In der oberen Etage der James-Simon-Galerie zeigt das Ägyptische Museum und Papyrussammlung ab dem 11. April 2025 eine Sonderausstellung mit den farbenprächtigen Bildteppichen und Batiken des weltberühmten Wissa Wassef Art Center aus Kairo. Der Eintritt in die Ausstellung ist kostenfrei.

Das Dorf Harrania, unweit der Pyramiden von Gizeh, ist seit über 70 Jahren mit dem Namen eines bemerkenswerten Projekts verbunden. Dort richtete Ramses Wissa Wassef (1911 – 1974), selbst Architekt, Töpfer, Weber und Designer, ein Schul- und Ausbildungszentrum für Kinder- und Jugendliche der umliegenden Dörfer ein. In den Werkstätten sollten, begleitend zur Schulbildung, traditionelle Handwerkskünste, die allmählich drohten in Vergessenheit zu geraten, wiederbelebt werden. Ohne formale Ausbildung oder künstlerisches Training wurden die Schülerinnen und Schüler von Harrania damals in die Kunst des Webens eingeführt. Die hier entstehenden Tapisserien werden bis heute auf handgefertigten Webstühlen mit natürlich gefärbter Wolle und Baumwolle angefertigt und an einem Stück ohne Skizzen oder Aufzeichnungen von den Weberinnen und Webern fertiggestellt. Selbst die komplexesten Stücke, die viele Monate Arbeit in Anspruch nehmen, werden direkt am Webstuhl komponiert und sind inspiriert von den Eindrücken des ägyptischen Alltagslebens.

Es war der dezidierte Wunsch von Ramses Wissa Wassef, dass die Jugendlichen in der geschützten Umgebung des Ateliers ihre Fantasie vollkommen frei und ohne Einflussnahme entwickeln konnten. Diese Freiheit half den jungen Weberinnen und Webern ihr Selbstvertrauen und ihre eigene Persönlichkeit zu entfalten, indem sie ausschließlich auf ihre eigene Vorstellungskraft zurückgriffen. Viele der Weber arbeiten weiterhin im Kunstzentrum und haben sich zu individuellen Künstlerinnen und Künstlern mit eigenem Stil entwickelt. 

Im Jahr 1965 wurde die Technik der Batik als weiteres Handwerk im Kunstzentrum eingeführt. Mit der Hinzunahme dieses Verfahrens wollte Ramses Wissa Wassef zeigen, dass der Kreativität auch in anderen Medien keine Grenzen gesetzt werden, insbesondere durch eine Technik, die zuvor in Ägypten nicht verbreitet war. Batik ist ein traditionelles Textilfärbeverfahren, bei dem Wachs zum Abdecken von Mustern verwendet wird, bevor der Stoff in Farbbäder getaucht wird.

Zahlreiche Kunstwerke des Wissa Wassef Art Center befinden sich heute in bedeutenden Kunstmuseen der Welt, so etwa im Metropolitan Museum of Art in New York, im British Museum, London, oder im Victoria ans Albert Museum in London. Die farbenprächtigen Tapisserien und Batiken zeigen das ländliche Leben, Flora und Fauna Ägyptens in allen Facetten und in eindrücklichen Bildern. Die Ausstellung entführt die Besucherinnen und Besucher nun auch in Berlin in den farbenfrohen Alltag des heutigen Ägyptens, erzählt die Geschichten hinter den „gewebten Fäden des Lebens“ und präsentiert die einzigartigen Techniken dieser Webkunst.

„Fäden des Lebens am Nil“ wird kuratiert von Friederike Seyfried, Direktorin, Ilona Regulski, und Jessica Knebel, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Ägyptischen Museum und Papyrussammlung.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreich bebilderter Begleitband in Deutsch und Englischer Sprache in den Sonderschriften der Ägyptischen Sammlung. 


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: smb.museum

Red sea corals & fish, 2024, Nagah Sayed (1977– ), Wool, © Ramses Wissa Wassef Art Centre, Cairo, Egypt
11.04. - 02.11.2025

Fäden des Lebens am Nil. Bildteppiche des Ramses Wissa Wassef Art Center aus Kairo

James-Simon-Galerie

Bodestraße
10178 Berlin