Im Mai 2025 präsentiert das Haus am Waldsee eine umfassende Einzelausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin Nina Könnemann. In ihrer Arbeit interessiert sich Nina Könnemann für die Art und Weise, wie Menschen im öffentlichen Raum agieren und richtet den Fokus auf marginale Umgebungen, alltägliche Verhaltensweisen und subkulturelle Dynamiken. Präzise und scharfsinnig dokumentiert sie Bewegungen, die durch unterschwellige gesellschaftliche Konventionen geprägt sind. Häufig widmet sich ihre Kamera den Übergangszonen sozialer Ereignisse: Orten, die am Rande von Festivals, Demonstrationen, Sportveranstaltungen oder anderer Massen-Events liegen, sowie den Spuren, die Menschen dort hinterlassen. Diese zunächst unscheinbaren Momente verdichtet Könnemann zu filmischen Reflexionen über unbeachtete gesellschaftliche Mechanismen und schafft damit Porträts der Gegenwart anhand inoffizieller Narrative.
Unter dem Titel Blocken zeigt Nina Könnemann im Erdgeschoss des Haus am Waldsee eine neue Reihe von Videoarbeiten, die im Rahmen eines dezentralen, kollaborativen Produktionsprozesses entstanden sind. Ohne festgelegte Dramaturgie entfaltet sich das Bildgeschehen in Echtzeit – etwa in den letzten Momenten eines Marathons oder während der abschließenden Liftfahrten einer Skisaison. Aufnahme, Auswahl und Montage greifen direkt ineinander und lenken den Blick nicht nur auf das Ereignis selbst, sondern auch auf die Bedingungen seiner filmischen Erfassung. Im Obergeschoss versammelt Further Reductions neue Arbeiten, in denen Könnemann ihre skulpturale Serie Lithic Reductions weiterführt – feine Porzellanobjekte, die formal an prähistorische Werkzeuge erinnern. In Auseinandersetzung mit der Subkultur des sogenannten „Knappings“ – einer Community von Hobbyist*innen, die neolithische Artefakte nachbildet – verknüpfen die Arbeiten archäologisch abgeleitete sowie zufällig entstehende Formen mit spekulativen Narrativen über Knappheit, Imagination und steinzeitliches Denken.
Ob in flüchtigen Bewegungen am Rand öffentlicher Ereignisse oder in archaisch aufgeladenen Objekten, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart oszillieren: Könnemann zeigt, wie Wahrnehmung und Bedeutung stets an Prozesse gebunden sind – an Formen der Reibung, Umcodierung und Verdichtung, die meist jenseits der zentralen Blickachsen liegen.
Nina Könnemann (geb. 1971 in Bonn) lebt und arbeitet in Berlin. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören unter anderem Präsentationen bei Gandt, New York (2023), Lars Friedrich, Berlin (2022), High Art, Paris (2021), Montos Tattoo, Vilnius (2021) sowie House of Gaga, Los Angeles (2018). Überdies waren ihre Arbeiten in zahlreichen Gruppenausstellungen zu sehen, zuletzt unter anderem bei Fluentum, Berlin (2024), FRAC Lorraine, Metz (2024), Sammlung Goetz, München (2022), Kunsthaus Glarus (2021), Francesca Pia, Zürich (2020), Belvedere 21, Wien (2019), und dem mumok, Wien (2019, 2022). Ihre performativen Videoarbeiten wurden unter anderem bei Treize, Paris (2023), im Centre Pompidou, Paris (2017), im Museum Brandhorst, München (2016), und im KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2017) gezeigt.
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag: geschlossen
Weitere Informationen direkt unter: hausamwaldsee.de