Zeit der DDR, womit zugleich die Sammlungstradition des Lindenau-Museums fortgeführt wird. 

Dr. Roland Krischke, Direktor des Lindenau-Museums, zur aktuellen Museumsarbeit und den Sammlungszuwächsen: „Trotz Sanierung des Museumsgebäudes und der Vorbereitung der Neupräsentation seiner Sammlungen ist das Lindenau-Museum während der sogenannten Schließzeit ungemein umtriebig. Neben der emsigen Arbeit der Kunstschule stechen hier vor allem die Sonderausstellungen in Altenburg und anderswo und die vielfältigen Maßnahmen im Rahmen der Bundesförderung Lindenau21PLUS hervor. Bislang fast unsichtbar blieben die ständigen Bemühungen um eine Erweiterung der Sammlungen, die wir großzügiger Förderung durch den Freistaat Thüringen, den Förderkreis des Museums, aber auch den Künstlerinnen und Künstlern selbst verdanken. Die Sammlungszuwächse umfassen beachtliche Werke von führenden zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern. Ich freue mich, dass wir im Rahmen der Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben“ diese Exponate nun erstmals der Öffentlichkeit präsentieren können.“

Eine Ausstellung dank tatkräftiger Unterstützung 
Das Zustandekommen der Ausstellung geht ganz maßgeblich auf die langjährige Unterstützung des Lindenau-Museums durch den Freistaat Thüringen und den Förderkreis „Freunde des Lindenau-Museums“ e. V. zurück. Ihr Engagement haben in großem Umfang dazu beigetragen, dass die Sammlung des Kunstmuseums in den letzten Jahren in diesem Maße erweitert werden konnte. Diese Neuerwerbungen sind das Fundament für die Ausstellung „Gekommen, um zu bleiben“. 

Ein zweiter entscheidender Faktor bei der Realisierung der Ausstellung ist die enge Verbindung vieler zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler mit dem Lindenau-Museum. Durch das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Kunstschaffenden und Kunstmuseum konnten über die Jahre zahlreiche Werke durch günstige Konditionen oder als Schenkung in die Sammlung integriert werden. 

Ausgestellte Künstlerinnen und Künstler (Auswahl):

Dieter Goltzsche
Der Berliner Künstler Dieter Goltzsche (geb. 1934) hat in den vergangenen Jahrzehnten ein dichtes Werk an Druckgrafiken und Zeichnungen geschaffen. Thematisch kreisen seine Arbeiten um Alltägliches, um den Menschen in Stadt und Landschaft. 

Goltzsche ist ein genauer Beobachter, ohne Chronist zu sein. Als einziger Meisterschüler Max Schwimmers war der gebürtige Dresdner in Ost-Berlin Orientierungspunkt einer jungen Künstlergeneration. Von 1992 bis 2000 war er Professor für Malerei und Grafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 

Mit dem Lindenau-Museum Altenburg ist Goltzsche durch Ausstellungsbeteiligungen seit den 1980er-Jahren verbunden. Der bereits umfangreiche Bestand an Radierungen, Lithografien und Zinkografien konnte 2021 mit der großzügigen Schenkung von 120 Zeichnungen aus allen Schaffensphasen wesentlich vergrößert werden.

Ingo Kirchner
Das Werk des Berliner Künstlers Ingo Kirchner (1930–1983) blieb in der DDR lange Zeit unbeachtet. Zusammen mit Robert Rehfeldt, Hanfried Schulz und Dieter Tucholke zählt er zu den experimentellsten Künstlern der Ost-Berliner Kunstszene. 

Kirchners Holzschnitte, Zeichnungen und Collagen bestechen durch ihren Eigensinn und wurden von Kunstkennern wie Lothar Lang und Klaus Werner geschätzt. Auch mit Gerhard Altenbourg stand Kirchner in Austausch. Mit ihm verband den Künstler u. a. eine Nähe zur südostasiatischen Kultur. 

Die 2022 ans Museum gekommene großzügige Schenkung von 70 Zeichnungen, Holz- und Linolschnitten und Collagen aus allen Schaffensphasen verdankt das Lindenau-Museum der Witwe Susanne Kirchner sowie in besonderem Maße Christiane Werner, Nichte und Nachlassverwalterin des Künstlers.

Gerda Lepke
Die 1939 in Jena geborene und heute in Gera lebende Künstlerin Gerda Lepke ist eine der wesentlichen weiblichen Stimmen der Thüringer Kunstszene. Köpfe, Figuren und vor allem Landschaften gehören zu ihrem Repertoire. 

In Thüringen, in Dresden und Umgebung und an der Ostsee, wo sie viele Sommer verbrachte, entstanden Landschaftsbilder, die Lepkes Sehnsucht nach Weite, nach Welt und Horizonterweiterung offenbaren. Unter freiem Himmel löst sie mit ihrem Geflecht an gestischen Linien und Tupfen Hügel, Wolken, Himmel, Büsche und Bäume zu einer atmosphärischen, flüchtigen Erscheinung auf.

Das Lindenau-Museum Altenburg richtete 1999 eine große Ausstellung für Lepke aus. Die nun als Schenkung erhaltenen drei Gemälde, 27 Zeichnungen und 20 Druckgrafiken erlauben einen Einblick in alle Schaffensphasen der Künstlerin.

Gerhard Kurt Müller 
Gerhard Kurt Müller (1926–2019) gehört zu den wichtigsten Repräsentanten der „alten“ Leipziger Schule. Seine kraftvollen Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Druckgrafiken zeigen den Willen eines Humanisten, der in einer grausamen und menschenfeindlichen Welt Haltung zu bewahren sucht.

Nach traumatischen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg und dreijähriger Kriegsgefangenschaft in Frankreich bewarb sich Müller 1948 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und wurde Schüler von Elisabeth Voigt. Gemeinsam mit Bernhard Heisig prägte er die Hochschule in den 1960er-Jahren maßgeblich und war von 1964 bis 1966 ihr Rektor. Seit 1968 arbeitete er als freischaffender Maler und widmete sich seit 1973 auch der Bildhauerei. 

Am Lindenau-Museum hatte Müller 2018 seine letzte große Ausstellung. Die fünf Zeichnungen wurden im Herbst 2022 mit Mitteln des Freistaats Thüringen aus dem Nachlass erworben.

Eine zentrale Aufgabe des Lindenau-Museums
Die Sonderausstellung und ihr Titel „Gekommen, um zu bleiben“ spiegeln insbesondere eine der zentralen Aufgaben eines zeitgemäßen Museumsbetriebs wieder: das Sammeln. Gerade mit dem kontinuierlichen Ausbau des Bestands von unangepasster Kunst aus der Zeit der DDR, die auch im Mittelpunkt dieser Schau steht, führt das Lindenau-Museum eine Sammlungsstrategie fort, die es zu einem der führenden Häuser auf diesem Feld haben werden lassen. Die Sammlung wird damit auch zu einem Seismographen für die jüngere Kunstgeschichte Deutschlands. 

Zugleich schließen sich an das Sammeln weitere zentrale Aufgaben an. Mit dem Zugang in die Sammlung steht das Lindenau-Museum auch in der Verantwortung, die Werke zu bewahren, auszustellen, zu erforschen und zu vermitteln. Dieser Verpflichtung kommt das Lindenau-Museum mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der täglichen Arbeit nach.  

Ingo Kirchner, Engel, 1966 ©VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Lindenau-Museum Altenburg
02.04. - 23.04.2023

Gekommen, um zu bleiben – Neuerwerbungen des Lindenau-Museums aus den Jahren 2019 bis 2022

Lindenau-Museum

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