Aprilwetter, es regnet, die Sonne bricht durch die Wolken, auf einmal glänzt die Landschaft: Das Kupferstichkabinett zeigt in diesem Frühjahr in der Gemäldegalerie eine fokussierte Auswahl 25 atmosphärischer Momentaufnahmen der holländischen Graphik und Zeichnung des 17. und 18. Jahrhunderts. Neben genauen Beobachtungen von Himmel und Wolken finden sich auch eindrückliche Dokumentationen extremer Wetterereignisse wie Stürme und Fluten.

Das Wetter wurde seit jeher beobachtet, um günstige Zeitpunkte etwa für Aussaat oder Ernte zu bestimmen. Mit dem wirtschaftlichen und politischen Aufschwung der holländischen Gesellschaft wandten sich die Künstler gegen Ende des 16. Jahrhunderts der heimischen Landschaft als Thema zu und, damit verbunden, zunehmend auch dem lokalen Wetter. Atmosphärische Phänomene und Wetterereignisse wurden genau beobachtet, detailliert wiedergegeben und gezielt eingesetzt, um eine Bildstimmung zu schaffen oder eine Darstellung symbolisch aufzuladen.

Im Gebiet der heutigen Niederlande wurde vor rund 1.000 Jahren begonnen, die fruchtbaren Böden der Küstengebiete trockenzulegen, um Ackerund Siedlungsflächen zu vergrößern. Das hatte zur Folge, dass das tiefliegende Territorium für Wetterextreme besonders anfällig war. Historisch belegte Fluten, Stürme und Deichbrüche, denen sich die Menschen ohne Frühwarnsysteme ausgesetzt sahen, fanden ebenso Eingang in die Kunst. Diese Darstellungen sind hochaktuell: Aufgrund des Klimawandels nehmen extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Hitzewellen heute zu und gefährden Land und Leute nicht nur in Europa, sondern weltweit.

Die kleine thematische Ausstellung präsentiert 25 holländische Druckgraphiken und Zeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts aus den reichen Beständen des Kupferstichkabinetts. Dabei stehen die intensive Naturbeobachtung und die Neugier an der äußeren Erscheinung der Dinge im Zentrum. Ziehende Wolken, Regenschauer, ein plötzlicher Windstoß werden ebenso darstellungswürdig wie die klirrende Kälte während der sog. Kleinen Eiszeit, einer Periode mit langanhaltenden und besonders kalten Wintern. Die Ausstellung nähert sich dem erwachenden Interesse an der Darstellung dieser sicht- und damit abbildbaren Phänomene ebenso wie den oft verheerenden Folgen von Wetterextremen.

„Heiter bis wolkig. Wetterphänomene in der holländischen Graphik und Zeichnung“ wird kuratiert von Christien Melzer, Kuratorin für niederländische und englische Kunst vor 1800 am Kupferstichkabinett.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Mittwoch: 10:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 - 20 Uhr
Freitag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: smb.museum

Hendrick Avercamp, Seeufer bei Sturm, Aquarell- und Deckfarben, © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Jörg P. Anders
14.03. - 11.06.2023

Heiter bis wolkig. Wetterphänomene in der holländischen Graphik und Zeichnung

Gemäldegalerie

Matthäikirchplatz
10785 Berlin