Unter dem Zeichen des Elefanten werden ab 18. Mai 2019 verschiedene Räume des Akademie-Standortes am Hanseatenweg in eine labyrinthische Ordnung gebracht. Bis 2. Juni werden sie Teil einer Struktur des Unsagbaren, des verdrängten Konflikts und Missverständnisses in einer raumübergreifenden akustischen, visuellen und performativen Installation, die Kathrin Röggla mit Mark Lammert und Eran Schaerf und Gästen entwickelt hat. Denn die aus dem Englischen stammende Redewendung „Der Elefant im Raum“ zielt auf eine Störung ab: Alle im Raum Anwesenden wissen von einer dringenden Sache, die einfach nicht anzusprechen ist. Je mehr der Elefant erscheint, desto schwieriger ist es, über seine Anwesenheit zu sprechen, das „Tier“ zeichnet sich deutlich ab und bleibt doch unsichtbar.

In den von Mark Lammert gestalteten Räumen sind Filmbeiträge von Alexander Kluge und Alvaro García de Zúñiga die einzigen visuellen Beiträge in einer ansonsten rein sprachlichen Klang-Installation, in der unter der akustischen Regie von Leopold von Verschuer die Stimmen der Akademiemitglieder Jens Harzer, Kathrin Röggla, Manos Tsangaris, Valery Tscheplanowa, Angela Winkler, Hanns Zischler und weiteren Gästen das Treppenhaus, den Gräsergarten, die Halle 1, den Gang vor dem E-Studio und das Atelier 1 durchdringen.

Während der Ausstellungslaufzeit findet täglich um 17 Uhr Eran Schaerfs Performance Schnappschuss statt, die vom Umgang der Gesellschaft mit Erzählungen, die ihre konstitutive Erzählung unterlaufen, handelt. Der englischen Redewendung zufolge geht man den Elefanten sehen oder hat ihn gesehen, wenn man in den Krieg zieht oder aus ihm zurückkehrt. Das aber ist eine Erfahrung, die den Kriegsrückkehrer von der Gesellschaft trennt, die ihn in den Krieg geschickt hat. Schaerfs Performance erzählt diesen Konflikt als Führung durch eine unsichtbare Ausstellung.

Vom 21. – 25.5. lädt Kathrin Röggla dann jeweils um 18 Uhr unter dem Titel Der Elefant aus dem Raum zu einer Reihe von Gesprächen ein, um ein literarisches Experiment durchzuführen. Ihre Gäste kommen aus unterschiedlichen Bereichen der politischen, juristischen und dramatischen Arbeit. Sie spricht mit ihnen über ihre Arbeitserfahrungen und versucht festzustellen, ob kommunikative Störungen wie die des „Elefanten im Raum“ sich darin zeigen, um danach live das Material weiter zu verarbeiten. In ihrer Performance nutzt Kathrin Röggla die Besonderheit des Akademie-Gebäudes am Hanseatenweg, Produktionsstätte, Aufführungsort und Wohnort für Kunstschaffende in einem zu sein, und dekliniert die Orte durch. Zu Beginn führt sie mit ihrem jeweiligen Gast ein einstündiges Gespräch im Tonstudio, das öffentlich miterlebt werden kann. Um etwa 19 Uhr wechselt sie in Halle 1, in der sie die aufgenommene Unterhaltung öffentlich transkribiert, und gegen 20 Uhr geht es weiter ins sogenannte Beckett-Atelier. Dort wird Röggla aus dem Transkript Material für die Literatur gewinnen. Mark Lammert wird während ihrer Performance seine Arbeit als Kopist und Transformator von Texten durchführen.


Der Elefant aus dem Raum, Performance: 21. – 25.5.
Kathrin Röggla im Gespräch mit Gästen, jeweils 18:00 Uhr 
21.5.: Heike Kleffner, Journalistin, Geschäftsführerin Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG)
22.5.: Arabelle Bernecker-Thiel, Politologin, Consultant für Migrationsmanagement
23.5.: Ulf Bünermann, Soziologe und Koordinator in der Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung (LADS)
24.5.: Frank Raddatz, Publizist und Dramaturg
25.5.: Patrick Kroker, Jurist, European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR)


Öffnungszeiten:
Montag - Sonntag: 15:00 - 22:00 Uhr

Weitere Informationen direkt unter: adk.de

18.05. - 02.06.2019

Kathrin Röggla: Der Elefant im Raum

Akademie der Künste

Hanseatenweg 10
10557 Berlin