Ob Breuer-Freischwinger, Wagenfeld-Teeservice oder Bogler-Dose: Die Bauhaus-Idee hat Design-Ikonen hervorgebracht, die bis heute in vielen deutschen Haushalten ihren Platz haben. Das Bauhaus hat die Gestaltung von Dingen des Alltags geprägt und eine bis heute gültige Sprache der Moderne in die Architektur eingeführt. In diesem Jahr feiert die legendäre Kunstgewerbeschule aus Weimar ihr 100-jähriges Jubiläum – und das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) feiert mit. Am 15. September startet die Sonderausstellung „bauhaus – form und reform“.

„Kein anderer Stil hat die Architektur, Kunst und das Design des 20. Jahrhunderts so nachhaltig geprägt wie das Bauhaus“, betonte Dr. Denis Alt, Staatssekretärim Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz,auf der heutigen Pressekonferenz wenige Tage vor Ausstellungsbeginn. „Ich freue mich sehr, dass das Landesmuseum Mainz nun an diese bedeutende Bildungsstätte erinnert und mit einzigartigen Exponaten die Entwicklung des Bauhaus-Stils anschaulich darstellt“, so der Staatssekretär weiter. 

1919 von Walter Gropius als Kunstschule in Weimar gegründet, entwickelt sich das Bauhaus zu einer der einflussreichsten Bildungsstätten des 20. Jahrhunderts. „Ohne das Bauhaus wäre unser Verständnis von moderner Architektur und modernem Design heute ein anderes“, ist sich Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, sicher, „zugleich steht das Bauhaus als Bewegung auch im Zeichen des Weimarer Reformgedankens. Die Ausstellung berücksichtigt sowohl den handwerklich-künstlerischen Aspekt als auch die gesellschaftlichen Hintergründe gleichermaßen“. 

Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz, ergänzt: „Wir zeigen, dass das Bauhaus weitaus mehr ist als geradlinige Formen und zeitloses Design. Die Ausstellung nähert sich dem Phänomen und der Wirkung des Bauhauses unter kultur-, zeit- und sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten – und betritt damit zugleich Neuland in der Vermittlung der Thematik“, so Heide. 

Ziel der Ausstellung im Landesmuseum Mainz ist es, die Bauhaus-Idee anhand von Alltagsgegenständen nach Entwürfen von Bauhaus-Meistern und -Schülern vorzustellen. In nur 14 Jahren – nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten löste sie sich 1933 zur Wahrung ihrer Ideale selbst auf – erlangte die legendäre Kunstgewerbeschule mit ihrer stilbildenden und reduzierten Formensprache eine solch enorme Bedeutung, dass der  Begriff Bauhaus bis heute häufig mit der Moderne in Architektur, Design und Alltagsdingen gleichgesetzt wird. Klare Linien, rechte Winkel, Verzicht auf Ornamente, Funktionalität und serielle Fertigung sind die wesentlichen Merkmale, die mit der Marke Bauhaus verbunden sind. Vor allem die Massenproduktion von Alltagsgegenständen, die mit der Anpassung der Formen an die industrielle Fertigung möglich wurde, greift einen wichtigen Reformgedanken der Weimarer Zeit auf: die Lebensumstände von Menschen in der Industriegesellschaft zu verbessern. 

Die Ausstellung „bauhaus – form und reform“ präsentiert rund 150 Exponate aus verschiedenen Bauhauswerkstätten, darunter Hausrat, Möbel, Lampen sowie theoretische Schriften und Werbung aus der Zeit von 1900 bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Sonderschau zeigt zunächst die Entwicklung zur Bauhaus-Idee ausgehend vom Gedankengut des Deutschen Werkbundes und stellt diverse Handwerksbetriebe aus dem Mainzer Raum und dem heutigen Rheinland-Pfalz vor, die bereits im späten 18. Jahrhundert begannen, auf Manufakturarbeit umzusteigen und zu Vorreitern der industriellen Massenproduktion wurden. In der Ausstellung lässt sich die Entwicklung der Bauhaus-Idee von den Vorläufern bis zuihrer Realisierung und ihrer Nachwirkung bis in die Gegenwart nachvollziehen. Die Besucherinnen und Besucher können den Wandel vom Handwerk bis zum Industriedesign miterleben und mehr über die Reformbewegung des Kunstgewerbes erfahren, die seit 1900 auch zu einer Reform des gesellschaftlichen Zusammenlebens wurde. „Die Ausstellung bietet darüber hinaus zum ersten Mal Gelegenheit, nicht nur das führende Mainzer Handwerk zu thematisieren, sondern auch die Position der Mainzer Kunstgewerbeschule in der Reformbewegung darzustellen“, erläutert Dr. Eva Brachert, die die Ausstellung gemeinsam mit Gernot Frankhäuser und dem Privatsammler Sebastian Jacobi kuratiert hat. 

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Werkstätten und Ateliers des Bauhauses– dort, wo sich alle Reformgedanken bündelten und Entwürfefür konkrete Massenprodukte entstanden sind. Die funktionale Gestaltung von Alltagsgegenständen aus Bereichen wieTischlerei, Metallverarbeitung oder Keramikwerkstatt steht sinnbildlich für ein modernes, neues Leben nach dem Ersten Weltkrieg. Verschiedene prototypische Entwürfe aus den Bauhaus-Werkstättenwurden von unterschiedlichen industriellen Produzenten hergestellt und vermarktet. So zeigt die Ausstellung, dass sich die Bauhaus-Idee in einem zeitlosen Design ausdrückt, das alle Entwürfe miteinander verbindet. Dieses Design wird zum Ausdruck eines modernen Lebensstils, der in den 1920er-Jahren entsteht und sich heute als ein liberaler und weltoffener Stil fest in der modernen Gesellschaft etabliert hat.  

Rheinland-Pfälzische Privatsammlungen mit dem Schwerpunkt Bauhaus und zahlreiche Museen stellen Leihgaben zur Verfügung, ohne die eine Realisierung der Ausstellungsidee nicht möglich gewesen wäre. Hauptleihgeber der Ausstellung ist die Sammlung Sebastian Jacobi aus Bad Ems, der 36 Objekte aus dem Bauhaus-Umfeld beisteuert.

„bauhaus – form und reform. Von der Reformbewegung zum Wohnen mit Ikonen“ ist vom 15. September 2019 bis 19. Januar 2020 im Landesmuseum Mainz zu sehen. 

15.09.2019 - 19.01.2020

bauhaus – form und reform

Landesmuseum Mainz

Große Bleiche 49 - 51
55116 Mainz