Seit rund zehn Jahren präsentiert das KirchnerHAUS Museum Aschaffenburg vielbeachtete wechselnde Ausstellungen zu Ernst Ludwig Kirchner, der Künstlergruppe Brücke und dem Expressionismus. Die gezeigten Werke, zumeist Leihgaben aus anderen Museen, Sammlungen oder Privatbesitz, sind immer nur für wenige Monate zu Gast im Museum. Jedoch besitzt das KirchnerHAUS Museum dank großzügiger Schenkungen auch eine eigene kleine, aber vielseitige Sammlung von Werken des bedeutenden Künstlers und seines künstlerischen Umfelds. Seltene Bücher und Ausstellungskataloge aus der Zeit des Expressionismus, zum Teil ausgestattet mit Originalholzschnitten Kirchners, bereichern den Bestand.

Die Ausstellung „ALLES IM RAHMEN – Der Blick auf die eigene Sammlung“ rückt diese Arbeiten in den Fokus. Zum ersten Mal bestückt das KirchnerHAUS Museum eine komplette Ausstellung aus dem eigenen vielseitigen und qualitätvollen Bestand.

Die Präsentation folgt mehreren Leitthemen:
Einerseits gewährt sie Einblicke in die Themen und wichtigsten Motive, mit denen Ernst Ludwig Kirchner sich künstlerisch auseinandersetzte. Dazu gehören vor allem die Darstellung von Tanz, des menschlichen Akts oder von Badenden.

Andererseits hebt sie die Bedeutung der Druckgrafik für den Expressionismus hervor und hilft, dem Kunstverständnis Kirchners und anderer Kunstschaffender seiner Zeit nachzuspüren. Dabei wird der Fokus auch auf die Holzschnitte Kirchners für Ausstellungskataloge oder literarische Publikationen gelegt.

So wird der Rolle Herwarth Waldens und seiner Kunstzeitschrift Der Sturm nachgespürt, die sich ab 1910 zu einem wichtigen Forum für avantgardistische Literatur, Musik und Bildende Künste entwickelte. Druckgrafiken von Ernst Ludwig Kirchner und weiteren Kunstschaffenden wurden hier veröffentlicht.

Besondere Beachtung findet auch Nele van de Veldes Holzschnitt-Zyklus Ein Tag bei Kirchner auf der Stafelalp. Die Tochter des Architekten Henry van de Velde begegnete Kirchner 1918 im Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen am Bodensee. 1919/20 schnitt sie den Zyklus, der 1921 in Genius, einer Zeitschrift für alte und werdende Kunst veröffentlicht wurde. Die Künstlerin beschrieb ihre Vorstellung von einer Reise zu Kirchners einsamem Refugium in den Schweizer Alpen und dem Aufenthalt bei dem für seinen mitunter exzentrischen Lebensstil bekannten Künstler. 

Mit der Wiederentdeckung und Rezeption von Kirchners Werk nach 1945, insbesondere in seiner Geburtsstadt Aschaffenburg, setzt sich ein weiterer Bereich der Ausstellung auseinander. Die Plakate aus der Sammlung Ute Eymann zeugen von der Vielfalt der Kirchner-Ausstellungen bis heute.

Zum Abschluss wird den Ausstellungsgästen ein Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Es wird danach gefragt, warum das KirchnerHAUS Museum derzeit keine Dauerausstellung präsentiert oder wie die Sammlung des KirchnerHAUS Museums entstanden ist. Und natürlich wird auch der Schutz und die Pflege des eigenen Bestandes thematisiert.