Der Stuttgarter Künstler Clemens Schneider entscheidet sich nach einer Steinbildhauerlehre und einem anschließenden Studium der Malerei für eine künstlerische Neuorientierung: Er wendet sich dem Papier zu. Schnell stellt Schneider fest, dass Papier, das er zur Realisierung seiner Ideen benötigt, nicht auf dem Markt existiert. Der seit seiner Kindheit an mechanischen Prozessen und Technik interessierte Künstler greift schließlich auf eine alte Handwerkskunst zurück. Mithilfe eines eigens entwickelten Verfahrens und mit selbst gebauten Geräten aus Recyclingmaterial, stellt er sogenanntes Hadernpapier her. Dafür sammelt er abgetragene Jeans und T-Shirts in seinem Freundeskreis und verarbeitet die Altkleider zu einer Masse, die er anschließend auf einem Windschutznetz verteilt und Papiere in riesiger Größe erstellt.
2023 konnte die Staatsgalerie Stuttgart die großformatige Arbeit »Überfluss« von Clemens Schneider für die Graphische Sammlung erwerben. Das Werk behandelt unsere Wegwerfgesellschaft, die im Überfluss lebt, in der produziert und entsorgt sowie gebaut und zerstört wird. Neben Jeans und T-Shirts verarbeitet der Künstler in »Überfluss« auch den allgegenwärtigen Baustellenlärm. Das Röhren einer Asphaltiermaschine wird durch selbst gebaute Instrumente zu meditativen Klängen, deren akustische Signale über ins Papier eingebaute Kontaktmikrofone, die als Schallgeber geschaltet sind, abgespielt werden. Die Arbeit verwandelt Müll und Lärm in Kunst und animiert uns dazu, Recycling einmal nicht als moralische Notwendigkeit, sondern als kreativen Prozess zu betrachten.
Nun zeigt die Staatsgalerie Stuttgart diese Neuerwerbung, die erstmals 2022 im Projektraum des Kunstvereins Wagenhalle zu sehen war, in der von Karin Eisenkrein kuratierten Ausstellung »Überfluss. Klingendes Papier von Clemens Schneider« im Graphik-Kabinett. In dieser tritt das Publikum in einen optischen und akustischen Dialog mit der raumgreifenden Installation, was ein immersives Erlebnis ermöglicht. Die Ausstellung wird am 18. Mai, zum Internationalen Museumstag 2025 eröffnet.
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