Ausstellung, Aufführungen, Workshops, diskursives Programm und Campus.Zum Abschluss des achtjährigen Programms Tanzfonds Erbe der Kulturstiftung des Bundes mit 60 realisierten Einzelprojekten findet in der Akademie der Künste eine Veranstaltungsreihe mit Ausstellung, Aufführungen, Workshops und Lectures statt. Am Beispiel des Tanzes wird das kulturelle Gedächtnis als ein offener Prozess von Gegenwartskunst begriffen. In der Aneignung historischer Choreographien und ihrer Transformation durch die Körper und Bewegungen von Tänzerinnen und Tänzern entsteht ein Raum kultureller Erinnerung.Ein Blick auf die Tanzmodernen des 20. Jahrhunderts zeigt, wie in Abgrenzung zum klassischen Ballett und anderen Bewegungstraditionen neue Körperbilder, choreographische Konzepte und Wahrnehmungsebenen seit dem Jahrhundertbeginn entwickelt werden. Sie stehen für Emanzipation, für die Befreiung aus Geschlechterrollen und Körperbildern, für die Dynamik von utopischen Aufbrüchen und politischer Vereinnahmung, aber auch von Widerstand. Tänzerinnen und Tänzer wie Isadora Duncan, Mary Wigman, Gret Palucca, Jean Weidt oder Valeska Gert haben nicht nur den Tanz als Kunstform revolutioniert, sondern auch die anderen Künste grundlegend inspiriert und die Frage nach der politischen Dimension im Tanz thematisiert. Ähnlich verhält es sich mit den Aufbrüchen der Nachkriegsmoderne, mit dem Tanztheater in Deutschland, dem Butoh in Japan, dem Modern und Postmodern Dance in den USA oder dem zeitgenössischen Tanz in Frankreich und Belgien. Im Zentrum des Programms stehen Fragen der Weitergabe von choreographischem und tänzerischem Wissen zwischen den Generationen und damit auch der Repertoirebildung von zeitgenössischem Tanz. Ebenso sollen die Möglichkeiten von Rekonstruktionen historischer Werke und deren körperlicher und performativer Transformation ausgelotet werden. Welche Methoden werden angewandt, um historisches Material aus den Archiven in eine tänzerische Gegenwart zu übersetzen, welche Aneignungen und Fortschreibungen werden dabei praktiziert? Wie verhalten sich Material und Aufführung zueinander? In welcher Weise kann das Archiv als kreativer Prozess historischen wie zeitgenössischen Tanzschaffens neu interpretiert werden?

Die umfangreiche Ausstellung und Installation „Das Jahrhundert des Tanzes“ führt Materialien aus deutschen Tanzarchiven und internationale Aufführungen zusammen. In einer Programmreihe von mehr als 20 aktuellen Tanzproduktionen wird das Tanzerbe von Isadora Duncan, Mary Wigman und Valeska Gert bis zu Anne Teresa De Keersmaeker und Xavier Le Roy als Gegenwartskunst exemplarisch thematisiert. Ein Campus führt internationale Studierende in die Themen choreographischer Bewegungs- und Körperforschung ein. Ein diskursives Veranstaltungsprogramm reflektiert die gesellschafts- und kulturpolitische Bedeutung von tänzerischem und choreographischem Erbe und stellt sie in den Kontext von postkolonialen und geschichtstheoretischen Debatten. Eine Filmreihe sowie ein Reader zum „Jahrhundert des Tanzes“ vervollständigen das Gesamtprogramm.


Öffnungszeiten:
Montag - Sonntag: 15:00 - 20:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: adk.de

10.05.2019

Was der Körper erinnert. Zur Aktualität des Tanzerbes

Akademie der Künste

Hanseatenweg 10
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