Was geschieht mit einer Stimme, wenn sie aufgezeichnet wird? Wie werden Erinnerung, Erzählung und Geschichte bewahrt, und was geht dabei verloren? Die Ausstellung „Talking Heads: Archival Echoes“ zeigt im Rahmen der Reihe VOICE:Over in der Galerie Nord drei künstlerische Positionen zur Archivierung von „Stimme“.

Archive werden hier nicht nur als Dokumentation verstanden. Sie sind ein produktives Medium, um persönliche, kollektive und politische Geschichten zu erzählen. Die hier präsentierten multimedialen Arbeiten testen die Grenzen dessen aus, was ein Archiv ist und wo die Stimme darin zu finden ist.

Das Videoarchiv HERstory (2012 von der Kuratorin Julie Crenn und dem Künstler Pascal Lièvre in Frankreich gegründet) fängt persönliche Berichte über feministische und geschlechtsspezifische Positionen in der Kunstwelt ein. Im Jahr 2023 nahm HERstory in Berlin eine neue Reihe von Interviews mit Künstler*innen, Aktivist*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen auf, die festhalten, wie sich Fragen des Geschlechts in ihren persönlichen Lebenserfahrungen artikulieren. Diese neueste Sammlung von Oral-History-Videos wird in dieser Ausstellung zum ersten Mal präsentiert. Sie zeugen von der Vielfalt der Stimmen rund um die Frage „Bist du Feministin?“ und von der Wichtigkeit, eine lebendige Diskussion über das Thema aufrecht zu erhalten.

Tuan Mamis Installation „Museum of the Immigrating Garden“ (2023) macht eine zutiefst persönliche und versteckte Geschichte der Migration von Vietnam nach Deutschland sichtbar. Die Arbeit ist Teil des laufenden Projekts „Immigrating Garden“ (2020 bis heute), das zuletzt als ortsspezifische Installation auf der documenta 15 in Kassel gezeigt wurde. Das Projekt wird in der Galerie Nord als ein „lebendes“ Archiv importierter und selbst angebauter Pflanzen aus Vietnam sowie von Ausschnitten audiovisueller Aufnahmen präsentiert. Dieses neu geschaffene museale „Environment“ erforscht Pflanzen als Dokumentation, Nahrungsmittel, und als Ausdruck diasporischer Stimmen und Erfahrungen.

Gulzat Egemberdievas Installation „Neither in the Mountain, nor in the Field“ (2023) veranschaulicht die Bedeutung der mündlichen Überlieferung für die nomadischen Gemeinschaften Zentralasiens. Egemberdievas experimenteller Dokumentarfilm, der zwischen Autobiografie, historischem Filmmaterial und Videoporträts changiert, wird hier von Fotografien von Tobias Marschall und einer Rauminstallation begleitet. Gemeinsam vermitteln sie eine Suche nach Identität zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie nationalen und regionalen Grenzen im heutigen Kirgistan. Die Ausstellung wird von Führungen, Gesprächen und Diskussionen rund um das Thema „Archivierung von Stimmen“ begleitet.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Samstag: 12:00 - 19:00 Uhr
Montag und Sonntag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: kunstverein-tiergarten.de

Vietnamese Immigrating Garden, 2022, photo by Giang Nguyen, copyright by Tuan Mami
22.04. - 05.06.2023

Talking Heads: Archival Echoes

Galerie Nord | Kunstverein Tiergarten

Turmstraße 75
10551 Berlin