Die neue Sonderausstellung des Förderkreises der Städtischen Galerie Karlsruhe widmet sich unter dem Titel »the body and its powers« dem aktuellen Schaffen der Künstlerin Helen Feifel. 1983 in Schwäbisch Gmünd geboren, studierte Feifel 2005 bis 2011 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei den Professoren Meuser und Daniel Roth. Das Werk der in Berlin lebenden und arbeitenden Künstlerin wurde mehrfach mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet und war in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Helen Feifel verbindet in ihren Arbeiten Bezüge zu Performance und Body Art, abstrakter Malerei, Fotografie und Bildhauerei. Die gewählten Materialien und Techniken sowie ihre Kombinationen miteinander nutzt sie, um traditionelle Aspekte der Malerei, wie Zusammenstellungen, Harmonien und Kontraste von Farben, auszuloten und Spannungsverhältnisse bei der Komposition eines Bildes oder eines Objekts zu nuancieren. Es entstehen teils großformatige Werke und Installationen, deren intensive Farb- und Formenkompositionen gegenständliche Assoziationen hervorrufen. Für ihre Ausstellung »the body and its powers« hat die Künstlerin eine neue, ortsspezifische Rauminstallation realisiert, die nicht nur Fotografie und Malerei, sondern auch eine Videoarbeit umfasst.

Als Animationsfilm aufbereitet projiziert Helen Feifel nacheinander 160 Einzelbilder auf lange Stoffbahnen, die zum Teil mit übermalten Fotografien von Körpern bedruckt sind. Bei den Einzelbildern handelt es sich um Schwarz-Weiß-Fotografien, auf denen der Körper einer Frau zu sehen ist. Arme und Beine sind klar erkennbar, während der Kopf und der Rumpf von einem Gewand bedeckt sind, das an ein dichtes, strauchiges Gewächs erinnert. In der Dynamik der Präsentation bewegen sich sowohl der weibliche Körper als auch die individuellen Formen der Farben, mit denen Helen Feifel die Fotografien lasierend übermalt hat, auf tänzerische Art und Weise. Im Gegensatz zur formalen Kontinuität der fotografischen Aufnahmen nähern sich die Farbformen nur zum Teil dem fotografischen Motiv an und scheinen insgesamt eher ein energiegeladenes Eigenleben zu entwickeln. Gleichzeitig zum dynamischen Zusammenspiel der explosiven Farbkompositionen und Formen sind die 160 Einzelwerke aber auch als Unikate wahrnehmbar.

Helen Feifel stellt in der als »warrior« bezeichneten Videoarbeit die Form, Bewegung und Kraft des Körpers ins Zentrum. Der Titel und der repetitive Charakter der Videopräsentation legen die ikonografische Deutung der Bewegung der Figur mit einem rituellen Tanz nahe. In westlichen Gesellschaften werden diese Tänze oft als Kriegstänze interpretiert oder mit dem Tanz des sog. »Wilden Mannes«, einer in der europäischen Kultur aus dem Mittelalter überlieferten Vorstellung eines primitiven, naturverbundenen Urmenschen, assoziiert. Das Stereotyp des »Wilden Mannes« oder des Kriegers mit traditionell männlich konnotierten Eigenschaften wie Macht, Stärke, Primitivität oder Potenz bricht Helen Feifel durch die Darstellung eines weiblichen Körpers – einer »Kriegerin« – auf und verleiht dem Werk so eine starke, moderne Aussagekraft.

Neben der Videoarbeit und den teils bedruckten Stoffbahnen präsentiert die Künstlerin im Ausstellungsraum vier neue bemalte Fotografien. Bereits vor mehreren Jahren hat sich Helen Feifel das Prinzip der übermalten Fotografie zu eigen gemacht. Im analogen Verfahren entwickelt die Künstlerin ihre Fotografien und bearbeitet sie nachträglich per Hand mit Pinsel und Farbe. Die Technik der nachträglichen Koloration von Fotografien wurde in der Geschichte der Fotografie bereits früh zum Zweck der naturalistischen, illustrativen Koloration genutzt. Helen Feifel löst sich jedoch von dieser Tradition und verwendet die Malerei in Bezug auf die Fotografien als gestalterisches Element, das den Fotografien eine neue Dimension und Bedeutungsebene verleiht.

Die Ausstellung »the body and its powers« ist die elfte Präsentation des Förderkreises in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe. Der 1996 gegründete Förderkreis unterstützt mit großem Engagement die wissenschaftliche und bildungsvermittelnde Arbeit des Museums ideell und materiell. So finanziert der Verein von Anfang an und bis heute immer wieder Neuerwerbungen für die Sammlung, die den eigenen Bestand hervorragend ergänzen. In den zurückliegenden Jahren wurden der Galerie bedeutende Kunstwerke übergeben, unter anderem von Silvia Bächli, Hans Baschang, Meuser, Walter Stöhrer, Günter Umberg, Harald Klingelhöller und Rudolf Schlichter. Der Förderkreis unterhält auch einen außergewöhnlichen Museumsshop, in dem originale Kunstwerke namhafter Künstler*innen zum Verkauf angeboten werden. Darüber hinaus richtet der Verein etwa alle zwei Jahre im Forum des Museums Studioausstellungen für ausgewählte Künstler*innen aus, begleitet von einer jeweils individuell gestalteten Katalogpublikation. Die zurückliegenden Präsentationen galten Hiromi Akiyama (1999/2000), Gerhard Mantz (2001/02), Harald Klingelhöller (2005), Günter Umberg (2006), Sabine Funke (2009), Meuser (2011), Ulrike Michaelis (2013/14), Axel Philipp (2016), Heinz Pelz (2018) und Daniel Roth (2021).

Das anlässlich der Ausstellung erschienene Künstlerbuch ist zum Preis von 25 Euro an der Museumskasse erhältlich.


Öffnungszeiten: 
Mittwoch - Freitag: 10:00 - 18:00 Uhr
Samstag - Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
Montag - Dienstag: geschlossen 

Informationen direkt unter: galerie.karlsruhe.de