In den Räumen der Graphischen Sammlung zeigt die Kunsthalle Mannheim von 07.02. bis 01.06.25 das vielschichtige Werk des Künstlers Karl Bertsch in einer Einzelausstellung.
Das Plakat zur Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus“ ist das einzige Werk von Karl Bertsch (1895–1974), das bereits in mehreren Ausstellungen öffentlich gezeigt wurde. In Einzelausstellungen wurden seine Gouachen, Zeichnungen und Drucke bislang nur 1932 in der Kunsthalle Mannheim und vor wenigen Jahren in Edingen-Neckarhausen in Einzelausstellungen präsentiert. Die aktuelle Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim soll die große Bandbreite im Œuvre des außergewöhnlichen Künstlers vor Augen führen und so dem Werk zu einer längst verdienten, größeren Bekanntheit verhelfen.
Beruflich als Gebrauchsgrafiker für die Mannheimer Firma Landmann tätig, entwickelt Bertsch zunächst vor allem Werbematerialien für die Tabakindustrie. Bald schon ist er ein gefragter Grafiker für Plakate und für zahlreiche Unternehmen, wie etwa Boehringer-Ingelheim. Schon früh fällt Bertsch als kritischer Beobachter der Gesellschaft auf. Er schafft humoristische Zeichnungen, politisch kritische Karikaturen und andere Darstellungen, mit denen er soziale Ungerechtigkeiten und menschliches Fehlverhalten mit spitzer Feder anprangert. Während des Ersten Weltkriegs schildert er die Situation an der Front in einem gezeichneten Tagebuch. Auffallend oft taucht vor und nach dem Krieg der Tod als Lenker und ständiger Begleiter der Menschen auf. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg liefert Bertsch die Illustrationen für ein Büchlein mit Witzen, die während der Diktatur im Volk über die Nationalsozialisten erzählt wurden.
Der Künstler zeichnet mit sachlicher Klarheit meist menschenleere, industriegeprägte Stadtlandschaften. Sie zeigen einen Lastenkran im Hafen, unwirtliche Gleisanlagen in den Vororten, Eisenbahnbrücken oder städtische Randbebauung mit vereinzelten, mehrgeschossigen Häusern. Dabei nimmt Bertsch vor allem die kahlen Brandmauern in den Fokus.
Im Rahmen der Ausstellung erhält die Kunsthalle Mannheim eine bedeutende Schenkung aus dem Nachlass des Künstlers: Knut Bertsch, der Sohn des Künstlers, sowie seine Frau Ingeborg Bertsch überlassen dem Museum über 200 Zeichnungen und Druckgrafiken. Diese großzügige Geste bereichert nicht nur die Sammlung, sondern geschieht auch noch im Jubiläumsjahr der Neuen Sachlichkeit. Die Kunsthalle dankt dem Ehepaar Bertsch für das Vertrauen und die Unterstützung.