Julian Charrières Einzelausstellung Controlled Burn füllt vom 4. September 2022 bis zum 6. August 2023 die Räume der von Tadao Ando entworfenen Langen Foundation in Neuss, Nordrhein-Westfalen. In einer Konstellation von acht neuen Arbeiten, die eigens für die Ausstellung produziert wurden, ist Controlled Burn, zusammen mit Hauptwerken aus seinem Œuvre, Julian Charrières bisher umfangreichste Einzelausstellung.

Controlled Burn ist eine Meditation über die Flamme als Figur des Exzesses, der Beherrschung und der Erneuerung für unseren sich erwärmenden Planeten. Kuratiert wurde dieser ambitionierte Essay über Politik und Poetik des Verbrennens von Charrières langjährigen Mitstreiter:innen, der Philosophin Dehlia Hannah und dem Kunsthistoriker und Kurator Nadim Samman.

Charrière befasst sich in seinen Arbeiten mit drängenden ökologischen Problemen, oft veranlasst von seinen Feldforschungen an markanten Orten wie Vulkanen, Gletschern, Ölpalmenplantagen, unterseeischen und radioaktiven Stätten. Inmitten der aktuellen Klimaund Energiekrise hinterfragt Controlled Burn die dunkle Energie von Materialien, die als Kraftstoff dienen: Kohle, Erdöl, Palmöl, Sonnenlicht. Charrières spekulative Visionen führen uns zurück in die Vergangenheit, tief unter die Erde, und in zukünftige Atmosphären und Ozeane, die von den verbrannten Rückständen der Exzesse der Moderne durchtränkt sind. Sie befassen sich mit den versteinerten Lebenswelten vergangener geologischer Zeitalter, mit Rolle und Aufgabe der Pflanzen bei der Gestaltung der planetarischen Zukunft und mit dem problematischen Griff der Menschheit nach dem Feuer.

Kuratorisches Konzept
In einer Art Willkommensgeste werden die Besucher:innen eingeladen, durch einen panchronischen Garten zu wandern – ein scheinbar endloses Gewächshaus voller Pflanzen, die in Infrarotlicht getaucht, tiefschwarz leuchten. Diese eigens für diesen Ort gestaltete Installation erinnert an die Geschichte des Kohleabbaus in Nordrhein-Westfalen und an die riesigen Urwälder des Karbons, die dort vor 300 Millionen Jahren wuchsen. Im Inneren des modernistischen Museumsbaus, ergießen sich Flammen aus einem Springbrunnen (And Beneath It All Flows Liquid Fire, 2019), während nebenan eine Handvoll synthetischer Diamanten in eine Gletschermühle im schmelzenden Eis geworfen werden (Pure Waste, 2021). Unter einer Rampe versteckt, reiben zwei Roboterarme Feuersteine aneinander, um den urzeitlichen Raub des Feuers durch die Menschheit mechanisch nachzustellen (Ohne Titel, 2022). Controlled Burn, die titelgebende Arbeit der Ausstellung, ist eine große neue Videoarbeit, welche die Betrachtenden einlädt, durch eine ätherische Landschaft aus implodierenden Feuerwerkskörpern zu schweben. Die spektakuläre, mit einer FPV Drohne aufgenommene Zeitreise führt von sich entfaltenden Farnen und flatternden Motten zu rostenden Kühltürmen, stillgelegten Ölplattformen und Tagebau-Landschaften. Controlled Burn (2022) überspannt eine riesige Höhle in der Tiefe der Zeit und kommt in der Gegenwart an als eine schillernde Feier der biologischen Anpassung und der technologischen Veralterung. Eine ortsspezifische Skulptur versorgt die Ausstellung teilweise mit Solarenergie – und einige Installationen verweisen auf die frühere Nutzung des Geländes als Raketenspeicher für Pershing II.

Controlled Burn ist ein Traum von Feuer und verleiht Charrières Ideen von den sich wandelnden Vorstellungen von der Natur und unserem Platz darin eine neue Ernsthaftigkeit und Tiefe.

Über den Künstler
Julian Charrière ist ein französisch-schweizerischer Künstler, der in Berlin lebt. Charrière erforscht in seinen Arbeiten Ideen, Bilder und Vorstellungen von der Natur und ihrer Transformation über lange geologische Zeiträume hinweg. Charrière hat bei Olafur Eliasson studiert und an dessen Institut für Raumexperimente teilgenommen. 2013 schloss er sein Studium an der Universität der Künste Berlin ab. Mit Skulptur, Video und Fotografie untersucht Charrière besonders kritische Orte des ökologischen Wandels und der Geschichte von nuklearen Sperrzonen über Plantagenlandwirtschaft bis hin zu Lebensräumen unter Wasser. Die kontinuierliche Reflexion über den Mythos und die Politik der Erkundung in einem globalisierten Zeitalter steht im Mittelpunkt seiner Arbeit. Charrière arbeitet medien- und konzeptionsübergreifend, initiiert häufig Kooperationen mit Komponist:innen, Wissenschaftler:innen, Historiker:innen und Philosoph:innen. Seine Arbeit provoziert eine kritische Reflexion über tradierte Formen der Wahrnehmung, Darstellung und Auseinandersetzung mit der natürlichen Welt und formuliert alternative planetarische Narrative für das 21. Jahrhundert.

Julian Charrières Arbeiten wurden in Einzelausstellungen in bedeutenden internationalen Institutionen gezeigt, unter anderem im Dallas Museum of Art (2021), dem MAMbo, Bologna (2019), der Berlinischen Galerie, Berlin (2018), in der Parasol Unit Foundation, London (2015), dem Musée des Beaux-Arts, Lausanne (2014) und dem Centre Culturel Suisse, Paris (2014), sowie in einer bevorstehenden Präsentation im SFMOMA 2022. Er war prominent bei zahlreichen wichtigen Ausstellungen vertreten, bei der 57. Biennale di Venezia (2017), der Antarctic Biennale (2017), der Taipei Biennale (2018), der 12. Biennale de Lyon (2013), dem Centre Pompidou, Paris (2019), dem Sprengel Museum, Hannover (2019), dem Aarhus Kunstmuseum (2019), der SCHIRN Kunsthalle, Frankfurt (2018), der Hayward Gallery, dem Southbank Centre, London (2018) oder dem Palais de Tokyo, Paris (2017), Centre Pompidou, Paris (2021), Parasol unit - foundation for contemporary art bei der 59. Biennale di Venezia, Collateral Events (2022), ARoS Aarhus Kunstmuseum (2022) und die 16. Biennale de Lyon, die im September 2022 eröffnet.