Fotografische Neuerwerbungen aus der Sammlung Siegert

Im Frühjahr 2022 konnte die Staatsgalerie Stuttgart ein einzigartiges Foto-Konvolut mit über 200 Originalabzügen von Hauptvertreterinnen und -vertretern des Neuen Sehens, der Neuen Sachlichkeit und des Bauhauses aus der Sammlung Dietmar Siegert erwerben, die zu den umfangreichsten und bedeutendsten privaten Fotosammlungen in Deutschland gehört. Eine Auswahl von rund 150 dieser Werke präsentiert die Staatsgalerie nun erstmals in THE GÄLLERY – Raum für Fotografie.

Die 1920er und -30er Jahre sind mit großen Innovationen in Kunst und Technik verbunden. Zahlreiche Fotografinnen und Fotografen suchen nach dem Ersten Weltkrieg nach zeitgemäßen Darstellungsweisen der Moderne, experimentieren mit Doppel- und Mehrfachbelichtung sowie mit Fotogrammen, Collagen und Montagen.

Vor rund zweieinhalb Jahren hat die Staatsgalerie Stuttgart ein einzigartiges Foto-Konvolut mit über 200 Originalabzügen von Hauptvertreterinnen und -vertretern des Neuen Sehens, der Neuen Sachlichkeit und des Bauhauses erworben. Ebenso ausgewählte, spätere Arbeiten, die die Bildästhetik der 1920er-Jahre aufgreifen und weiterentwickeln. Das Konvolut stammt aus der Sammlung des Münchner Filmproduzenten Dietmar Siegert, die zu den umfangreichsten und bedeutendsten privaten Fotosammlungen in Deutschland gehört. Rund 150 dieser Werke präsentiert die Staatsgalerie erstmals in THE GÄLLERY – Raum für Fotografie.

Die ausgewählten Werke, u.a. von Herbert Bayer, Aenne Biermann, Hugo Erfurth, Lotte Jacobi, Germaine Krull, László Moholy-Nagy, Walter Peterhans, Albert Renger-Patzsch und August Sander, stehen nicht nur untereinander in vielfältigen formalen und inhaltlichen Bezügen, sondern stiften auch im Sammlungskontext der Staatsgalerie zahlreiche kunst- und fotohistorische Querverbindungen. So etwa zum Werk von Oskar Schlemmer oder Willi Baumeister. Darüber hinaus knüpft die Staatsgalerie mit dieser Erwerbung an den Ankauf der Sammlung Rolf Mayer an, mit der 1989 der Sammlungsbereich Fotografie begründet wurde. Im Zusammenschluss ergibt sich nun ein einmaliger Bestand zur Fotografie der Klassischen Moderne, mit dem die Staatsgalerie auch der historischen Bedeutung des Fotostandorts Stuttgart gerecht wird, wo 1929 mit der »Internationalen Ausstellung des Deutschen Werkbunds Film und Foto« – kurz »FiFo« – eine der wichtigsten Fotoausstellungen des 20. Jahrhunderts stattfand.

Die Ausstellung »Neues Sehen, Neue Sachlichkeit und Bauhaus – Fotografische Neuerwerbungen aus der Sammlung Siegert« verdeutlicht anhand thematischer Kapitel zur Architektur-, Landschafts-, Porträt-, Akt- und Objektfotografie die künstlerische Vielschichtigkeit des Mediums und zeigt, wie das »Neue Sehen« mit seinen ungewohnten Perspektiven und Verfremdungen unsere Wahrnehmung nachhaltig verändert hat.