Ja, wir wollen, dass alle Menschen die gleichen Rechte und Chancen haben! Ja, wir wollen mit Kunst das Bewusstsein schärfen und nachhaltig wirksame Begegnungen ermöglichen! Ja, wir wollen einen Beitrag für Gleichstellung leisten und an den Rand gedrängte oder von Diskriminierung betroffene Menschen ermutigen und empowern. Und ja, die Welt wäre eine bessere, wenn wir alle Feminist*innen wären – „We should all be feminists!“ (C. N. Adichie). Die Ausstellung Empowerment versammelt diverse feministisch orientierte Ansätze und versteht sie als progressive Methode, die Gesellschaften der Welt mit den Mitteln der Kunst zu analysieren und mögliche Wege aus den globalen Krisen aufzuzeigen. Mit Empowerment bietet das Kunstmuseum Wolfsburg mit rund 100 künstlerischen Positionen aus aller Welt erstmals einen derart umfangreichen globalen Überblick über Kunst und Feminismen des 21. Jahrhunderts – und das aus 50 Ländern aus allen Kontinenten.

Trotz zahlloser weltweiter Bewegungen, Aktionen, Demonstrationen oder Petitionen, um Gleichberechtigung herzustellen, kann auch im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts von einer umfassenden Geschlechtergleichstellung noch immer nicht gesprochen werden.
 
In vielen Ländern der Welt werden Frauen, lesbische, schwule, trans*, inter und queere Menschen ausgegrenzt, unterdrückt und ausgebeutet, es finden täglich sexuelle Übergriffe, patriarchale Gewalt, Vergewaltigungen oder Femizide statt. Auch im vermeintlich liberalen Europa gibt es in einigen zunehmend antidemokratisch agierenden Ländern sowie jüngst in den USA in Bezug auf die Rechte von Frauen und LGBTQIA+-Communitys zugehörigen Menschen gegenwärtig rückwärtsgewandte Entwicklungen. Höchste Zeit also, sich einen Überblick zu verschaffen, wie Künstler*innen weltweit aus der jeweiligen Situation in ihrem Land heraus agieren, welches emanzipatorische Verständnis ihrem Handeln zugrunde liegt und wie sie den Blick auf planetarisch konzipierte feministische Zukünfte weiten.
 
Für das Ausstellungs- und Publikationsprojekt Empowerment, das sich erstmals in diesem Umfang auf feministisch orientierte Kunst des 21. Jahrhunderts aus dem transnationalen Kontext konzentriert, wurden mehrere globale Netzwerke aktiviert und initiiert: ein transdisziplinär und international ausgerichteter wissenschaftlicher Beirat (mit Teilnehmer*innen u. a. aus Argentinien, Brasilien, China, Deutschland, Großbritannien, Indien, Österreich, Südafrika, Uganda, den USA), der in Vorbereitung der Ausstellung wiederholt und in wechselnden Konstellationen zusammengekommen ist, einige der international agierenden Goethe-Institute, das Netzwerk der rund 50 internationalen Autor*innen und Interviewpartner*innen sowie die individuellen Netzwerke des Kurator*innenteams. Um den kuratorischen Prozess und künstlerischen Austausch produktiv zu erweitern und multiperspektivischer zu gestalten, präsentieren fünf eingeladene Künstler*innen- und Kurator*innen-Kollektive jeweils von ihnen ausgewählte Positionen innerhalb der Wolfsburger Ausstellung (Njabala, Uganda; What the hELL she doin!, Großbritannien/Kenia/Südafrika/Uganda; AXA projects, China; Sandbox Collective, Indien; Nacional TROVOA, Brasilien). In Kollaboration mit den verschiedenen Netzwerken sowie den eingeladenen Kollektiven wurde bereits im Vorfeld ein feministischer Pluralog gestartet, der mit der Ausstellung Empowerment im Kunstmuseum Wolfsburg ab September 2022 intensiviert wird.