Hans Hofmann (1880-1966) spielt an der Schnittstelle zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Tradition und Experiment und zwischen Europa und Amerika eine bedeutende Rolle. Als Vertreter des Abstrakten Expressionismus, der führenden Richtung in der amerikanischen Malerei der 1950er-Jahre, zählt er zu den innovativsten und wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. 

1880 in Weißenburg in Mittelfranken geboren, besucht er ab 1898 eine private Zeichen- und Malschule in München, bevor er 1904 nach Paris zieht und Pablo Picasso, Georges Braque, Henri Matisse und Robert Delaunay kennenlernt. Nach Gründung einer Schule für Bildende Kunst in München im Jahr 1915, die zahlreiche Studentinnen und Studenten aus dem Ausland anzieht, hält Hans Hofmann in den 1920er- Jahren Sommerkurse im In- und Ausland. Später etabliert er sich als Professor an amerikanischen Lehrstätten. Als sich die politische Situation in Deutschland zunehmend verschärft und seine Malerei als entartet gilt, kehrt er auf Anraten seiner Frau nicht mehr aus den USA nach Deutschland zurück. 1934 eröffnet er in New York die Hofmann School of Fine Arts. Hofmanns Schule prägte nicht nur Helen Frankenthaler und Lee Krasner, die dort studierten, sondern beeinflusste so wichtige Maler wie Jackson Pollock, Willem de Kooning, Philip Guston, Robert Motherwell oder Barnett Newman.

Hans Hofmanns im Jahr 1950 entstandene weitgehend unbekannte Chimbote-Entwürfe für farbige Wandbilder sind 2022 erstmals in Deutschland zu sehen. Zwei Ausstellungshäuser, das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern und das Museum Lothar Fischer, zeigen nun Arbeiten, die der Maler in Zusammenarbeit mit den ebenfalls in Amerika wirkenden Architekten Josep Lluís Sert und Paul Lester Wiener geschaffen hat. Der nach Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte Stadtentwurf für das peruanische Chimbote wurde zwar nicht realisiert, doch vermitteln Hofmanns großformatige, farbintensive Bildwerke, die als Mosaiken umgesetzt werden sollten, einen konzentrierten Eindruck von diesem visionären Projekt und von Hofmanns Meisterschaft im Experimentieren mit Form und Farbe. Zeichnungen, Stadtpläne, Fotografien und aksimilierte Planskizzen komplettieren die Werkschau.

Das Interesse des Malers an einer unmittelbaren Auseinandersetzung mit Architektur manifestiert sich auch nach der Chimbote-Serie: 1956 entwirft er Wandmosaiken für die Eingangshalle des William Kaufman Buildings in New York, 1958 vollendet er ein Mosaik für die Fassade der New York School of Printing.

Auch der Bildhauer Lothar Fischer (1933-2004) setzte sich zeitlebens mit architekturbezogener Kunst auseinander. Bereits 1963 entwarf er mit der Künstlergruppe SPUR als visionäres Architekturmodell den bekannten SPUR-Bau. 2004 entstand schließlich in enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Berschneider + Berschneider ein maßgeschneidertes Museum für die Präsentation seines plastischen Werks. 

Katalog deutsch/englisch, herausgegeben von Britta E. Buhlmann, im DCV Verlag, Berlin 2022, 24 €. Projektleitung: Dr. Annette Reich, Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern.

Ausstellungsansicht Hans Hofmann: Chimbote 1950 – Farben fuür die neue Stadt © Museum Lothar Fischer
23.10.2022 - 29.01.2023

Hans Hofmann: Chimbote 1950 – Farben fuür die neue Stadt

Museum Lothar Fischer

Weiherstraße 7 a
92318 Neumarkt i.d.OPf.