Mit seiner ausdruckstark verfremdeten Form- und Farbgebung verkörpert der Expressionismus die Kunst der Moderne par excellence. Die Kunsthalle Vogelmann widmet sich dieser wegweisenden Bewegung mit Blick auf die Schweiz. Über 70 Werke aus renommierten Schweizer Museen und Privatsammlungen zeigen die enorme gestalterische und thematische Bandbreite des helvetischen Expressionismus. Neben farbstarker Malerei werden Druckgrafik und Handzeichnungen sowie ausgewählte Werke der Holzbildhauerei präsentiert. 

Der Expressionismus kam in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts einer künstlerischen Revolution gleich: Nicht mehr die Wiedergabe des äußeren Eindrucks, sondern der subjektive Ausdruck war das Ziel. Erstmals beleuchtet eine Ausstellung in Deutschland, wie sich die helvetischen Künstler*innen der radikal neuen Bildsprache bedienten. Wichtige Impulse gaben ihnen die Avantgarden der Nachbarländer: In Deutschland etablierten Gruppen wie Die Brücke oder Der Blaue Reiter in den 1910er Jahren den Expressionismus, während zeitgleich in Frankreich mit dem Fauvismus eine nicht minder ausdrucksstarke Bildsprache entstand. In regem internationalem Austausch knüpften die Schweizer Expressionist*innen hieran an, interpretierten den neuen Stil ebenso individuell wie vielfältig. In ihren Werken brachten sie inneres Erleben zum Ausdruck und reagierten zugleich auf den rasanten gesellschaftlichen Wandel der Zeit. Inspiration fanden die Künstler*innen im Alltag der Bergbauerndörfer ebenso wie im schillernden Nachtleben der Großstadt. Zudem bot ihnen die Gebirgswelt der Alpen spektakuläre Landschaftsmotive, die immer auch ein Stück nationale Identität bargen. 

Maßgeblich verhalfen Künstlergruppen dem Expressionismus in der Schweiz zum Durchbruch. Es galt, die Kräfte der Avantgarde zu bündeln und so ein Gegengewicht zu den etablierten konservativen Künstlerverbänden zu schaffen. Mit dem Modernen Bund, der Westschweizer Gruppe Le Falot, dem im Tessin angesiedelten Orsa Maggiore und Rot-Blau beleuchtet die Ausstellung die wichtigsten Gruppierungen. Damit verbunden rücken auch die unterschiedlichen regionalen Ausformungen des helvetischen Expressionismus in den Fokus. Zugleich werden herausragende Einzelpositionen wie Alice Bailly, Ignaz Epper oder Johannes Robert Schürch vorgestellt. Nicht zuletzt finden bedeutende internationale Künstler*innen Beachtung, die in der Schweiz im Exil lebten – darunter etwa Ernst Ludwig Kirchner, Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky. 

Mit Expressionismus Schweiz knüpft die Kunsthalle Vogelmann an eine Reihe hochkarätiger Ausstellungen zur Kunst der Klassischen Moderne an: Monografische Präsentationen widmeten sich Otto Mueller (2012), Karl Schmidt-Rottluff (2015) und Emil Nolde (2018). Die Modernen kommen (2021) vereinte zuletzt Meisterwerke so namhafter Künstler*innen wie Claude Monet, Henri Matisse und Pablo Picasso aus der Sammlung der Johannesburg Art Gallery. Expressionismus Schweiz setzt hier einen weiteren wichtigen Akzent im Programm des Hauses; neben weithin bekannten hochrangigen Positionen werden wegweisende, heute wieder zu entdeckende Künstler*innen gezeigt. 

Die Ausstellung entstand als trinationales Projekt in Zusammenarbeit mit dem Kunst Museum Winterthur und dem Museo Archeologico Regionale Aosta sowie in Kooperation mit der Agentur expona. In Deutschland ist Expressionismus Schweiz exklusiv in der Kunsthalle Vogelmann zu sehen.