Die Künstlerin Franka Hörnschemeyer setzt sich in ihren Arbeiten mit Architektur und Raum als Medien von Zeitgeschichte, sozialen Gefügen und spezifischen Anordnungen des Sichtbaren auseinander. Ihr Œuvre umfasst raumgreifende Installationen und Objekte ebenso wie Arbeiten mit Sound, Video, Fotografie und Papier oder minimale, ortsspezifische Eingriffe, die einen neuen Blick auf bereits bekannte Orte und Räume aktivieren. Ein wiederkehrendes Merkmal ihrer Arbeiten sind Materialien wie Gipskartonplatten, Schalelemente und andere Baustoffe, die als Grundbestandteile des gebauten Raums – nicht zuletzt im Ausstellungskontext – omnipräsent sind, jedoch selten bewusst wahrgenommen werden. Dabei begreift Hörnschemeyer materielle Strukturen als Ausdruck und Speicher von Informationen, die je nach Perspektive andere zeitliche und historische Bezüge eröffnen können.

Für ihre Einzelausstellung Die Ökonomen (Singspiel) im n.b.k. Showroom hat Hörnschemeyer ein eigens auf den Raum zugeschnittenes neues Werkensemble entwickelt. Mit gefundenen Objekten, Materialien aus dem Kontext ihrer früheren künstlerischen Arbeiten, die zu einem Eigenleben finden, sowie Eingriffen in Boden und Wände verwandelt Hörnschemeyer den Ausstellungsraum in eine Bühne, auf der sich die Besucher*innen zwischen objekthaften Charakteren bewegen.

Durch den von Hörnschemeyer gesetzten Kontext des Singspiels, einer reduzierten Form der Oper, und der Ökonomie, die sich – wie zuletzt in Berlin – zumeist als Frage der Möglichkeiten von Einsparungen gestaltet, ergibt sich zwangsläufig eine gewisse Komik. Die Werktitel, die als Namen der Charaktere fungieren – Information Source, Critical Noise, The Channel, Volume of Uncertainty und Slight Discrepancy – verweisen auf Begrifflichkeiten der Informationstheorie, die insbesondere durch den US-amerikanischen Mathematiker Claude E. Shannon geprägt wurde. Nach Shannon wird Information nicht als Übermittlung eines semantischen Inhalts verstanden, sondern an den Wahlmöglichkeiten dessen bemessen, was übermittelt werden könnte.

Die Besucher*innen der Ausstellung werden herausgefordert sich vorzustellen, welche kommunikativen Abläufe des Singspiels sich zwischen den materiell wie formal unterschiedlich gearteten Charakteren gestalten könnten. Zugleich nehmen sie selbst die offene Position von Sender oder Empfänger beziehungsweise von Codierungs- oder Dechiffrierungseinheit ein.

Zur Ausstellung erscheint eine Künstlerpublikation (Dt. / Engl., mit farb. Abbildungen).

Biografisches:
Das Werk von Franka Hörnschemeyer (*1958 in Osnabrück, lebt und arbeitet in Berlin) wird seit den frühen 1990er Jahren in nationalen und internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert. Einzelausstellungen u. a.: Museum Schnütgen, Köln (2023); Albertinum Dresden (2011); Jewish Museum of Greece, Athen (2008); Henry Moore Institute, Leeds / UK (2007); Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Berlin (2002); Hamburger Kunsthalle (2000). Gruppenausstellungen zuletzt u. a.: Haus der Kunst, München (2023); Museum Kurhaus Kleve (2022); Kunsthalle Düsseldorf (2017); Kunstverein Hannover (2015); Marta Herford (2011); National Museum of Contemporary Art, Seoul (2002); National Museum of Modern Art, Kyoto (2001). Arbeiten im öffentlichen Raum finden sich u. a. am Paul-Löbe-Haus, Deutscher Bundestag, Berlin, am Altmarkt in Dresden und an der Skulpturenroute kunstwegen in Neugnadenfeld / Deutschland. Von 2009 bis 2015 war Hörnschemeyer Professorin an der Hochschule für Künste Bremen, von 2015 bis 2024 hatte sie eine Professur für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf inne.


Öffnungszeiten:
Dienstag - Mittwoch: 12:00 - 18:00 Uhr
Donnerstag: 12:00 - 20:00 Uhr
Freitag - Sonntag: 12:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: nbk.org

Franka Hörnschemeyer, The Channel, 2024 © Foto / Photo: n.b.k. / Jens Ziehe
07.06. - 03.08.2025

Franka Hörnschemeyer. Die Ökonomen (Singspiel)

Neuer Berliner Kunstverein n.b.k.

Chausseestr. 128/129
10115 Berlin