Der spanische Fotograf Carlos Pérez Siquier (1930–2021) gehört zu den führenden Persönlichkeiten der fotografischen Moderne. In der spanischen Fotografie nahm er eine herausragende Stellung ein, zunächst durch seine neo-realistischen Arbeiten und später als Pionier der Farbfotografie. Das Fotografie Forum Frankfurt (FFF) zeigt in Kooperation mit der Fundacíon MAPFRE eine Retrospektive seiner bedeutendsten Serien von 1957 bis 2018. 

Bereits die 1956 begonnene, heute legendäre Serie La Chanca vermittelt einige für Pérez Siquier typische Stilmerkmale: Im gleichnamigen Viertel von Almería fotografierte der Künstler Leben am Rand der Gesellschaft – zunächst in Schwarzweiß, und bereits mit dem auch im weiteren Werk spürbaren Sinn für empathischen Humor. In den 1960er Jahren entschied sich der Fotograf für Farbe, um die kulturellen Veränderungen des nach-franquistischen Spanien hin zu einer Konsumgesellschaft visuell-sinnlich sichtbar zu machen. Auch La Chanca fotografierte Pérez Siquier ein weiteres Mal in Farbe – und entwickelte mit diesem zweiten Blick deutlich neue Bildwirkungen. 

Im FFF zu sehen sind rund 130 Arbeiten des spanischen Fotografen, darunter bisher unveröffentlichte Bilder. Zusammen mit einem umfangreichen Katalog trägt die Ausstellung zu einem neuen Verständnis des Werks von Carlos Pérez Siquier bei. Schau und Buch verdeutlichen, wie der Fotograf, der zeit seines Lebens in seiner Geburtsstadt Almería blieb, trotz dieses Status an der Peripherie zu einem der einflussreichsten Kreativen in der spanischen Fotografie wurde. Seit ihrem Zusammenschluss 1956 war er treibende Kraft der Gruppe AFAL (Agrupación Fotográfica Almeriense), des wichtigsten Fotokollektivs Spaniens jener Zeit, und Mitgründer der gleichnamigen Zeitschrift. Von Almería aus setzte sich Pérez Siquier mit den zeitgenössischen Debatten Spaniens auseinander, von dort aus bewirkte er in Kontakt mit anderen kreativen Fotografen des Landes radikale Abweichungen und Brüche mit den damals gängigen fotokünstlerischen Konventionen. 2003 wurde er mit dem spanischen Nationalpreis für Fotografie ausgezeichnet. 

Die Ausstellung PÉREZ SIQUIER, kuratiert von Carlos Martín und Carlos Gollonet, ist Beitrag des FFF zum Ehrengastprogramm Spaniens bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Ermöglicht wurde die Schau in Zusammenarbeit von Fundación MAPFRE, Acción Cultural Española (AC/E) und FFF. 


Eröffnung: Freitag, 14. Oktober 2022, 19:00 Uhr

RAHMENPROGRAMM 
Samstag, 15.10., 15:00 Uhr
GALERIEGESPRÄCH mit CARLOS MARTÍN, Kurator der Ausstellung PÉREZ SIQUIER 

Sonntag, 30.10., 27.11, 11.12., 15:00  Uhr
KURATORINNENFÜHRUNG mit CELINA LUNSFORD, Kuratorin und künstlerische Leiterin Fotografie Forum Frankfurt 

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
immer mittwochs um 17:00 Uhr

PUBLIKATION Zur Ausstellung PÉREZ SIQUIER ist ein Katalog (Englisch) im FFF erhältlich. 288 Seiten, mit Essays der beiden Kuratoren Carlos Martín und Carlos Gollonet sowie weiteren Experten. Preis: 39,90 €