Im Untergeschoss des Neuen Museums zeigt das Ägyptische Museum und Papyrussammlung eine Sonderausstellung zum 100. Todestag eines für die Berliner Museen wichtigen Sammlers und Forschers: Georg Schweinfurth. In der Ausstellung wird ein Querschnitt der archäologischen Sammlungen gezeigt: Neben Steinwerkzeugen, Blüten- und Pflanzenkränzen, werden auch Textilien und diverse Autographen aus der Hand des Sammlers zu sehen sein.
2025 jährt sich zum 100. Mal der Todestag von Georg Schweinfurth (1836–1925), der seinerzeit einer der wohl bekanntesten Afrikaforscher und bedeutender Mäzen vieler europäischer Institutionen war. Sehr viel weniger bekannt ist seine Bedeutung für die Ägyptologie und ihre Herausbildung als Wissenschaft, die neben dem Fokus auf schriftliche und archäologische Hinterlassenschaften auch die Naturwissenschaften einbezog. Hierbei spielte vor allem die Botanik eine große Rolle. Schweinfurth war in seiner Zeit einer der ersten Forscher, die jenseits der Anlage von Herbarien lebender Pflanzen, große Bedeutung in der Sammlung und Aufbewahrung botanischer Proben und Funde bei Ausgrabungen gesehen haben.
Immer wieder unterstützte er die Archäolog*innen und Museen mit seiner botanischen Expertise. Als einer der Schlüsselfunde, die er zwar nicht selbst ausgegraben hat, aber die bis heute eng mit ihm verbunden sind, kann unzweifelhaft die Entdeckung der Mumiencachette in Deir el-Bahri (Theben West) gesehen werden. Auf den königlichen Mumien und denen hoher Beamter wurden farbenprächtige Blumenkränze aufgefunden, die Schweinfurth auf Geheiß des damaligen Leiters des Antikendienstes präparierte, konservierte und wissenschaftlich bestimmte.
Diese Funde schenkte er später unterschiedlichen Institutionen, darunter dem Botanischen Museum und dem Ägyptischen Museum in Berlin. Besucher*innen werden nun erstmalig nach 1992 einen Teil der beiden Sammlungen in einer Sonderausstellung zusammengeführt erleben können. Gemeinsam mit neu angefertigten Rekonstruktionen des prächtigen Blumenschmuckes wird den Betrachter*innen die Schönheit und Bedeutung dieser Fundobjekte nahegebracht.
Faustkeile und vorgeschichtliche Werkzeuge, sowie frühägyptische Kunstwerke, die G. Schweinfurth in Ägypten aufgelesen oder angekauft hat, künden von der frühen Anwesenheit des Menschen im Niltal und haben seinerzeit dazu geführt, dass die ägyptische Steinzeit als Forschungsfeld akzeptiert worden ist. Georg Schweinfurth führte zudem großangelegte Reisen in Ägypten und den angrenzenden Wüstengebieten sowie den Oasen durch. Als Ergebnisse sind heute noch die detaillierten, von ihm meisterlich gezeichneten Karten, sowie Tagebucheintragungen zu bewundern.
Gleichzeitig lassen von Schweinfurth gesammelte farbige, gut erhaltene Textilien aus dem Fayum sowie bislang unbearbeitete Papyri und weitere Funde und Archivalien aus seinem Nachlass das Bild einer facettenreichen Persönlichkeit mit weitgespannten Interessen und Kontakten entstehen. Georg Schweinfurth hat als Netzwerker maßgeblich an der Formung der Ägyptologie als Wissenschaft im ausgehenden 19. und frühen 20. Jh. mitgewirkt.
„Auf unbetreten Wegen. Georg Schweinfurth und die Ägyptologie“ wird kuratiert von Robert Kuhn und Marius Gerhardt, wissenschaftliche Mitarbeiter am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung, Marion Bertram, stv. Direktorin des Museums für Vor- und Frühgeschichte, Cäcilia Fluck, wissenschaftliche Mitarbeiterin an Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, sowie Meliné Pehlivanian, stv. Abteilungsleiterin der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, und Marina Heilmeyer, freie Kuratorin.
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: smb.museum