Mit ihrer Lichtinstallation Remember the First Time You Saw Your Name (2020) und einer kraftvollen poetischen Botschaft, für die Marinella Senatore bekannt ist, illuminiert sie mit strahlenden LED-Lämpchen und Buchstaben die Fassade und Architektur des der Kestner Gesellschaft. Die ornamentalen Lichtbögen aus hunderten bunten Lämpchen lenken den Blick auf die eindringliche Botschaft zur Vergänglichkeit der Zeit und des Lebens, das mit der persönlichen Namensgebung beginnt. In ihrer festlichen Lichtskulptur an der Fassade beschäftigt sich Senatore explizit mit Fragen zur individuellen Identität und dem Gefühl der kollektiven Zugehörigkeit und stellt einmal mehr ihre dringende Forderung nach Ermächtigung, Emanzipation und Zuwendung in den Vordergrund.

Seit 2017 findet Marinella Senatore die Inspiration für ihre Installationen in den Luminarie in Süditalien, den kunstvollen Lichtarchitekturen, die traditionell Städte schmücken und Kathedralen, Piazzas und andere architektonische und barockisierende Elemente für öffentliche Feiern und religiöse Feste im Freien nachbilden. Indem sie ihre eigenen ortsspezifischen Lichtskulpturen baut und die Luminarie um leuchtende Textbotschaften erweitert, lässt sie die Fassaden und Vorplätze bedeutender Gebäude und Orte in einem kritischen Licht erstrahlen. Senatore interessiert dabei, wie Gemeinschaften zwischen diesen entstehen und wie die Luminarie über Sprache und visuelle Reize eine soziale, dialogische und heilende Wirkung beim Zusammensein haben können.

Für Marinella Senatore ist Kunst eine horizontale Plattform, auf der unterschiedliche, aber gleichwertige Akteur*innen eine energievolle vereinte Bewegung und damit eine kollektive Erzählung bilden. Ausgehend von einer Ästhetik des Widerstands und der transformativen Kraft des sozialen Engagements, umfasst Senatores relationale und integrative Praxis Filme, Fotografien, Malereien, Collagen, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Performances. Geprägt durch ihren partizipatorischen und politischen Charakter, untersuchen ihre Werke das Potenzial von Kunst als Kollaboration, um einen tiefgreifenden sozialen Wandel zu bewirken.

Marinella Senatore (* 1977, Cava de’ Tirreni, Italien)
MARINELLA SENATORE studierte an der Akademie der Schönen Künste Neapel (1994–1997), am Konservatorium für Musik (1997) und an der Nationalen Filmschule in Rom (1999–2001). Derzeit lebt sie zwischen London und Rom.

Ihre Werke und Performances wurden von italienischen und internationalen Institutionen in Auftrag gegeben und ausgestellt, darunter High Line, New York; Queens Museum, New York; Centre Pompidou, Paris; Kunsthaus Zürich; Pearl Art Museum, Shanghai; MAXXI, Rom; Palais de Tokyo; Schirn Kunsthalle, Frankfurt; Museum of Contemporary Art of Chicago; Berlinische Galerie; Museo del Novecento, Mailand; Kunsthalle Sankt Gallen; Faena Art Forum, Miami; Bozar, Brüssel; Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; Museum der Moderne Salzburg; Serpentine Gallery, London; CCA, Tel Aviv; Museo Madre; Musée d‘art contemporain de Montréal; ICA, Richmond; Petach Tikva Museum of Art, Israel; BAK Utrecht; Centro de Arte Dos de Mayo, Madrid; Palazzo Grassi, Venedig; Museo Boijmans Van Beuningen, Rotterdam; Moderna Museet, Stockholm. Senatore hat an den folgenden Biennalen für zeitgenössische Kunst teilgenommen: Biennale von São Paulo; Biennale von Venedig; Biennale von Lyon; Biennale von Thessaloniki; Biennale von Liverpool; Biennale von Athen; Biennale von Havanna; Biennale von Göteborg; Biennale von Cuenca; Biennale von Pune; Biennale von Gröden; Biennale von Bangkok und Manifesta 12, Palermo.

Zu ihren nächsten Projekten gehören Einzelausstellungen im Museum Villa Stuck, München; Museum der Moderne, Salzburg; Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam und CCA, Tel Aviv.