Vor genau 100 Jahren porträtierte Otto Dix die Tänzerin Anita Berber. Das Gemälde befindet sich heute als Dauerleihgabe der Landesbank Baden-Württemberg im Kunstmuseum Stuttgart. Anlässlich des Doppeljubiläums 2025 rückt es in den Mittelpunkt einer Präsentation, die sich mit der Tanzikone der Weimarer Republik jenseits der um sie rankenden Skandale befasst.

Die Tänzerin Anita Berber (1899–1928) gilt als ideales Symbol für die verruchten 1920er-Jahre in Berlin und darüber hinaus: Sie war für ihren exzessiven Alkohol- und Drogenmissbrauch bekannt wie für ihre ekstatischen Nackttanzauftritte und öffentlichen Skandale berüchtigt. Ihre Darbietungen trugen provokante Titel wie Kokain oder Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase. Im Alter von nur 29 Jahren starb sie verarmt in Berlin-Kreuzberg.

Dieses Bild von Anita Berber als ›Femme fatale‹ wurde bereits während ihrer Lebzeiten stilisiert und ist präsent geblieben – dazu trugen zahllose Reportagen bei, die ihren Lebensstil abseits der Bühne drastisch beschreiben, und nicht zuletzt auch das berühmte Porträt von Otto Dix, das die Tänzerin zwar aufrecht und selbstbewusst, jedoch ausgezehrt, im obszön enganliegenden, roten Kleid zeigt.

Die Präsentation in einem der Otto Dix gewidmeten Sammlungsräume zeigt, was oftmals das auf Erotik, Rausch und Skandal reduzierte Image der Anita Berber verdeckt: ihren wegweisenden Einfluss als Choreografin auf den modernen Tanz, als Tänzerin, die in ihrem schonungslosen Einsatz ihres Körpers heutige Performancekunst vorwegnahm, und auch als Verfasserin von Gedichten, in denen sich Ideen ihres Verständnisses von Geschlecht und Geschlechtlichkeit vermitteln – so etwa im titelgebenden Gedicht Orchideen von 1923. 

Das Bildnis der Tänzerin Anita Berber von Otto Dix, das vor genau 100 Jahren entstand und sich heute als Dauerleihgabe der Landesbank BadenWürttemberg im Kunstmuseum Stuttgart befindet, steht im Mittelpunkt der Präsentation. Anhand von Zeichnungen, Fotografien, Archivmaterial und Bewegtbild werden Anita Berbers unterschiedliche künstlerische Schwerpunkte, private Beziehungsgeflechte und ihre Karriere veranschaulicht.