Ausgehend von den Sammlungsbeständen präsentiert das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) in der neuen Ausstellung Der Klang des Papiers. Materialreflexionen im Plakat rund 80 Arbeiten aus dem Zeitraum 1965 bis 2020.

Eine Eigenheit des modernen Bildplakats ist seine Beschaffenheit aus Papier, wenngleich es die digitale Sphäre nach seiner Kreation heute nicht mehr zwingend verlässt. Die Reflexion über das Plakat als papiernes Medium ist in Varianten immer wieder Ausgangspunkt für Gestaltungsideen in der Plakatkunst gewesen. Besonders im zeitgenössischen Plakat ist zusätzlich zu dem inhaltlichen Kommunikationsauftrag diese selbstreflexive, formale Tendenz unübersehbar bzw. nicht zu überhören. Es scheint auf den Blättern in der Ausstellung zu knistern und zu rascheln, dreidimensional wölben sie sich den Besucher*innen gleichsam entgegen – es wird zerknüllt und zerrissen, geschnitten, gelocht, geknickt und gefaltet. Überraschend oft beziehen zudem die Plakatkünstler*innen aus der Destruktion des Materials die gestalterische Energie für den entscheidenden inhaltlichen Kniff ihrer Arbeiten. Und manches Mal zitiert das Plakat sich schlicht selbst, als ein im öffentlichen Stadtraum geklebtes, gar überklebtes und abgerissenes Blatt Papier. Dessen Auftritt ist jedoch zwangsläufig ein kurzer, da ihm weitere folgen, die ebenfalls um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen. Von Ferne blitzt in einigen Plakaten noch die Kunstgeschichte der 1950er-Jahre auf, als in Paris und Rom die sogenannten Affichisten die subversive Poesie des zufällig entdeckten und nachempfundenen Plakatabrisses mit den Mitteln der Decollage-Technik feierten.

Ergänzt wird die Ausstellung um Fotografien von Thomas Kläber und Ulrich Wüst aus der Mitte der 1980er-Jahre, drei Publikationen von Jianping He sowie der Darstellung eines Plakatabrisses im Teppich der Künstlerin Andrea Milde außerhalb des M1-Kubus.

Mit:
Atelier Tout va bien, Beton, Marvin Boiko, Erich Brechbühl, Büro Freiheit, Stephan Bundi, Anne Dietzsch, Lex Drewinski, Stasys Eidrigevicius, Elias Erkan, Max Fingerhuth, Shigeo Fukuda, Bernd Frank, Karl Domenic Geissbühler, Arjun Gilgen, Frieder und Renate Grindler, Erhard Grüttner, Esa Haaparanta, Heinz Handschick, Simone Hans, Pascal Hartmann, Jürgen Haufe, Jianping He, Fons Hickmann, Mario Hombeuel, Joachim Jansong, Joël und Sylvie Jupin, Thomas Kläber, Steffen Knöll, Wojciech Korkuc, Lynne Kopp, Hans-Jürgen Kummer, Timo Lenzen, Sven Lindhorst-Emme, Uwe Loesch, Jouni Luostarinen, Holger Matthies, Läura Maurer, Pierre Mendell, Andrea Milde, Jan Münz, Silvan Possa, Gunter Rambow, Hubert Riedel, Nora Steffen, Karen Trachsel, Niklaus Troxler, Alain Le Quernec, Ewa Wein, Dietrich Wenzel, Ulrich Wüst, Zwölf


Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag: 11:00 – 19:00 Uhr
Montag: geschlossen

Weitere Informationen direkt unter: blmk.de

Alain Le Quernec, aus der Serie: Poster Is Paper, 1977, Siebdruck © Alain Le Quernec
12.11.2022 - 26.02.2023

Der Klang des Papiers. Materialreflexionen im Plakat

Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst - Dieselkraftwerk

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