Odor wirkt unmittelbar. Gerüche wecken in uns Gefühle, Stimmungen und Erinnerungen. Sie überlagern andere Sinne und beeinflussen unsere Wahrnehmung stärker als uns bewusst ist. Düfte schaffen zugleich Nähe und Distanz. Sie schreiben sich in unser Gedächtnis ein und festigen unsere Erfahrungen. Dennoch bleibt ihre Existenz im Raum unsichtbar und der Akt des Riechens flüchtig.

Die Ausstellung Odor, Immaterielle Skulpturen im Museum für Gegenwartskunst Siegen widmet sich ganz der Macht der Gerüche. Sie versammelt Werke, welche Geruch als Riech- und Raumerfahrung in den Mittelpunkt des Kunsterlebens stellen. Gezeigt werden immaterielle Skulpturen, darunter bestehende Arbeiten ebenso wie zahlreiche Neuproduktionen, die für diese besondere Ausstellung entwickelt wurden und die Besucher*innen mit den Fähigkeiten des Geruchssinns konfrontieren. Ausgehend von dieser unmittelbaren Erfahrung eröffnen die Künstler*innen persönliche, lokale und globale Perspektiven, die sich auf historische und aktuelle Ereignisse beziehen. Die einzelnen Beiträge bewegen sich unter anderem im Spannungsverhältnis von Zeit und Raum, Individuum und Gemeinschaft, Bewusstsein und Unterbewusstsein, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit, Alltäglichem und Wunderbaren, Selbstempfinden und Fremdwahrnehmung, An- und Abwesenheit, Leben und Tod. 

Minimale, künstlerische Eingriffe in die Architektur bringen Räume zum Atmen, zum Duften und zum Transpirieren. Sie wirken leer und erfüllt zugleich. Die ausgestellten Werke teilen sich die Luft, konzentrieren und verflüchtigen sich. Die Ausstellung entzieht sich dem visuellen Erleben zugunsten eines immersiven Ereignisses, das nur im Hier und Jetzt des Ausstellungsbesuchs erfahren werden kann. Sie stellt zudem die Frage nach dem Wechselverhältnis der Sinne als Bestandteil künstlerischer Erfahrung.

Mit Beiträgen von Jason Dodge, Carsten Höller, Koo Jeong A, Oswaldo Maciá, Teresa Margolles, Pamela Rosenkranz, Sissel Tolaas, Clara Ursitti, Luca Vitone.