Etwa 70 % der Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt, davon sind 96,5% Meerwasser. Die Weltmeere gelten als der Ursprung allen Lebens auf der Erde. Sie bieten Rohstoffe, Energie, Nahrung, Transportwege und funktionieren als Klimamaschine. Die kulturhistorische und immersive Ausstellung Expedition Weltmeere beleuchtet nicht nur die „oberflächliche“ Beziehung zwischen Mensch und Meer, sondern taucht auch in die geheimnisvollen submarinen Gefilde ein.
Die Weltmeere waren stets imaginäre Räume, die Sehnsüchte weckten, Phantasie anregten, aber auch Ängste schürten. Seit jeher spielten sie beim Austausch zwischen Völkern und Kontinenten eine Schlüsselrolle: Waren, Ideen und Religionen verbreiteten sich immer auch auf dem Seeweg, die Meere wurden auf der Suche nach Siedlungsmöglichkeiten, Gold, Gewürzen und neuen Wissensquellen überquert. So entstanden in einem jahrhundertelangen Prozess von Interaktionen vielfältige Verbindungen und Netzwerke rund um den Globus. Bereits in der Frühzeit war die Seefahrt ein Mittel ökonomischer und machtpolitischer Expansion: Wer die Meere beherrschte, hatte auch am Land das Sagen. Der beschämendste Aspekt dieses transkontinentalen Strebens nach Macht und Reichtum war der Handel mit versklavten Afrikaner*innen (15.–19. Jh.).
Die Ozeane und Meere sind der größte zusammenhängende Lebensraum unseres Planeten. Da sie Wärme und CO2 in großen Mengen speichern, haben sie maßgeblichen Einfluss auf Wetter und Klima. Umgekehrt nehmen sie und ihre Ökosysteme durch die Auswirkungen des Klimawandels erheblichen Schaden. Auch Überfischung, industrielle Nutzung, intensiver Schiffsverkehr und die anthropogene Verschmutzung drohen die faszinierende Vielfalt der Ozeane zu vernichten. Von großer Bedeutung für den Schutz der Ozeane ist die Ausweisung von internationalen Schutzgebieten. Diese und weitere Maßnahmen sollen in der 2021 gestarteten UN-Ozeandekade umgesetzt werden.
Das Thema Weltmeere bietet unzählige Betrachtungsperspektiven und Zugänge. Der Titel Expedition Weltmeere richtet den Fokus auf das lustvolle Erforschen und Erkunden unterschiedlicher Facetten der maritimen Welten sowie deren Transformationsprozesse. Die Ausstellung konzentriert sich auf drei große Themenschwerpunkte: Die Tiefsee mit ihren rätselhaften Lebenswelten und dem fragilen Ökosystem, die Weltmeere als umkämpfter Wirtschaftraum und Grundlage der Globalisierung und schließlich die Weltmeere als Sehnsuchtsort und Transferraum für Menschen und Ideen. Zeitgenössische künstlerische Positionen thematisieren das Meer als metaphorischen Raum und animieren zum Nachdenken über die kulturellen Auswirkungen der globalen Kommunikation, des Klimawandels sowie über die bedrohte Schönheit des maritimen Lebensraums.
Neben einer Vielzahl von analogen Originalobjekten und Dokumenten, Filmen und Kunstwerken aus unterschiedlichen Epochen werden an neuralgischen Übergangspunkten zwischen den einzelnen Kapiteln immersive Stationen eingerichtet, die einem breiten Publikum neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in einem attraktiven, zeitgemäßen Format vermitteln.