Wen schaut sie an, die schöne Italienerin, die Theobald von Oer malte? Was geht der geheimnisvoll nachdenklichen Leontine des Anselm Feuerbach durch den Kopf? Und wieso ist Caspar David Friedrichs faszinierende Winterlandschaft keine Abbildung der Wirklichkeit, sondern eine tiefgründige Erfindung? Die Malerei und Skulptur der vergangenen Jahrhunderte stecken voller faszinierender Geschichten. Die Ausstellung „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“ lädt dazu ein, sie zu erkunden – ab 24. Februar 2023 im MKK Dortmund.

Erstmals sind mit dieser von Sammlungsleiter Dr. Christian Walda kuratierten Ausstellung die Schätze der größten Kunstsammlung der Region verdichtet zu einer Zeitreise durch die Epochen zu sehen – von der mittelalterlichen Romanik bis zum Jugendstil. Zu den Highlights der neuen Präsentation in der 800 Quadratmeter großen Ausstellungshalle gehören Werke von Conrad von Soest, Josse de Momper, Carl Spitzweg, Constantin Meunier, Lovis Corinth oder Max Liebermann. 

In jedem Raum spiegeln Gemälde und Skulpturen kulturelle und historische Entwicklung ihrer Entstehungszeit wider, transportieren Lebensanschauungen und Welt-Bilder. Da zeigen sich die Spiritualität des Mittelalters, der Forscherdrang der Neuzeit, der Rückzug ins Innere in der Romantik, die Sachlichkeit und Zuwendung zum Alltäglichen im Realismus. 

Neue Perspektiven und ein Blick hinter die Kulissen
„REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“ arbeitet ausschließlich mit Werken aus der eigenen Sammlung und ist daher Sonderausstellung und Sammlungspräsentation zugleich. Die Ausstellung eröffnet neue Zugänge zu den Werken und stellt Bezüge der Arbeiten untereinander auf sowie Erkenntnisse der Sammlungsforschung vor. Dabei rücken schon einmal die Leinwandrückseiten ins Blickfeld der Besucher*innen, und Ergebnisse der mitunter kriminalistischen Recherchen zur Herkunft, zur Provenienz der Kunst werden präsentiert. Da Teile der Ausstellung regelmäßig verändert werden, stehen immer wieder neue Themen und Sichtweisen in den Vordergrund.

REMIX bildet den Auftakt für eine umfassende Erneuerung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte, das in den kommenden Jahren saniert werden muss. Die mehr als zwanzig Jahre alte Dauerausstellung mit mehr als 10.000 Exponaten mit bildender Kunst, Archäologie, Geschichte, Vermessungstechnik, Kunsthandwerk/Design und Volkskunde wird dabei auf neue Füße gestellt. 

Heilige, Engel und Fabelwesen – die Kunst des Mittelalters
Die Ausstellung beginnt mit der Kunst des Mittelalters. Einer ereignisreichen Epoche, die – etwa vom 6. bis ins 16. Jahrhundert – gut eintausend Jahre umfasst. Wirken die Darstellungen aus dieser Zeit anfangs noch starr und statisch, so zeigt sich spätestens in der Gotik, wie sich das Menschenbild verändert. Bewegte Gesten und Emotionen prägen nun die Werke. Die Themen verändern sich dabei kaum: Es geht um Schmerz, Herz und Gemeinschaft – überwiegend im christlichen Sinne. Gefühlsbetont und innig erzählt sie Geschichten voller menschlicher Abgründe.

Die Entdeckung der Welt
Nach dem spirituell geprägten Mittelalter wendet man sich in Europa der äußeren Welt zu. Kunst entsteht jetzt in einem gesellschaftlichen Klima, das von wissenschaftlichen Entdeckungen und globalen Einflüssen geprägt ist. Es ist die Zeit des Kolonialismus, der Eroberung und Ausbeutung der „Neuen“ Welt, aber auch der Forschung und des rationalen Denkens der Aufklärung. Die Darstellungen werden vielfältiger, die Inhalte profaner, und es entwickeln sich neue Bildthemen wie das Stillleben, die Landschaft und Alltagsszenen.

Romantik und Utopie
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verspüren viele Menschen große Unsicherheit. Abgeschreckt von jahrelanger Gewalt nach der französischen Revolution rücken revolutionäre Ideen in den Hintergrund. Man wendet sich wieder der Religion zu, sucht nach Gefühl und Gemeinschaft. In der Malerei wird die Landschaft zur zentralen Kulisse, durch die Sehnsucht und Emotionen ausgedrückt werden können. Dabei ist sie weniger Abbild der Wirklichkeit als Utopie und Erfindung.

Vom Realismus zum Impressionismus
Nur wenige Jahrzehnte später hält der Realismus Einzug in die Kunst. Die Dinge der Welt werden wirklichkeitsnäher dargestellt. Eine neue Sachlichkeit prägt jetzt die Kunst, und die aufkommende Fotografie wird zum Vorbild, zur Konkurrenz und zum Ansporn zugleich. 

Mit dem Impressionismus kommt es in den 1870er-Jahren zur Befreiung der Gestaltungsmittel. Die malenden Künstler*innen konkurrieren nicht mehr mit der Fotografie und malen gänzlich anders. Farbe wird zuweilen dick aufgetragen, so dass die Malerei als solche erkennbar und der Malprozess nachverfolgbar bleibt. Die Werke strahlen Lebendigkeit und Subjektivität aus.

Die Kunst des Jugendstils
An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wird der Jugendstil zur umfassenden Reformbewegung, die alle Lebensbereiche durchdringt. Künstler*innen verstehen sich als Gestalter des gesamten Lebens. Sie wollen Ästhetik in den Lebensalltag der Menschen bringen, in der festen Überzeugung, eine schöne Welt fördere den Frieden und die Zivilisation. In der bildenden Kunst werden diese Ideale in der würdigen Bewegung der Figuren und der edlen Darstellung der Porträtierten sichtbar.

Begleitprogramme zur Ausstellung 
Begleitet wird REMIX von unterschiedlichen Vermittlungsformaten: Kuratorenführungen, Vortrags- und Dialogveranstaltungen mit Gästen, Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Schulprogrammen und vielem mehr. Alle aktuellen Termine und Angebote werden regelmäßig auf der begleitenden Internetseite remix-dortmund.de veröffentlicht. 


Öffnungszeiten:
Dienstag: 11:00 - 18:00 Uhr
Mittwoch - Donnerstag: 11:00 - 20:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: dortmund.de/mkk