Das HfG-Archiv / Museum präsentiert in Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität Frankfurt und TU Darmstadt eine Ausstellung, die erstmals die wegweisende Architekturlehre an der Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) in den Fokus stellt. 1953 als Nachfolgerin des legendären Bauhauses gegründet, hatte die HfG das Ziel, eine zukunftsfähige materielle Kultur zu fördern und gleichzeitig die junge Demokratie sowie die neu gewonnene Freiheit zu stärken.
Anfangs noch vom Gründungsrektor und Bauhausschüler Max Bill (1908–1994) geleitet, entwickelte sich die Abteilung unter Konrad Wachsmann und Herbert Ohl rasch zum Hotspot des „Industrialisierten Bauens“. Wissenschaftlich und international vernetzt, wurden gemeinsam mit der Bauindustrie zukunftsweisende Konzepte für das Bauen in einer zunehmend technisierten Welt erarbeitet. Neben prominenten Vertretern der Architektur wie Richard Buckminster Fuller, Ray und Charles Eames, Frei Otto und Yona Friedman prägten auch führende Köpfe aus den Geistes-, Natur- und Ingenieurwissenschaften das Lehrprogramm.
Hochaktuelle Disziplinen wie Kybernetik, mathematische Operationsanalyse und Wissenschaftstheorie, vertreten durch Pioniere wie Norbert Wiener, Max Bense und Horst Rittel, wurden integraler Bestandteil des ambitionierten Lehrprogramms. Ziel war es, Architektur – gleichsam als „programmierte Hoffnung“ – wissenschaftlich, interdisziplinär und sozial verantwortlich zu entwickeln.
Dieser Ansatz inspirierte die Studierenden zu architektonischen Experimenten wie modularen Wohn- und Schulkomplexen, halbautomatisierten Shopping Malls oder seriellen Stabwerkkonstruktionen. Die Arbeiten bestechen durch ihre Verbindung aus präziser Handwerklichkeit und hoher theoretischer sowie technischer Expertise, in denen sich bereits frühe algorithmische Entwurfsmethoden abzeichnen.
Die Ausstellung präsentiert zahlreiche Architekturmodelle, Dutzende von Originalplänen, Zeichnungen, Fotografien und weiteres Material. Die Exponate stammen nahezu ausschließlich aus dem Bestand des HfGArchivs / Museum Ulm und sind zum ersten Mal öffentlich zu sehen. Es erscheint ein Katalog bei av edition, Stuttgart, 400 Seiten, Preis ca. 40,- € Ausstellung und Katalog werden gefördert durch die Wüstenrot Stiftung, den LOEWE-Schwerpunkt „Architekturen des Ordnens“, die Stiftung Hochschule für Gestaltung HfG Ulm, die Freunde des Ulmer Museums e.V. und die Matthäus Schmid GmbH & Co. KG.
Die Ausstellungseröffnung wird unterstützt durch Hartl Projektagentur, U2 Projektagentur und Schmück dich Ulm. Außerdem dankt das HfG-Archiv Ulm HQ Print und Harder Logistics GmbH & Co. KG für die Unterstützung.
Aufbau und Inhalte der Ausstellung - Details
Die Ausstellung bietet eine visuelle Chronologie, die die Entwicklung der Abteilung Bauen an der Hochschule für Gestaltung Ulm nachzeichnet. Während der Existenz der Hochschule zwischen 1953 und 1968 wurde die Abteilung zweimal umbenannt: von „Architektur und Städtebau“ über „Bauen“ (1958) bis zur endgültigen Bezeichnung „Industrialisiertes Bauen“ (1962). Die Umbenennungen zeigen auch eine Verschiebung des Fokus vom reinen Entwurf hin zur produkt- und prozessorientierten Architektur – durchaus typisch für die Arbeitsweise der HfG Ulm.
Durch Kurzviten von Dozent*innen und Student*innen die die Lehre der Abteilung maßgeblich geprägt haben und deren Exponate ausgestellt sind, wird das Wirken der HfG Ulm im Bereich Architektur und Bauen greifbar. Auf Ulmer Hockern als Glossar zu lesen sind die spezifischen Schlüsselbegriffe der Lehre. Eine Rekonstruktion des Curriculums der Abteilung Bauen, basierend auf Studienarbeiten aus 15 Jahren; Modellen und Zeichnungen zeigt die inhaltlichen und methodischen Veränderungen in der Lehre und dokumentiert zugleich die Entwicklung des Lehrkörpers. Das rekonstruierte Curriculum bündelt die Vielfalt der entwickelten Lehrkonzepte und stellt den spielerischen Ideenreichtum der systematischen Suche nach Lösungen für das industrialisierte Bauen gegenüber.
Methodische Fächer wie Kombinatorik, Symmetrie- und Wahrnehmungslehre ergänzen die Gestaltungslehre. Vorträge, Exkursionen und Leselisten vertiefen die theoretischen Grundlagen. Der Gastdozent Anthony Frøshaug beschreibt diese eng verzahnte Struktur der Lehre als „Wissensgeflecht“.
Zum Abschluss wird die Ausstellung durch eine Mini-Präsentation von Aussagen von ehemaligen Studierendenmit visuellen Impressionen in einer Kino-Nische reflektiert. In einer Leseecke kann Einsicht in die Zeitschriften „Ulm“, und „output“ genommen werden und in einem Mitmachbereich können alle Besucher*innen bei geometrischen Papierfaltübungen selbst kreativ werden.
Die Ausstellung „Programmierte Hoffnung“ zeigt, wie die HfG Ulm Architektur als integralen und interdisziplinären Prozess neu denkt. Sie erinnert daran, dass Architektur weit über reine Formgebung hinausgeht und fundierte Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben kann. Dieser Ansatz, der visionäre Ziele mit pragmatischer Umsetzbarkeit verbindet, bleibt bis heute richtungsweisend.
Am Hochsträß 8
89081 Ulm