Arp Museum zeigt 70 Werke der Pariser Künstlergruppe Abstraction-Création / Spitzenwerke der Avantgarde treffen auf historische Neuentdeckungen und herausragende Werke der zeitgenössischen Kunst / Erste Werkschau zur Künstlergruppe seit den 1970er-Jahren.
Unter dem Titel Netzwerk Paris. Abstraction-Création 1931–1937 präsentiert das Arp Museum Bahnhof Rolandseck die Künstlergruppe Abstraction-Création. Die Aktivitäten der Gruppe, 1931 in Paris gegründet, beschränkten sich nicht auf ihren Gründungsort Paris, sondern wirkten bis zu ihrem Ende im Jahr 1937 weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. Ihre Mitglieder werden auch heute noch als Vertreterinnen und Vertreter ungegenständlicher Kunst weltweit geschätzt.
Im Rahmen der Ausstellung zeigt das Arp Museum 70 Werke von Künstlerinnen und Künstlern wie Hans Arp, Max Bill, Alexander Calder, Robert Delaunay, Theo van Doesburg, Barbara Hepworth, Mainie Jellet, František Kupka, László Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Marlow Moss, Sophie Taeuber-Arp und Georges Vantongerloo. Die Ausstellung rückt die Bedeutung von autonomer, generationen-, geschlechter- und länderübergreifender Vernetzung zwischen Künstlerinnen und Künstlern in den Blick, wofür AbstractionCréation in einer Zeit erstarkender Ideologien eintrat. Umfassendes Ziel war es, eine Zeitenwende einzuleiten, in der die Kunst für eine freie Welt einstand: Abstraktion gegen Faschismus.
Künstlergruppen bildeten einen festen Bestandteil der Avantgarde. Doch infolge der Weltwirtschaftskrise 1929 rückten neben den künstlerischen Anliegen auch Strukturen unabhängiger Selbstorganisation und -vermarktung in den Fokus. Vor diesem Hintergrund entstand die in Meudon bei Paris auf Initiative von Hans Arp und Theo van Doesburg gegründete Gruppe Abstraction-Création. Ihr Ziel war es, den noch kaum vorhandenen Markt für abstrakte Kunst durch eine unabhängige internationale Gemeinschaft zu entwickeln und zu fördern. Zeitweise umfasste die Gruppe mehr als 90 Mitglieder aus nahezu 20 Ländern. Zusammen mit Schriftstellern, Sammlern, Verlegern sowie Kunstkritikern bildeten sie ein internationales Netzwerk, das als Beispiel künstlerischer Selbstorganisation bis in die Gegenwart ausstrahlt.
In ihrer inhaltlichen Ausrichtung vertrat die Gruppierung zwei Richtungen der ungegenständlichen Kunst (Art non-figuratif): die der Abstraktion von Formen, die der Natur entlehnt waren, und die der Kreation rein geometrischer Formen. Sie überbrückten so auch den teils erbittert ausgetragenen Richtungsstreit der in schneller zeitlicher Abfolge auch untereinander konkurrierenden Avantgarden. Gemeinsam verfolgten die Künstlerinnen und Künstler, die in den Bereichen Malerei, Bildhauerei und Architektur tätig waren, die Befreiung vom Illusionismus und die Hinwendung zur Abstraktion, verbunden mit dem Wunsch eines gesellschaftlichen Neubeginns.
„Niemand kann vorherbestimmen, wie die Kunst der Zukunft aussehen wird. Jeder Versuch, künstlerische Bestrebungen nach Kriterien von Ethnie, Ideologie oder Nationalität einzuschränken, ist abscheulich.“ Die Künstlervereinigung Abstraction-Création
Im Kontext sich verbreitender faschistischer Bewegungen, die Rasse, Ideologie und Nationalismus in ganz Europa propagierten, stand Abstraction-Création explizit für die Verteidigung der Freiheit von Kunst und für die Vielfalt von Nationalitäten, Geschlechtern und künstlerischen Ausdrucksweisen. Durch jährlich publizierte Cahiers als Plattform für Kunst und Texte sowie durch eigenständig betriebene Ausstellungsräume in Paris etablierte sich Abstraction-Création bis 1937 zur letzten kosmopolitischen Vereinigung der Avantgarde vor Beginn des Zweiten Weltkriegs. Nach dem Krieg wurden viele der beteiligten Künstlerinnen und Künstler zu Botschaftern einer neuen Zeit und zählten zu den erfolgreichsten Namen eines sich dynamisierenden Kunstmarktes und einer sich internationalisierenden Kunstgeschichte, besonders in den USA. Global wurde die „Abstraktion als Weltsprache“ ausgerufen und die frühen Bekenntnisse zur Gegenstandlosigkeit der Kunst als Freiheitsversprechen gewertet.
Die letzten großen Ausstellungen zum Künstlernetzwerk Abstraction-Création wurden 1977 im Museum of Modern Art in New York und 1978 im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster sowie anschließend im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris gezeigt. Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck knüpft mit der Überblicksausstellung Netzwerk Paris. Abstraction-Création 1931–1937 erstmals wieder an diese Werkschauen an.
Ausgestellte Künstler*innen der Gruppe Abstraction-Création
Hans (Jean) Arp, Willi Baumeister, Etienne Beothy, Max Bill, Alexander Calder, Robert Delaunay, Theo van Doesburg, Otto Freundlich, Naum Gabo, Laure Garcin, Albert Gleizes, Jean Gorin, Jean Hélion, Barbara Hepworth, Auguste Herbin, Mainie Jellett, František Kupka, Bart van der Leck, László Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Marlow Moss, Kurt Schwitters, Henryk Stażewski, Władysław Strzemiński, Sophie Taeuber-Arp, Georges Vantongerloo, Paule Vézelay, Friedrich Vordemberge-Gildewart
Gegenwartspositionen
Ergänzend zu den Werken und Druckerzeugnissen der Avantgarde-Künstlerinnen und -Künstler zeigt das Arp Museum sieben Gegenwartspositionen: Mit Rana Begum, Daniel Buren, Angela Bulloch, Imi Knoebel, Timo Nasseri, Kai Schiemenz und Beat Zoderer tritt das Netzwerk Abstraction-Création in einen künstlerischen Dialog mit zeitgenössischer ungegenständlicher Kunst.
Hans-Arp-Allee 1
53424 Remagen