Vom 13. Juli 2022 bis 30. April 2023 zeigt das Institut für Stadtgeschichte im Kreuzgang und Garten des Karmeliterklosters die Skulpturenausstellung „Mit Köpfen und Körpern: Christa von Schnitzler zum 100. Geburtstag“. Sie wurde am Abend des 12. Juli feierlich eröffnet. Die von Claudia Olbrych kuratierte Ausstellung wird vom Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main und dem Kulturamt Frankfurt veranstaltet und steht unter der Schirmherrschaft von Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Frankfurt am Main, und Prof. Vera von Schnitzler, Bad Münstereifel. 

„Christa von Schnitzler gehört zu den wichtigsten Bildhauerinnen der zeitgenössischen Kunst, die vor allem für ihre schlanken, aufrecht stehenden Bronze- und Holzskulpturen bekannt wurde. Sie ist eng mit Frankfurt verbunden und hat das kulturelle und künstlerische Leben der Stadt seit den 1960er Jahren mitgeprägt. Ich freue mich sehr, dass wir diese schöne Ausstellung heute, an ihrem 100. Geburtstag, im Karmeliterkloster eröffnen können“, so Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, bei der Ausstellungseröffnung. 

Christa von Schnitzler kam 1942 an die Frankfurter Städelschule und studierte in der Bildhauerklasse von Toni Stadler, dem sie einige Jahre später nach München folgte. Zusammen mit ihrem späteren Ehemann Michael Croissant und dem Bildhauer Hans Steinbrenner gehörte sie zu den bekanntesten Schülern Stadlers. Mitte der 1960er Jahre kehrte sie zurück nach Frankfurt und bezog ein Atelier in Sachsenhausen, wo sie die entscheidenden Jahre ihres künstlerischen Schaffens verbrachte. Anfang der 1990er Jahre war sie schon einmal mit einer Ausstellung im Karmeliterkloster vertreten. „Wir freuen uns sehr, dass wir heute Skulpturen aus ihren wichtigsten Werkgruppen präsentieren können“, sagte Franziska Kiermeier, kommissarische Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, bei der Eröffnung: „Ihre Skulpturen fügen sich ganz wunderbar in den Kreuzgang und Garten des Karmeliterklosters ein und treten in den Dialog mit den Werken Hans Steinbrenners, die seit 2009 im Klostergarten stehen. Mit ihm verband Christa von Schnitzler eine lebenslange künstlerische Freundschaft.“ 

Von Schnitzler begann ihr Werk in den 1940er-Jahren. Die frühen Skulpturen Christa von Schnitzlers waren noch sehr figürlich und von ihrem Lehrer Toni Stadler geprägt, bevor sie ihren sehr eigenen Stil entwickelte. Ab Mitte der 1950er Jahre fertigte sie informelle Plastiken, die nach Wachsmodellen in Bronze gegossen wurden: hochabstrahierte Köpfe und Körper. Bei diesen rundplastischen, morphologisch vielfältigen Skulpturen handelte es sich um Unikate. In ihrem Atelier in Sachsenhausen vollzog sich in den 1960er Jahren die Wandlung ihrer Arbeiten zu den für sie typischen streng abstrahierten und aufrechten Stelen. „Ihre formal durch radikale Einfachheit geprägten Stelen erscheinen nahezu körperlos und behaupten sich doch unverkennbar als menschliche Gestalten“, sagte die Kuratorin Claudia Olbrych bei der Einführung: „Wenn auch die zwischen Körperlichkeit und Abstraktion changierenden Figuren manchmal geschlechtslos wirken, so wurden sie von der Künstlerin weiblich gedacht. Christa von Schnitzler sagte einmal, sie habe sich selbst ein Gegenüber geschaffen.“ 

Von Schnitzler schuf in ihrem Frankfurter Atelier ihre Skulpturen zunächst überwiegend aus Holz oder Sperrholz, wobei das Material als Träger der Idee diente und nur das Nötigste herausgearbeitet wurde. Daneben entstanden ab etwa 1984 zusammen mit Gisela Nietmann große Werkgruppen aus Bronze und Eisen in kleinen Auflagen. 

Ihre Kunst ist vielfach im öffentlichen Raum zu finden. In Frankfurt steht zum Beispiel in der Sandgasse ihre Bronzestele aus dem Jahr 1978, die zusammen Hans Steinbrenners „Figur“ von 1961 und Michael Croissants „Stehendem“ von 1975 ein reizvolles Ensemble bildet. 

Biographie und Ausstellungen von Christa von Schnitzler (Auswahl) 
Christa von Schnitzler, geboren am 12. Juli 1922 in Köln, gestorben am 28. Juni 2003 in Frankfurt am Main, entstammt der Kölner Bankiersfamilie Schnitzler, die 1913 in den erblichen Adelsstand erhoben wurde. Ihre Kindheit verbrachte sie in Rom, Paris und den Niederlanden, wo sie, die schon früh gezeichnet und geknetet hatte, ihren ersten fachkundigen Modellierunterricht erhielt. 1941 kehrte die Familie auf das Familien-Landgut in Bad Münstereifel zurück. 

Durch ihre Tante Lilly von Schnitzler, eine Mäzenin des Künstlers Max Beckmann, kam sie an die Frankfurter Städelschule. Von 1942 bis 1951 studierte von Schnitzler bei Toni Stadler (1888-1982), bis 1944 an der Städelschule, dann ab 1946 an der Akademie der Bildenden Künste in München, an die Stadler berufen worden war. 

Ihre erste Einzelausstellung hatte Christa von Schnitzler 1958 im Kunstverein Köln. 1964 erhielt sie den Burda-Preis für Plastik. Sie wurde Mitglied im Deutschen Künstlerbund und der Neuen Gruppe München. 

Mitte der 1960er Jahre kam sie zurück nach Frankfurt am Main, da ihr Mann Michael Croissant ab 1966 an der Städelschule lehrte. Sie bezog eine Wohnung in der Schwanthalerstraße und ein Atelier in der Textorstraße. Ab 1984 arbeitete sie mit der Künstlerin Gisela Nietmann in einer Ateliergemeinschaft zusammen. Die Werke dieser Zeit firmieren oft unter beider Namen. 

Wichtige Ausstellungen ihrer Werke gab es u. a. im Frankfurter Kunstkabinett / der Galerie Hanna Bekker vom Rath (1960, 2019, 2020), im Museum Wiesbaden (1967, 1996), in der Frankfurter Galerie Meyer-Ellinger (1976), der Galerie Rothe in Heidelberg (1978), der Galerie Appel (und Fertsch) in Frankfurt am Main (1980, 1986, 1990), im Museum Villa Stuck in München (1984), im Frankfurter Karmeliterkloster (1993), der Frankfurter Galerie Rothe (1993) und der Villa Wessel in Iserlohn (2001). 

1995 erhielt Christa von Schnitzler den Ehrenpreis des vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst vergebenen Maria Sibylla Merian-Preises. 2003 wurde ihr posthum die Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main verliehen. Die Künstlerin wurde in Bad Münstereifel beerdigt.