Johanna Ehmke findet in ihrer Malerei alltägliche, flüchtige Szenen als Motive. Die Verteilung von Linien und Flächen auf ihren Malgründen sind unscharfe Zeugen von Stimmungen, Orten und Momenten und bestimmen mit, bei der Erinnerung an die Drinks der letzten Nacht, den letzten "Crush", an einen Blick in den Spiegel oder den Blick aus dem Fenster. Wie beschlagene Scheiben sitzen Öl auf Leinwand. Aus reduzierten, widerständigen Gesten mit dem Pinsel während eines langen Prozesses auf die Leinwand gesetzt, sind Farbe neben Farbe mal transparent, mal deckend, mal zart, mal hart. In den Räumen, Körpern, Gegenständen in den Bildern ist stets wahr, was ein gleichzeitiges Gegenüber hat: Das Mutige neben dem Verhaltenen, das Feste neben dem Flüchtigen, die Öffnung gegen den Verschluss. So deckt sich die Malerei als offenes System mit der Erinnerung an Stimmungen: Das pathische Gegenüber verliert an Schärfe, weil es über die Augen der Malerin in ihrem Kopf gewesen, aber nun Vergangenheit ist. Wir schauen in eine malerische Welt, in der nichts passiert, außer die Intimität und die Abgründe der alltäglichen, bedampften Erinnerungsfolien. 
Sebastian Böhm, 2023

Johanna Ehmke studierte bei Shannon Bool, Winfried Virnich und Nikolas Gambaroff an der Kunsthochschule Mainz und ist zurzeit Stipendiatin der Artist Residency Schloss Balmoral. 
Sie ist die erste Ausstellende der Ausstellungsreihe Absolve! mit Absolvent:innen der Kunsthochschule Mainz.