Monira Al Qadiri, Dominika Bednarsky, Frank Brechter, Edi Danartono, Max Eulitz, Lili Fischer, Sverre Fredrikson & Zaou Vaughan, Ryan Gander, Andreas Greiner, Ann-Kristin Hamm, Klara Hobza, Zac Langdon-Pole, Oliver Laric,  Isa Melsheimer, Katja Novitskova, Aude Pariset, Jonathan Penca, Heather Phillipson, Lucy Powell, Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, Simon Van Heddegem, W?adys?aw Starewicz


Das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Natur wird besonders an seinem Umgang mit jenen Tieren deutlich, die er als lästig, schädlich, ekelhaft oder unliebsam empfindet. Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden richtet in der international besetzten Gruppenausstellung Alles im Wunderland seinen Blick geradewegs auf die Tiere, denen man im Alltag nur ungern begegnet und die in der menschgemachten Hierarchie zwischen den Lebewesen oft als nicht systemrelevant und daher als „verzichtbar“ empfunden werden.


Das Menschsein per Selbstdefinierung vollzieht sich in erster Linie durch eine Grenzziehung – der Unterscheidung zwischen Mensch und Tier. Aber weder die Evolutionsbiologie noch die Paläoanthropologie kann mit Gewissheit definieren, an welchem Punkt sich diese Trennung vollzieht. Auf der Suche nach dieser Grenze nimmt der Mensch weitere Kategorisierungen und Hierarchisierungen vor, die Verwandtschaften herleiten, Gruppen bilden, aber vor allem darauf hinauslaufen, eine polare Bewertung zu manifestieren: lieb- oder unliebsam, nütz- oder schädlich, gut oder böse. Tatsächlich ist es der Mensch, der sich unfraglich als der größte Schädling des Planeten entpuppt, während er sich langsam der (öko-)systemerhaltenden Bedeutung der unzähligen, überwiegend kleineren Lebewesen mehr und mehr bewusst wird.

In den Arbeiten der international besetzten Gruppenausstellung wird die Trennung zwischen den menschengeschaffenen Kategorien „Tier“ und „Mensch“ hinterfragt. Gerade die wirbellosen Tiere, von den Insekten über die Regenwürmer bis zu den Oktopoden mit ihren „neun Gehirnen“, angesiedelt irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft,
(er-)schaffender und aus menschlicher Perspektive zerstörender Kraft, erscheinen fremdartig und lösen eine vielleicht auch mit Ekel gepaarte Faszination aus. Dabei werden sie im künstlerischen Abbild zu einem Sinnbild der gegenwärtigen Stimmung der nahenden Apokalypse – oder zeigen hoffnungsvolle Alternativen auf.

Anstatt eine dichotome Abgrenzung zu forcieren, eröffnen die Künstler*innen Einsicht in eine gänzlich andere Welt - sei es durch Verschmelzung, Metamorphose, Poesie, Rollentausch, Größenverschiebung, Materialität, Formschönheit, Technik oder Witz. Nach einem Besuch der Ausstellung im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden wird kaum eines der gezeigten Lebewesen mehr vergiftet, platt getreten oder erschlagen werden können – als wäre man dem weißen Kaninchen gefolgt und hätte bemerkt, wo sich alle Lebewesen dieser Welt gemeinsam befinden: alles im Wunderland.

Die Ausstellung Alles im Wunderland ist Teil des Kooperationsprojektes Artentreffen entlang der RMV S-Bahnlinie 8 mit der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim und dem Deutschen Ledermuseum in Offenbach am Main.

Artentreffen wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Die Ausstellungskooperation ist Teil des aktuellen Themenschwerpunktes Erzählung.Macht.Identität.

Die Ausstellung Alles im Wunderland wird gefördert von der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden.